In der SRF «Arena» stehen wieder die Abstimmungen auf dem Programm. Als Erstes wurde in der Sendung gestern Freitag die Pflegeinitiative diskutiert, die am 28. November an die Urne kommt.
Die Initiative «Für eine starke Pflege» will den Pflegeberuf per Verfassungsartikel stärken. Sie fordert unter anderem, dass Bund und Kantone angemessene Arbeitsbedingungen schaffen und eine Ausbildungsoffensive starten. Dem Bundesrat und Parlament geht das jedoch zu weit. Sie möchten den Pflegemangel auf Gesetzesebene bekämpfen, indem sie bis zu einer Milliarde Franken innert acht Jahren in Aus- und Weiterbildungen investieren.
Braucht es die Pflegeinitiative oder ist der Gegenvorschlag besser? Soll man für Arbeitsbedingungen sorgen, die den Beruf langfristig attraktiv machen oder braucht es zeitnah Investitionen in die Ausbildung? Diesen Fragen will Sandro Brotz nicht eine, sondern gleich zwei Sendungen widmen.
Im November soll es eine weitere Sendung zur Pflegeinitiative geben, schreibt der Moderator auf Twitter. Dann werde auch Gesundheitsminister Alain Berset, der wie gewohnt die Haltung des Bundesrates vertritt, dabei sein. Dieses Mal musste die Sendung ohne ihn auskommen. Stattdessen diskutierten:
Gleich zu Beginn der Sendung trägt die SVP-Hardlinerin Martina Bircher dick auf. Die Initiative würde nur jene auf der Tertiärstufe, «diplomierte» Pflegende mit Bachelor- oder Masterabschluss, berücksichtigen. Das einfache Pflegepersonal, das Leute wäscht oder aufs WC begleitet, sei nicht gemeint.
Überhaupt müssten die Verfechter und Verfechterinnen der Initiative ehrlicher sein: Die ganzen Benefits des Berufes, wie zusätzliche Ferientage oder eine gute Pensionskasse durch die staatsnähe der Spitäler oder Altenheimen, würden nicht erwähnt, beklagt Bircher. «Logisch findet ihr keinen Nachwuchs mehr, wenn ihr immer alles schlecht redet.»
Diese Aussagen rufen Patrick Hässig auf den Plan. Er, der einzige Nicht-Politiker in der Runde, sah seine Tätigkeit falsch dargestellt. «Ich als diplomierter Pflegefachmann gehe mit Patientinnen und Patienten aufs WC und pflege sie am Bett, Frau Bircher. Was denken Sie eigentlich, mache ich den ganzen Tag?»
Hässig war sehr eloquent. Er richtete das Wort gerne auch direkt in die Kamera und ans Publikum zu Hause, anstatt nur an seine Widersacher. Der Pflegefachmann war 18 Jahre lang Radiomoderator, eine Zeit lang auch für eine Quizshow bei SRF.
Doch was macht Hässig da in der ersten Reihe der «Arena»? Üblicherweise stehen an seiner Stelle Politiker mit Regierungsauftrag, Arbeitgeber- oder Arbeitnehmervertreterinnen. Kann er nach knapp fünf Jahren im Job – er begann seine Ausbildung im Jahr 2017 – glaubhaft über die Missstände der Pflegebranche debattieren? Seine Berufskollegin Leonore Agazzi, Pflegefachfrau und Berufsausbilderin mit langjähriger Erfahrung, wurde auf die Rückbank gepflanzt. Oder hat Brotz seinen Ex-Berufskollegen eingeladen, weil er so gut redet?
Auf jeden Fall lieferte Hässig einen famosen Job ab. Seine Worte machten Nationalrätin Bircher direkt baff. Ausserdem bemühte er ein paar bildliche Anekdoten aus dem Arbeitsalltag. Er erzählte von blutigem Stuhlgang und Nierenschalen mit – sagen wir – üblen Flüssigkeiten drin. Während er sprach, hörten ihm die «Arena»-Teilnehmenden gebannt zu. Meistens jedenfalls.
