335 Franken jährlich müssen alle privaten Schweizer Haushalte der Firma Serafe überweisen – sie hat das staatliche Mandat, die Rundfunkgebühren für die öffentlich-rechtlichen Dienste einzutreiben. Für Serafe, die den Auftrag per 2019 von der Billag übernehmen durfte, ist das aktuelle System ein Segen in finanzieller Hinsicht.
In den sechs Jahren seit der Gründung als Tochtergesellschaft der Firma Secon AG hat Serafe sowohl Umsatz als auch Gewinn vervielfacht. Beim Gewinn wurden aus knapp einer Million deren sechs. Davon profitieren die Aktionäre. Denn Serafe geizt nicht mit Dividenden. Im vergangenen Jahr wurden ebenfalls sechs Millionen Franken an die Muttergesellschaft Secon entrichtet.
Hier kommt Cédric Moret ins Spiel. Der Westschweizer ist Multimillionär und CEO wie Inhaber der Firma Elca, eines der grössten IT-Unternehmen der Schweiz. Elca wiederum hält über eine Zwischenfirma 63,5 Prozent der Anteile an der Secon, der Serafe-Muttergesellschaft, wie die «NZZ am Sonntag» herausgefunden hat.
Das komplexe Firmengeflecht verschleierte damit bisher, dass ein reicher privater Investor durch einen Staatsauftrag Millionen von Franken verdient. Ob das im Sinne des Bundes ist, darf hinterfragt werden.
Ebenfalls zumindest fraglich: Serafe konnte Umsatz und Gewinn unter anderem durch zunehmend unzimperliche Inkassomassnahmen erhöhen. Wie der «Sonntagsblick» kürzlich berichtete, hat die Firma 2024 112'448 Betreibungen eingeleitet – doppelt so viele wie im Vorjahr. Jede Betreibungseinleitung bringt der «NZZ» zufolge Einnahmen von 20 Franken. Da zuvor auch noch Mahnungen mit einer Gebühr von fünf Franken verschickt werden, ein ziemlich lukratives Vorgehen. Alleine die Betreibungen generieren zusätzliche Einnahmen von knapp 2'250'000 Franken.
Kritiker sehen die Ausschüttung von Millionendividenden an private Investoren, die durch einen Staatsauftrag generiert werden, kritisch. Gewinne seien zwar betriebswirtschaftlich notwendig, allerdings sollten diese in die Nachhaltigkeit und Optimierung der Firmenprozesse (wie dem Einzugsverfahren) fliessen und nicht der Bereicherung von einzelnen Personen oder Firmen dienen, so der Medienwissenschaftler Otfried Jarren gegenüber der «NZZ».
Die Serafe verteidigt sich mit dem Argument, man habe durch die Bewerbung auf die öffentliche Ausschreibung zur Übernahme des Gebühreneinzugverfahrens ein erhebliches Risiko auf sich nehmen müssen. Ohne entsprechende spätere Rendite wäre dies nicht attraktiv gewesen. Zudem habe man mit dem Konkurrieren der Billag aufgrund der marktwirtschaftlichen Mechanismen für deutliche Einsparungen gesorgt. Eine Aussage, die sich mangels öffentlich einsehbarer Daten nicht belegen lässt. (con)
Ich wäre dafür, diese Gebühren, wenn sie denn sein müssen, zusammen mit den Steuern einzutreiben.
Ein italienisches Sprichwort lautet: "piove sul bagnato", was bedeutet: Wer schon Geld hat, bekommt noch mehr. Fast wie ein Geschenk, das vom Himmel gefallen ist.