An den Bahngleisen der Zürcher Goldküste wird derzeit gebaut. Die SBB sind offenbar überfordert von der Aufgabe. Die Reparaturen sollten in der Nacht und am Wochenende stattfinden – sie bringen den Verkehr aber immer wieder tagsüber in der Hauptverkehrszeit zum Erliegen.
Vergangene Woche mussten die Pendlerinnen und Pendler die Züge in Küsnacht verlassen. Als Grund wurde angegeben: Die Arbeiten an den Gleisen hätten in der Nacht nicht rechtzeitig beendet werden können. Für die Weiterfahrt nach Zürich ständen Ersatzbusse zur Verfügung, hiess es. Am Bahnhof Küsnacht war dann aber kein einziger Bus.
Nun ist es am Montagmorgen zu einer Panne gekommen, die noch wesentlich schwerer war. Ein Zug blieb im eingleisigen Tunnel zwischen Zürich Tiefenbrunnen und Stadelhofen stecken. Die Wagen waren übervoll. Viele Pendler standen in den Gängen, weil es keine freien Sitzplätze mehr gab.
Zuvor waren auf der Strecke bereits mehrere Züge ausgefallen. Die Passagiere wurden gebeten, eine der wenigen Kompositionen zu besteigen, die an der Goldküste zwischen Rapperswil und Zürich verkehrte. Sie war mit einer Verspätung von zehn Minuten unterwegs.
Dieser Zug blieb kurz nach der Einfahrt in den Tunnel im Zürcher Seefeldquartier stehen. In den Wagen fiel das Licht erst teilweise aus – und dann ganz. Passagiere aktivierten die Lampen an ihren Handys, damit sie nicht im Dunkeln verharren mussten.
Auch die Lüftung fiel aus, und die Fensterscheiben waren auf der Innenseite sofort beschlagen. Bald liefen auch die Brillengläser der Passagiere an. Es war stickig – und einige Passagiere fragten sich, wie lange der Sauerstoff im überbelegten Zug ausreicht.
Eine Reisende brach in Tränen aus. Eine andere sprach in ihr Handy: «Ya no puedo respirar.» Was auf Spanisch bedeutet: Ich kann nicht mehr atmen.
Schlecht war die Information der SBB. Es dauerte lange, bis sich der Lokomotivführer meldete und erklärte, dass der Zug eine technische Störung habe und man versuche, den Defekt zu beheben.
Dann mussten die Passagiere immer wieder die Durchsage über sich ergehen lassen, dass der Bahnverkehr zwischen Zürich und Meilen unterbrochen sei, weil ein Zug die Strecke blockiere. «Ja, das sind wir, verdammt noch mal», meinte ein Pendler.
Im Zug wurde es zunehmend still. Einigen Passagieren war die Sorge ins Gesicht geschrieben. Viele zogen ihre Mäntel und Jacken aus. Man hatte sich gut bedeckt an diesem kühlen Morgen und fand sich in einem drückend warmen Bahnwaggon wieder.
Nach 50 Minuten endlich die nächste Information: Der Zug werde abgeschleppt. Eine Lokomotive sei unterwegs. Es dauerte dann eine weitere halbe Stunde, bis sich der Zug langsam bewegte. Am Bahnhof Stadelhofen wartete am Perron ein Krankenwagen. Es ist unklar, ob das aus Vorsicht geschah oder ob Reisende kollabiert waren.
Warum entgleiten den SBB die Bauarbeiten an den Gleisen der Zürcher Goldküste? Warum ist die Information der Fahrgäste ungenügend? Wie werden Passagiere entschädigt, die wegen der Unzulänglichkeit der Bundesbahnen zwei Stunden verspätet sind im morgendlichen Pendlerverkehr und 80 Minuten in einem Tunnel ausharren müssen – in übervollen Waggons?
Die SBB teilen mit: Am vergangenen Mittwoch sei es wegen eines defekten Schienenkrans zu Verspätungen gekommen. Heute Montagmorgen hingegen habe das Problem bei einer defekten Weiche in Zollikon gelegen. Sie habe Einschränkungen im Bahnverkehr verursacht. Zusätzlich sei es zu einer Fahrzeugstörung gekommen.
«Ein Zug der S20 war im Tunnel zwischen Stadelhofen und Tiefenbrunnen blockiert», schreiben die SBB. Die Störung habe Auswirkungen auf die Beleuchtung und die Lüftung im Zug gehabt und habe damit zu einer «unangenehmen Situation für die Reisenden» geführt.
Im betroffenen Zug habe es mehrere Durchsagen gegeben. «Danach wurde ein Reset gemacht am Fahrzeug, mit dem Versuch, die Störung zu beheben. Während eines solchen Fahrzeug-Resets können im Zug leider keine Durchsagen gemacht werden.»
Die SBB bitten die Passagiere des Zuges um Entschuldigung. Und sie weisen darauf hin: «Bei Störungen wie Verspätungen, Zugausfällen oder Streckenunterbrüchen gelten die Fahrgastrechte der SBB. Ab einer Verspätung von 60 Minuten können Kundinnen und Kunden eine Entschädigung beantragen.» (nib/aargauerzeitung.ch)
Dass Maschinen einen defekt erleiden kommt vor, ebenso eine Weichenstörung & eine Fahrzeugstörung. Diese haben keinerlei Zusammenhang, es handelt sich wohl um eine unglückliche Konzentration auf die Reisenden der Goldküste.
Widersprüchlich ist auch der Vorwurf, dass zu wenig informiert wurde. Zeitgleich wird zitiert, dass immer wieder die Durchsage kam, die Strecke sei blockiert.
Die Erklärung der SBB am Ende des Artikels nimmt den Wind aus den Segeln.