Die Frage, welche Pflegefachpersonen nun mit der Initiative gemeint seien, beschäftigte die Teilnehmenden weiterhin. Bircher war überzeugt, dass die Initiative Pflegefachpersonen mit Lehrabschluss ausschliessen würde, ihre Ratskollegin Flavia Wasserfallen behauptete das Gegenteil.
Ein Faktencheck sollte Abhilfe schaffen. Leider brachte auch dieser keine Harmonie ins Studio zurück. Au contraire! Wasserfallen und Bircher gerieten sich jetzt erst recht in die Haare. Auf Birchers belustigendes «also wolltet ihr etwas anderes sagen, als ihr in den Initiativtext geschrieben habt?», reagierte Wasserfallen mit einem genervten «ich habe dir den Text jetzt wohl schon zweimal vorgelesen».
Aber das war er der Anfang der Keiferei. Sie erinnerten an ein altes, sich zankendes Ehepaar, das dem jeweils anderen gar nicht mehr zuhören will. Wasserfallen holte nochmals Anlauf. In einem gutmütigen, fast liebevollen Ton sagte sie: «Martina, du hast dich verrennt.»
Es ging darum, dass Bircher im Nationalrat anfänglich gegen den Gegenvorschlag gestimmt hatte, anstatt ihn zu unterstützen. Das brachte Bircher nun endgültig aus der Fassung. Beide redeten für mehrere Sekunden, unerbittlich und parallel aufeinander ein, bis Brotz die Handbremse zog.
«Eine nach der anderen», sagte Brotz. Wasserfallen hielt weiter am Vorwurf gegen Bircher fest und diese verteidigte sich und sagte, dass sie in der Schlussabstimmung dafür war. «Die SVP ist für den Gegenvorschlag», sagt Bircher. Moment, ist sie das? Stand Freitagabend hat die SVP die Parteiparole noch nicht bekannt gegeben. Ja gut, liebe Lesende, das wäre dann ein kleiner Primeur aus der «Arena».
In dieser Arena war Martina Bircher klar die Verliererin. Sie konnte nicht überzeugen und liess sich bei Wortgefechten unterkriegen, obwohl sie sich gut wehren kann. Das hat sie in anderen «Arena»-Sendungen gezeigt. Gewonnen hat am ehesten Herr Hässig. Sein Auftritt war erfrischend anders und er brachte seine Argumente ins Trockene.
Die Frage bleibt offen, worüber man in der zweiten «Arena» zur Pflegeinitiative diskutieren will. Ausser, dass Alain Berset sein Machtwort noch nicht gesprochen hat, wurden eigentlich alle Eckpunkte abgehandelt. Vielleicht hat Herr Brotz noch ein weiteres Ex-Gspändli im Ärmel, das neuen Wind in die Sendung haucht.
- wer eine Ausbildung gemacht hat wird angegriffen
- Probleme würde es nicht geben wenn man nicht darüber reden würde
- aber wir haben natürlich das Recht auch ohne Arbeit und Fachwissen respektlos über Betroffene zu reden
Ich hoffe ich muss die peinliche Frau nicht mehr in den Medien sehen.
Dieser weibliche Andreas Glarner ist für mich einfach unerträglich.
Dass sie es zudem mit der Wahrheit nicht allzu genau nimmt, hat sie in Aarburg z.B. mit der Zerstörung der lokalen Spitex und dem Engagement eines Dritt-Dienstleisters bewiesen. Frau Bircher liess sich dafür feiern, dass die Gemeinde SOOO viel Geld sparen würde. Dass die Klienten des neuen Anbieters aber nur noch einen Bruchteil der früheren Dienstleistungen bekommen, wurde elegant unter den Tisch fallen gelassen.
Die Art wie sich diese Frau gibt, widert mich an.