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Religion in der Schweiz: Weniger Gebete und die Kirchen sind leer

kathedrale st gallen
Es hat noch Platz auf den Bänken: Blick auf die Kathedrale St. Gallen.Bild: Gian Ehrenzeller/keystone

Schweiz ohne Gott: Es wird weniger gebetet und die Kirchen leeren sich

Die Zahl der regelmässigen Kirchengänger hat in den letzten 10 Jahren dramatisch abgenommen. Mitglieder der Freikirchen trotzen dem Trend.
25.06.2025, 09:5325.06.2025, 09:53
Kari Kälin / ch media
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Noch vor 50 Jahren hatten Menschen ohne Religionszugehörigkeit Exotenstatus. Mittlerweile machen die Konfessionslosen mit 35,6 Prozent der Bevölkerung die grösste Gruppe aus. Das zeigen neue Zahlen des Bundesamtes für Statistik zur Religionslandschaft in der Schweiz. Der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche hat jüngst zu rekordhohen Kirchenaustritten geführt.

Die Mehrheit (56,2 Prozent) der Schweizer Bevölkerung ist christlich. Die Katholiken (30,7 Prozent) stellen die Mehrheit, gefolgt von den Protestanten (19,5 Prozent) und anderen christlichen Gemeinschaften (6 Prozent). Tendenziell sind Menschen mit Migrationshintergrund etwas religiöser.

Die fortschreitende Säkularisierung lässt sich mit blossem Auge beobachten. Wer einem Gottesdienst beiwohnt, stellt fest: Die Mehrheit der Kirchenbesucher und -besucherinnen hat graue Haare, Familien mit Kindern sind eine Minderheit, die Bänke sind mässig besetzt.

Jörg Stolz, Professor für Religionssoziologie an der Universität Lausanne, spricht von «Generationen des abnehmenden Glaubens». Das heisst: Die Eltern vermitteln ihren Kindern die Religion immer weniger. Dass immer weniger Babys getauft werden und der konfessionelle Religionsunterricht an der Schule an den Rand gedrängt wird, passt ins Bild.

Menschen im AHV-Alter beten am häufigsten

Die Schweiz ohne Gott: Dieser Trend hat sich in den letzten zehn Jahren noch einmal akzentuiert. Beteten 2014 noch 46,8 Prozent der Bevölkerung regelmässig, also mindestens einmal pro Monat, waren es im letzten Jahr noch 39,5 Prozent. Am häufigsten falten Menschen im AHV-Alter die Hände, am seltensten Personen zwischen 25 bis 44 Jahren. Auch die Zahl der regelmässigen Kirchgänger ist 2024 auf 18,3 Prozent gesunken. 2014 waren es noch 21,4 Prozent.

Eine Gruppe verhält sich antizyklisch: Bei den Freikirchen bezeichnen sich fast die Hälfte der Mitglieder als religiös und spirituell, bei den Katholiken und Protestanten sind es deutlich weniger. Zudem hat das regelmässige Beten bei den Freikirchlern in den letzten Jahren sogar zugenommen, wie der Verband mitteilte. Und sie besuchen (30,3 Prozent) auch am häufigsten mindestens einmal pro Woche einen Gottesdienst. Am zweitfleissigsten sind die Muslime; 20,1 Prozent begeben sich wöchentlich zur Moschee. Auf der anderen Seite besuchen 46 Prozent der Muslime überhaupt nie eine Moschee. So viele Abstinenzler gibt es bei keiner anderen Religionsgemeinschaft.

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