In Zürich werden in den kommenden neun Tagen viele Strassen gesperrt sein wegen der Rad-Weltmeisterschaft. Diese Behinderung hat ungewöhnliche Folgen.
In dem an einer Bergkette gelegenen Stadtzürcher Viertel Witikon ist die Hauptstrasse, die hinunter ins Stadtzentrum führt, vom 25. bis zum 29. September gesperrt – und zwar von 5 Uhr morgens bis 19 Uhr abends.
Mehrere Lehrerinnen und Lehrer der Witiker Schule Looren bemerkten, dass es für sie schwierig wird, rechtzeitig zum Unterrichtsbeginn am Arbeitsplatz zu sein. Einige Lehrkräfte wohnen recht weit weg von Witikon, zum Beispiel im Zürcher Unterland oder an der linken – und damit entfernteren – Seite des Zürichsees. Sie besprachen sich und unterbreiteten der Schulleitung einen Vorschlag: Die Schule soll für einige Tage zum Hotel werden.
«Fünf bis sechs Lehrer werden in der Schule übernachten», sagt Schulleiterin Claudia Doufas. Vorgesehen ist ein Nachtlager in einer Turnhalle. Die Lehrerinnen und Lehrer versuchen, die Phase fernab vom eigenen Zuhause positiv anzugehen. «Sie machen nun ein Happening daraus», meint Doufas. Es gebe in der Schule Duschen und eine Küche – «man kann gut bei uns wohnen.»
In der zweiten Witiker Schule Langmatt dasselbe Bild: Mehrere Lehrerinnen und Lehrer fahren vom kommenden Mittwoch bis Freitag nicht nach Hause; sie nächtigen am Arbeitsplatz. Andere finden bei Lehrerkollegen Unterschlupf, die in der Nähe der Schule wohnen.
In sozialen Medien kursierte das Gerücht, dass auch die Gemeinde Maur am Greifensee ihre Schulen zu Unterkünften umfunktioniere. Marco Schneiter, Leiter Bildung, erklärt auf Anfrage aber: «In der Schule Maur muss entgegen anderen Mutmassungen niemand in der Schule übernachten.» Die Schulleitung entschied sich für eine andere Massnahme.
Am Freitag, 27. September, gebe es keinen Schulbetrieb in Maur, erklärt Marco Schneiter. «Die Vollsperrung der Strassen inklusive des öffentlichen Verkehrs auf dem Gemeindegebiet über den Mittag hinaus verunmöglichen einen geregelten Schulbetrieb an diesem Tag.» Die Schulpflege habe darum einen von vier gesetzlich möglichen unterrichtsfreien Tagen auf dieses Datum gelegt.
Die Rad-Weltmeisterschaft in Zürich findet vom 21. bis 29. September statt. Es werden Zehntausende Besucherinnen und Besucher erwartet; vor allem Gewerbetreibende klagen aber über Ertragsausfälle wegen der massiven Verkehrseinschränkungen. (aargauerzeitung.ch)