Wer mit dem Zug, Tram oder Bus unterwegs ist, hört und sieht immer mehr Durchsagen und Informationen auf Bildschirmen. Jüngstes Beispiel sind die Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ). Seit dem Fahrplanwechsel vom 15. Dezember wird der Hauptbahnhof in all ihren Fahrzeugen auch auf Englisch als «main station» angekündigt.
Bereits zuvor geschah dies in den Trams, die den Flughafen anfahren. «Airport – please change here for passenger flights», heisst es vor der Ankunft. Zudem begrüssen die Informations-Bildschirme in den Fahrzeugen die Kundschaft schon länger mit einem «Welcome». Während der Rad-WM im Herbst schalteten die VBZ zudem die Durchsage, mit der vor Taschendieben gewarnt wird, erstmals auch auf Englisch.
Auf den Plakaten etwa zu längerfristigen Umleitungen informierten die VBZ ebenfalls teilweise zweisprachig, sagt Sprecherin Judith Setz. In Zürich ergibt dies durchaus Sinn: Im vergangenen Jahr zählte die Stadt 1,4 Millionen Besucherinnen und Besucher aus dem Ausland, von denen viele kein Deutsch verstehen. Zudem ist Englisch für etwa 13 Prozent der 450'000 Einwohnerinnen und Einwohner die Hauptsprache.
Mehr Englisch und damit längere Durchsagen gibt es seit kurzem auch bei den SBB. Seit dem Fahrplanwechsel werden im Zürcher Hauptbahnhof auf den Gleisen 33 und 34 die automatischen Ansagen zu den Fernverkehrs-Zügen sowie Informationen wie Gleiswechsel und Anschlüsse auch auf Englisch gemacht. Auf diesen Gleisen verkehren die meisten Züge zum Flughafen. Die neue Handhabung hat allerdings zur Folge, dass es zu gewissen Zeiten kaum mehr eine Minute ohne eine Durchsage gibt.
In den vergangenen Monaten hat auch Postauto auf touristischen Strecken englische Durchsagen eingeführt, etwa in der Region Interlaken, wie CH Media berichtete. Zum Standard gehören englische Durchsagen auch bei der Rhätischen Bahn, die stark vom Freizeitverkehr abhängig ist.
Neben zweisprachiger Information werden die Lautsprecher und Bildschirme des öffentlichen Verkehrs aber zusehends auch für andere Kampagnen genutzt. Die VBZ etwa schalten zu gewissen Zeiten Durchsagen mit der Aufforderung, sich gut festzuhalten. Besonders beliebt sind auch Warnungen vor Dieben. «Achtung, Taschendiebe unterwegs!», hiess es etwa zwischen dem 30. November und 22. Dezember auf den Linien des Berner Betreibers Bernmobil in der Innenstadt.
In Deutsch, Französisch und Englisch wurden die Fahrgäste dazu aufgefordert, ihre Wertsachen zu schützen. Auf ihren Bildschirmen warnten zuletzt auch die Verkehrsbetriebe Luzern (VBL) vor Taschendieben. In der Vergangenheit gab es dort auch schon Durchsagen.
Ob die Durchsagen eine Wirkung über die Sensibilisierung hinaus haben, ist unklar. VBL-Sprecher Marc Schwegler sagt, bis Mitte Dezember sei nur eine Meldung betreffend Diebstähle aus der Kundschaft eingegangen. Während der Vorweihnachtszeit und im Hinblick auf die Fasnacht nächstes Jahr hielten die VBL Präventionsmassnahmen aber für sinnvoll.
Bernmobil-Sprecher Rolf Meyer teilt mit, die Durchsagen seien in Zusammenarbeit mit der Kantonspolizei erfolgt. Sie sollten die Leute in der Hektik und im Gedränge der Vorweihnachtszeit auf Taschendiebe sensibilisieren. In Bern wurden ähnliche Aktionen ebenfalls schon in der Vergangenheit durchgeführt.
Oft wissen Opfer von Diebstählen aber nicht, wo genau sie bestohlen wurden. Diebstähle würden in der Regel direkt der Polizei gemeldet, sagt Aline Staeger, Sprecherin der Betreibergesellschaft Aargau Verkehr AG (AVA). Diese hat denn auch keine Durchsagen zum Thema Diebstahl geplant. Auch die Kantonspolizei sehe dazu keinen Anlass. Die AVA setze auf die Präsenz von Sicherheitspersonal in den Zügen und Bussen.
Selbst die Polizei weiss nicht, wie oft Diebe im ÖV zuschlagen. So heisst es etwa bei der Stadtpolizei Zürich, im vergangenen Jahr sei es zu knapp 2900 Taschen- und Trickdiebstählen auf dem Stadtgebiet gekommen. Die Örtlichkeit werde aber statistisch nicht erfasst. Meist könnten sie die Opfer nicht benennen.
Wenige Rückmeldungen zu Diebstählen erhalten die Basler Verkehrs-Betriebe (BVB). Doch auch sie nutzen ihre Fahrzeuge für Kampagnen. Derzeit läuft eine mit dem Namen «Karma Rider». QR-Codes in den Fahrzeugen und auf den Bildschirmen machen auf sie aufmerksam. Damit wollen die BVB laut Sprecher Matthias Steiger auf sicherheitsrelevante Thema aufmerksam machen. Die Kampagne soll etwa dazu führen, dass sich Fahrgäste in den Fahrzeugen festhalten. Es dürfte nicht die letzte neue Informationsoffensive im öffentlichen Verkehr gewesen sein.