Den Bergspitälern steht ein intensiver Winter bevor. Die Schweiz startet trotz Kritik der Nachbarländer die Schnee-Saison. Bleibt das so, strömen in den nächsten Wochen inländische und ausländische Wintertouristen in die Berge. Covid-19 erschwert die Situation. «Wir müssen mit mehreren Unsicherheitsfaktoren rechnen», sagt Hugo Burgener vom Spitalzentrum Oberwallis.
Als Spital einer Tourismusregion sei man auf Schwankungen zwar vorbereitet, so Burgener. «Trotzdem wir Covid-19 die Patientenversorgung erschweren.» Obschon die Anzahl Covidpatienten auf der Aktustationen knapp um die Hälfte abgenommen habe, würden die Intensivplätze weiterhin in einem kritischen Bereich bleiben.
Neben den spitalinternen Fragen rund um Covid-19 beschäftigt Burgener ein weiterer Punkt: Wie viele Touristen sind in den nächsten Monaten überhaupt zu erwarten?
Momentan sind die Skigebiete der Zankapfel der europäischen Corona-Politik. In Deutschland will Bundeskanzlerin Merkel, dass die Skilifte im ganzen Alpenraum mindestens bis Neujahr geschlossen bleiben. Der Bundesrat teilte am Mittwoch mit, dass die hiesigen Skigebiete trotzdem geöffnet bleiben. Bleibt die Schweiz mit diesem Entscheid alleine, ist womöglich mit mehr Tourismus in den Bergen zu rechnen.
«Mehr Tourismus heisst nicht nur mehr Unfälle», sagt Dajan Roman vom Kantonsspital Graubünden, «sondern eben auch mehr medizinische Notfälle wie Hirnschläge oder Herzinfarkte». Deshalb könne man nicht bloss aufgrund der Ski-Unfälle die Geschäftslast prognostizieren.
Im vergangenen Winter zählte das Kantonsspital Graubünden 1200 Unfälle von Weihnachten bis März, teilt Roman mit.
Gesamtschweizerisch rechnet die Beratungsstelle für Unfallverhütung (bfu) mit 76'000 verletzten Ski- und Snowboardfahrerinnen und -fahrern pro Saison. Rund ein Viertel seien ausländische Gäste, wie im aktuellsten Bericht der Saison 2017/18 steht. Wie viele davon tatsächlich ins Spital mussten, sei jedoch nicht bekannt, wie das bfu mitteilt.
Im Spital Interlaken zählte man letztes Jahr knapp 680 Ski- und Snowboardunfälle sowie über 100 Schlittlerinnen und Schlittschuhläufer, wie die Kommunikationsleiterin Katrin Uhlmann sagt. Neun davon mussten auf die Intensivpflegestation.
Die Skisaison hinauszuzögern, wie es etwa Deutschland fordert, kommt für Uhlmann nicht in Frage. «Für unsere Region, die vom Tourismus lebt, ist das Aufrechterhalten der Skisaison essentiell». Wichtig sei vielmehr, dass die Skigebiete gute Schutzkonzepte ausarbeiten, um die Pandemie einzudämmen.
Um sich auf die unsichere Lage vorzubereiten, hat das Kantonsspital Graubünden bei Personal und Infrastruktur aufgestockt, sagt Mediensprecher Roman. Im Wallis setzt man ausserdem auf gegenseitige Unterstützung: «Wir arbeiten eng mit anderen Spitälern in Sitten und Bern zusammen», so Burgener vom Spitalzentrum. Wie sehr diese Ressourcen gebraucht werden, wird sich zeigen.
Ja, stimmt: In der Skihochsaison liefern die Helikopter dort Verunfallte an den Wochenenden z.T. im 15-Minutentakt an.
Covid-Patienten (einheimische und touristische) müssten deshalb bei Engpässen wohl direkt in die Üsserschwiz verlegt werden, da die Anästhesieteams mit den traumatologischen Notfällen ausgelastet sein dürften.
Bei eingeschränktem Après-Ski gibt es evt. weniger Unfälle.