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Kirchen verzeichnen 2024 deutlich weniger Austritte als 2023

Kirchen verzeichnen 2024 deutlich weniger Austritte als 2023

26.09.2025, 14:09

Im vergangenen Jahr sind deutlich weniger Personen aus der katholischen Kirche ausgetreten als 2023. Damals führte die Publikation einer Studie über sexuellen Missbrauch zu einer Austrittswelle. Davon war auch die evangelische Kirche betroffen.

Eine Jesus Figur an einem Kreuz vor einem Altar aufgenommen anlaesslich einer Medienkonferenz zu einer Reputationsumfrage der Katholische Kirche des Kantons Zuerich, am Dienstag, 1. April 2025 in Zuer ...
Die Austritte in der Kirche nehmen weiter zu.Bild: keystone

2024 verzeichnete die katholische Kirche der Schweiz 36'782 Austritte. Das teilte das Schweizerische Pastoralsoziologische Institut (SPI) am Freitag mit. Die Zahl der Austritte ging gegenüber 2023 um 46 Prozent zurück. Damals kehrten 67'497 Mitglieder der katholischen Kirche den Rücken.

Trotz des Rückgangs verharren die Austrittszahlen auf einem hohen Niveau, bilanzierte das von der katholischen Kirche Schweiz getragene Forschungsinstitut mit Sitz in St. Gallen. Im mehrjährigen Vergleich zeige sich «eine langsam ansteigende Austrittsneigung».

Die Austrittszahlen 2024 liegen deshalb auch etwas über dem Wert des Jahres 2022 vor der Veröffentlichung der Studie über sexuellen Missbrauch im Umfeld der katholischen Kirche.

Kirche bereitet sich aufs Kleinerwerden vor

Nebst den Austritten tragen ein hoher Anteil an Sterbefällen und ein Rückgang bei den Taufen zu einer Verringerung der Mitgliederzahlen bei. Letztes Jahr gehörten der katholischen Kirche in der Schweiz noch 2,73 Millionen Personen an.

«Wir müssen anerkennen, dass der Gesamttrend der Austritte und der Rückgang im kirchlichen Leben die heutige Art und Weise, wie wir Kirche sind, grundlegend infrage stellt», sagte der St. Galler Bischof Beat Grögli vor den Medien.

«Eine Herausforderung liegt darin, die Kirche strukturell auf das Kleinerwerden vorzubereiten», erklärte Urs Brosi, Generalsekretär der römisch-katholischen Zentralkonferenz der Schweiz. Das Ziel sei, dass sie geordnet schrumpfe und dabei ihre Stabilität behalten könne.

Zwei Taufen – fünf Beerdigungen

Auch in der evangelischen Kirche stiegen damals die Austrittszahlen aufgrund der Studie 2023 an, jedoch nicht im gleichen Ausmass. 2024 verzeichneten die Reformierten noch 32'561 Austritte. Das sind 18 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Trotzdem bleibt der Mitgliederrückgang auch in der reformierten Kirche hoch, während ebenfalls immer weniger Kinder getauft werden.

«Wir beobachten einen klar negativen Generationensaldo», sagte Stephan Jütte, Leiter Kommunikation bei der evangelisch-reformierten Kirche Schweiz. «Zwei Kinder werden getauft – fünf reformierte Mitglieder werden bestattet.»

Das klassische «volkskirchliche Modell», dass fast alle dazugehören, Kinder getauft, Paare getraut und Menschen am Ende ihres Lebens kirchlich bestattet werden, habe seine Selbstverständlichkeit verloren.

Die reformierte Kirche der Schweiz zählte im vergangenen Jahr 1,78 Millionen Mitglieder. (dab/sda)

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