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Schweizer Elektronik in russischen Drohnen – für Angriffe auf Ukraine

Schweizer Elektronik in russischen Drohnen – nur zwei Länder «liefern» mehr

19.11.2025, 12:3019.11.2025, 14:44

Schweizer Mikroelektronik tötet in der Ukraine. Das ist kein Boulevardtitel, sondern Tatsache, gemäss Erkenntnissen des ukrainischen Militärgeheimdiensts (HUR).

Die Drohnen, Raketen und Gleitbomben, die Russland in seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine einsetzt, sind auf elektronische Schaltungen, Prozessoren, Navigationsmodule angewiesen. Diese Hightech-Komponenten kommen zum Grossteil aus den USA. An zweiter Stelle folgt China – und an dritter bereits die Schweiz.

Der ukrainische Militärgeheimdienst identifizierte 323 elektronische Komponenten, die von Schweizer Unternehmen hergestellt wurden und in russischen Waffen Verwendung fanden. ST Microelectronics hat seinen Hauptsitz in Genf – das Unternehmen ist einer der grössten Halbleiterhersteller in Europa und ist auf der Liste des HUR prominent vertreten.

Weitere oft identifizierte Bauteile russischer Waffen stammen von U-Blox mit Sitz in Thalwil ZH und Traco Power aus Baar ZG.

Alle genannten Schweizer Firmen betonen, dass sie die Russland-Sanktionen einhalten. ST Microelectronics hält gegenüber dem Tages-Anzeiger fest, dass es verschärfte Kontrollen und Prüfverfahren gebe.

«Wir genehmigen oder dulden keine Verwendung unserer Produkte ausserhalb ihres vorgesehenen Verwendungszwecks.»
ST Microelectronics

U-Blox teilt mit, Bauteile, die in russischen Drohnen gefunden würden, seien «nach Russland geschmuggelt oder aus zivilen Produkten wie E-Scootern oder Autos ausgebaut worden». Traco Power lässt verlauten, es gebe zahlreiche gefälschte Traco-Power-Produkte, insbesondere aus China.

Eigentlich verboten

Schweizer Elektronik ist unter anderem Teil von Shahed-Kamikazedrohnen (in Russland «Geran-2» genannt) und Hyperschallraketen des Typs Kinschal.

epa12535111 A handout photo released by the press service of the State Emergency Service (SES) of Ukraine shows the site of a Russian strike on a high-story residential building in Ternopil, western U ...
Zivile Gebäude in Ternopil (im Westen der Ukraine) nach einem russischen Angriff. Hier starben letzte Nacht 25 Menschen. Bild: keystone

Dort dürfte sie eigentlich gar nicht landen. Seit über zwei Jahren ist der Export solcher Mikroelektronik nach Russland verboten – ob direkt oder über Umwege. Doch nach Russlands Invasion im Februar 2022 kam es zu einem Exportanstieg solcher Produkte in die Türkei sowie nach China, Serbien und Kasachstan.

Im Fall der Türkei haben sie sich verdoppelt, bei Kasachstan gab es ein Plus von über 50 Prozent. Die genannten Länder tragen die westlichen Sanktionen nicht mit, Kasachstan hat gar ein Freihandelsabkommen mit Russland.

Gleichzeitig haben die Türkei und Kasachstan seit Kriegsbeginn viel mehr Mikroelektronik nach Russland exportiert. Bei der Türkei sind es 2500 Prozent mehr, im Fall von Kasachstan 900 Prozent.

(rbu)

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Hans Jürg
19.11.2025 12:39registriert Januar 2015
"kam es zu einem Exportanstieg solcher Produkte in die Türkei sowie nach China, Serbien und Kasachstan."

Dann wäre es doch sinnvoll, diese Länder auch nicht mehr zu beliefern, soi lange bis sie alles dafür tun, dass die Produkte nicht 'zufällig' in Russland landen.
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kusel
19.11.2025 12:37registriert Januar 2015
Einmal mehr eine Schande für die Schweiz.
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