Bergspitzen, so weit das Auge reicht. Die Aussicht auf dem knapp 3000 Meter hohen Gemsstock ist fantastisch. Vor allem in diesen Tagen, bei Sonnenschein und angenehmen Temperaturen. Was man jedoch nicht sieht, ist Schnee. Viel zu warm war der Oktober dafür.
Das ist ein Problem für die Schweizer Bergbahnen. Denn ohne Schnee lässt sich bekanntlich schlecht Ski fahren. In Andermatt-Sedrun musste man bereits Massnahmen ergreifen: Der geplante Wintersaison-Start vom 29. Oktober am Gemsstock wurde verschoben.
«Die hohen Temperaturen machen einen Saisonstart nicht möglich», heisst es in einer Medienmitteilung. Neu sollen die Bergbahnen zwei Wochen später, also am 12. November, die ersten Ski- und Snowboardfahrer auf den Berg befördern.
Andere hoch gelegene Skigebiete haben das gleiche Problem. In Zermatt, dem höchstgelegenen Skigebiet der Schweiz, kann man zwar 365 Tage im Jahr Skifahren. Doch nur auf einzelnen Bahnen. Bereits letzte Woche musste die geplante Abfahrt der Frauen am 5. und 6. November abgesagt werden. Grund: Starker Regen bis auf über 3000 Metern über Meer.
Offizieller Saisonstart für die meisten Skilifte ist der 1. November. Dieser Termin steht zwar offiziell noch, wirklich in Betrieb gehen dürften die meisten Bahnen aber nicht. Denn auch für die nächsten Tage ist warmes Wetter vorhergesagt.
«Wir müssen von Tag zu Tag schauen», sagt Marc Lagger, Mediensprecher der Zermatt Bergbahnen AG. «Die Öffnung der verschiedenen Anlagen hängt von den Temperaturen und den Niederschlägen ab». Schneekanonen können das Problem nicht lösen. Auch hierfür sei es zu warm. «Für die technische Beschneiung hoffen wir auf kältere Tage und Nächte», sagt Lagger.
Eine Lösung für das Schneeproblem hat man am Schilterhorn gefunden. Kaum zu glauben, denn noch liegt bei der Bergstation Birg auf knapp 2700 Meter kein einziges Flöckchen. Doch auf Anfrage zeigt man sich optimistisch: «Der Saisonstart soll und kann am 5. November stattfinden», sagt Christoph Egger, Direktor der Schilthornbahn AG.
Funktionieren soll das dank Snowfarming. Was in der Schweiz bisher einzig in Davos für Langläufer gemacht wurde, wird nun auch im Berner Oberland praktiziert. Beim Snowfarming werden im Frühjahr grosse Schneedepots errichtet und mit Folie abgedeckt. «Dank Snowfarming können wir die gesamte Piste entlang der Sesselbahn Riggli wie bereits im Vorjahr herrichten», sagt Egger. Denn trotz des warmen Sommers sei nur 16 Prozent des Schneedepots abgeschmolzen. Regulärer Saisonstart für alle anderen Bahnen am Schilthorn ist Anfang Dezember.
Nicht auf Snowfarming angewiesen ist Saas-Fee. Auf dem Mittelallalin auf knapp 3500 Meter tummelten sich am Mittwoch bereits einige Skifahrer, wie Aufnahmen der Webcam zeigen. Am 29. Oktober – dem offiziellen Start der Wintersaison – öffnen weitere Bahnen auf dem Gletscherskigebiet.
«Die Bedingungen sind momentan sehr gut», sagt ein Mediensprecher der Saastal Bergbahnen AG. Es reiche zwar noch nicht, um wie vor zwei Jahren bis zur Mittelstation zu öffnen. Doch man gibt sich optimistisch: «Wir gehen davon aus, dass wir zum Saisonauftakt und in den Novemberwochenenden ähnlich viele Gäste begrüssen dürfen wie im Vorjahr.»
Neben dem fehlenden Schnee haben die meisten Bergbahnen diese Saison ein weiteres Problem: höhere Energiepreise. Wie und ob diese an die Kunden weitergegeben werden, ist noch nicht überall klar. In Zermatt äussert man sich kryptisch dazu: «Die Preisbildung bei den Zermatt Bergbahnen ist nicht explizit vom Strompreis abhängig, sondern wird mit Blick auf die gesamten Betriebs- und Beschaffungskosten, der Wertigkeit des Produktes sowie die Entwicklung der allgemeinen Teuerung vorgenommen», sagt Mediensprecher Marc Lagger. Zu Deutsch: Es wird wohl teurer werden.
In Saas-Fee wird man konkreter: Die Tages- und Mehrtageskarten werden zwischen zwei und fünf Prozent teurer, die Saisonkarte kostet gleich viel wie letztes Jahr.
Auch andere Skigebiete erhöhen ihre Preise. Weniger Kunden erwartet man deswegen nicht. Auf Anfrage waren alle Bergbahnen überzeugt, mindestens gleich viele Leute wie letztes Jahr begrüssen zu dürfen.
Wir sind nicht in Saudi Arabien, wo Schnee an Orte hingeklatscht wird, an denen es keinen hat. Und wir sollten auch nicht den Wintersport um jeden Preis halten, wenn es halt nicht mehr genug natürlichen Schnee hat.