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SBB-Chef Ducrot sagt, wie teuer der Umbau des FV-Dosto wird

Auch der SBB-Doppelstockzug FV-Dosto wurde von Bombardier hergestellt. (Archivbild)
Musste über tausendmal angepasst werden: Der FV-Dosto von Hersteller Bombardier.Bild: KEYSTONE

SBB-Chef: «Der Zug, den wir bekommen haben, ist nicht der Zug, den wir bestellt haben»

27.12.2024, 06:3427.12.2024, 06:34
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Die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) wollen 2025 einen umgebauten FV-Dosto-Zug im Fernverkehr testen. Wie SBB-CEO Vincent Ducrot im Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung» erklärte, soll der Prototyp eine ruhigere Fahrt gewährleisten.

Ducrot räumte Fehler bei der Beschaffung des FV-Dosto ein, insbesondere dass die Erwartungen an die Züge zu hoch gewesen seien. «Der Zug, den wir bekommen haben, ist nicht der Zug, den wir bestellt haben. Es gab nachträglich über tausend Anpassungen. Das ist für uns eine Lehre», so Ducrot. Die Umbaukosten für die 62 Doppelstockzüge schätzte er auf einen hohen zweistelligen Millionenbetrag.

ARCHIVBILD ZUR MK BOMBARDIER ZUM FV-DOSTO, AM MITTWOCH, 06. NOVEMBER 2019 ---- Abfahrt des Fernverkehrs-Doppelstockzugs FV-Dosto im Zuercher Hauptbahnhof am Mittwoch, 1. Mai 2019. (KEYSTONE/Walter Bie ...
Die Umbaukosten für den FV-Dosto liegen im zweistelligen Millionenbereich.Bild: KEYSTONE

Weiter sprach Ducrot über die Mehrkosten von 14 Milliarden Franken für die Bahninfrastruktur bis 2035. Diese seien durch geänderte Normen und Anforderungen notwendig geworden. «Heute haben wir bessere Mess- und Simulationsmethoden. Sie zeigen, dass bei der erhöhten Zugsdichte kein robuster und stabiler Betrieb möglich ist», sagte Ducrot.

Auch würden veränderte Vorgaben bei den Personenflüssen dazu führen, dass Bahnhöfe wie Neuenburg oder Bülach bis 2050 umgebaut werden müssten. Weil die Frequenzen steigen, müssten laut Ducrot die Perrons für längere Züge angepasst werden. Weitere Faktoren seien die Umsetzung des Zugsicherungssystems ETCS, das zu angepassten Bremskurven führe, sowie die Anforderungen des Behindertengleichstellungsgesetzes.

Neue Viertel- und Halbstundentakte

Auch das Bundesamt für Verkehr (BAV) betonte Ende November die Notwendigkeit der Massnahmen. So sollen mit dem Bahn-Ausbauschritt 2035 auf rund sechzig Strecken neue Viertel- und Halbstundentakte ermöglicht und die Anzahl Sitzplätze um rund zwanzig Prozent erhöht werden.

Für den Güterverkehr ist zudem ein schweizweites Expressnetz für zeitkritische Güter wie etwa Pakete oder Lebensmittel vorgesehen. All dies sei notwendig, um die weiter wachsende Mobilitäts- und Transportnachfrage bewältigen zu können, so das BAV.

Die Mehrkosten von 14 Milliarden Franken über eine Zeitperiode von zwanzig Jahren hätten das BAV und die SBB auf Fachebene errechnet. Das überarbeitete Angebotskonzept 2035 werde nun in- und extern überprüft. (sda)

«Ich hasse Leute, die andere Leute nicht aus dem Zug aussteigen lassen»

Video: watson/Marco Gurtner, Emily Engkent
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177 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Ploderi
27.12.2024 06:55registriert Februar 2016
Zum Behindertangleichstellungs-Gesetz:
Die Frist betrug 20 Jahre! Das war planbar. Die Normen haben sich nicht verändert. Man hat es einfach Nicht so wichtig genommen. Dabei hilft es grossen Bevölkerungsteilen: Senioren, Familien mit Kinderwagen, Reisenden mit Koffern etc.
Jetzt nicht jammern, weil man verschlafen hat.
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Tinu Blind
27.12.2024 06:53registriert April 2023
Eigentlich ganz einfach: man sollte diese Verluste für schlechte Arbeit bei den Managern wieder absparen dann würden die künftig nicht so locker mit dem Geld anderer Leute und der Steuerzahler umgehen.
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Ökonometriker
27.12.2024 06:57registriert Januar 2017
Wenn ich X bestelle und Y erhalte, dann erwarte ich, dass der Hersteller die Reparaturkosten im Rahmen der Gewährleistungspflicht trägt. Warum muss der Steuerzahler diese Kosten berappen? Was ging hier schief? Und was wird getan, um bei zukünftigen Beschaffungsprojekten derartige Probleme zu verhindern?

Bei öffentlichen Beschaffungen soll der günstigste Hersteller den Zuschlag erhalten. Nicht der Hersteller, der vorgibt, der Günstigste zu sein, danach Millionen für nachträgliche Anpassungen kassiert und trotzdem an Ende mangelhafte Qualität hinterlässt.
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