Die Bahnlinie zwischen Bern und Zürich ist die Paradelinie der SBB. Ein Teilabschnitt der Strecke zwischen Bern und Olten wurde im Rahmen der «Bahn 2000» neu gebaut und dieser sorgt dafür, dass Schnellzüge dort mit bis zu 200 km/h fahren können. Zwischen Olten und Zürich muss dagegen viel langsamer gefahren werden, weil die Strecke älter und kurviger ist.
Seit Jahren will SBB-Chef Vincent Ducrot deshalb auch diesen zweiten Teil ausbauen. Herzstück des Projekts ist ein 30 Kilometer langer Tunnel zwischen Rupperswil und Zürich-Altstetten. SVP-Bundesrat Albert Rösti hat aber bereits abgewinkt. Er hält es für wichtiger, die Schweizer Autobahnen auszubauen. Wir klären die wichtigsten Fragen rund um den aktuellen Bahnstreit.
Zwischen Rupperswil (Aarau) und Zürich-Altstetten soll ein zweigleisiger, rund 30 Kilometer langer Tunnel gebaut werden. Dieser würde für den reinen Personenverkehr mit einer Geschwindigkeit von maximal 250 km/h ausgelegt. Eine erste Konzeptstudie liegt schon vor, derzeit wird gemäss BAV-Mediensprecher Michael Müller die Vorstudie vorangetrieben.
Das geplante Tunnelsystem führt allerdings durch geologisch und umweltseitig sensible Gebiete. Zudem ist die Einbindung in das bestehende Bahnnetz äusserst anspruchsvoll. Aktuell werden gemäss der Aargauer Zeitung auf der geplanten Linienführung Sondierbohrungen durchgeführt. So sollen genauere Informationen über das Gestein gewonnen werden, insbesondere zu den kritischen Übergangsbereichen in den Talquerungen.
Gemäss ersten Berechnungen dürfte der Ausbau rund sieben Milliarden Franken kosten.
Das steht noch in den Sternen. In den Ausbauschritt 2030/2035 ist die Tunnelverbindung Aarau–Zürich nicht aufgenommen worden. Das zuständige Bundesamt für Verkehr (BAV) will das Vorhaben beim sogenannten «Bahn-Ausbauschritt 2035» aber prioritär behandeln. Der Bundesrat wird voraussichtlich im Jahr 2026 seine Botschaft für eine erste Etappe vorlegen.
Verkehrsminister Albert Rösti hält nichts von den SBB-Ausbauplänen. «Es ergibt keinen Sinn, die Bahnstrecke zwischen Bern und Zürich noch enorm zu verstärken, um eine, zwei Minuten zu gewinnen», sagte der SVP-Bundesrat gemäss SRF kürzlich an einer Medienkonferenz. Sinn ergebe es stattdessen, das Geld in die Autobahn zu investieren, «wo in Stau-Situationen die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber dem Zug nicht gegeben ist».
SBB-Chef Ducrot betont, dass es beim Ausbau nicht alleine um die Reisezeit, sondern auch um Kapazitäten geht. «Wenn wir den ganzen Verkehr bewältigen wollen, brauchen wir künftig diese Strecke. Wir müssen schneller durch die Schweiz fahren können», erklärte er in der «Samstagsrundschau» von Radio SRF.
Unterstützung erhält Ducrot ausgerechnet von Röstis Parteikollegen SVP-Nationalrat Benjamin Giezendanner: «Damit können wir die Fahrzeiten verkürzen und insbesondere den rentablen Bereich der SBB, nämlich den Fernverkehr, stärken.»
Weder SBB-Chef Ducrot noch Verkehrsminister Rösti. Das letzte Wort hat das Schweizer Parlament. (pre)