Es geht Schlag auf Schlag. Kaum ist das Paralympische Feuer erloschen, steht für das Schweizer Para-Cycling-Team mit der Heim-WM schon der nächste Höhepunkt an. Und die Bühne könnte kaum grösser sein.
Denn Zürich richtet inklusive Rad-Weltmeisterschaften aus, die ersten überhaupt, bei denen Athletinnen und Athleten mit und ohne Behinderung um Medaillen fahren. Für das Para-Cycling ist das eine grosse Chance, sich einem breiten Publikum zu präsentieren und den Sport in der Schweiz bekannter zu machen. «Die gleiche Ziellinie wie alle Radsportler zu überqueren, ist ein wichtiger Schritt zur Inklusion», sagt Handbiker Fabian Recher, der neben internationalen Radstars wie Stefan Küng oder Fabian Cancellara einer der Botschafter der WM 2024 ist.
Zusammen mit Fabian Kieliger und Yves Schmied hat der 25-jährige Berner am Samstagabend die Ehre, die Heim-WM mit dem Team-Zeitfahren im Handbike zu eröffnen. Es ist die erste von insgesamt 66 Medaillenentscheidungen, 55 davon fallen im Para-Cycling. Dabei wird zwischen vier Wettkampfklassen unterschieden: Tandem, das klassische Velo, das Tricycle, also Dreirad, und das Handbike. Die Klassen wiederum sind nach Ausmass der körperlichen Einschränkung in verschiedene Kategorien unterteilt.
Anders als noch an den Paralympics werden an der WM keine Kategorien zusammengelegt. Dadurch steigen auch die Medaillenchancen der Schweizer Delegation. Besonders vielversprechend präsentiert sich die Ausgangslage für Flurina Rigling, Franziska Matile-Dörig, und Celine van Till, die drei Medaillengewinnerinnen von Paris.
Alle drei konnten sie in ihren Wettkampfklassen schon mehrere WM-Medaillen gewinnen. Van Till und Rigling treten in Zürich sogar als Titelverteidigerinnen an. Die Genferin Van Till gewann vor einem Jahr in Glasgow in ihrer Kategorie Gold im Zeitfahren, die Zürcherin Rigling ihrerseits wurde Weltmeisterin im Strassenrennen. «Vor Heimpublikum anzutreten, wird etwas Aussergewöhnliches», blickt Van Till mit grosser Freude voraus.
In der Sparte Handbike dürfen sich neben Recher, der im Mai seinen ersten Weltcupsieg feierte, auch die mehrfache Gesamtweltcup-Siegerin Sandra Stöckli und Benjamin Früh berechtigte Hoffnungen auf einen Podestplatz machen. Der 66-jährige Heinz Frei wird in Zürich ausserdem sein letztes internationales Rennen bestreiten. Der 15-fache Paralympics-Sieger gehört allerdings nicht zu den 13 von Swiss Paralympic selektionierten Spitzensportlerinnen und -Sportlern. Der Solothurner wie auch andere Schweizer Athleten profitieren davon, dass es für den WM-Gastgeber noch freie Startplätze gab.
Für die Zürcherin Flurina Rigling ist die Rad-WM ein Heimspiel im doppelten Sinn. Von ihrem Wohnort Hedingen zum Zielstrich am Sechseläutenplatz sind es keine 15 Kilometer.
Die 27-jährige war an der Schlussfeier der Paralympics in Paris die Schweizer Fahnenträgerin, nachdem sie mit Bronze auf der Bahn den Schweizer Medaillenreigen eröffnet und später mit Silber im Strassenrennen bei ihrer paralympischen Premiere sogar noch ein zweites Mal zugeschlagen hatte.
Trotz der «intensiven Tage in Paris» mit vielen Impressionen auch abseits der Rennstrecken legte Rigling nach ihrer Rückkehr in die Heimat nur einen kurzen Erholungsblock ein. Schnell galt der Fokus wieder dem Training, um optimal für die WM vor der eigenen Haustür vorbereitet zu sein.
Zu ihrem Leidwesen haben sich die Streckenplaner in Zürich für das Rennen in ihrer Kategorie für einen flachen Parcours entschieden, also nicht jenen Stadt-Circuit, den Küng und Co. oder auch andere Para-Kategorien bewältigen. Dies, weil in Riglings Rennen drei Klassen gleichzeitig antreten und somit auch Fahrerinnen mit stärkeren Behinderungen als ihren am Start stehen. «Mir kommen die Berge entgegen, aber die fehlen leider komplett», bedauert Rigling. Dies ändert jedoch nichts an ihrem Fahrplan: «Ich werde in beiden Rennen voll angreifen.»
Mit ihren Leistungen in der Vergangenheit hat die Zürcherin, die erst seit Herbst 2019 Spitzensport betreibt, die Messlatte selbst hoch gelegt. Seit 2021 hat sie an Weltmeisterschaften in jedem Zeitfahren und Strassenrennen den Sprung aufs Podest geschafft; aktuell steht sie bei sechs WM-Medaillen. Daran will Rigling vor Heimpublikum anknüpfen. (abu/sda)
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Das ist Stadt Zürich auf dem Peak der Bevormundung.
In Witikon ist das gesamte Quartier über eine Woche lang eigentlich gar nicht mehr erreichbar. Per Auto sowieso nicht und per ÖV auch nicht. Es gibt zwar einen Ersatzbus über den Zoo, dieser dauert aber so absurd lang dass man ihn auch gleich streichen könnte. Man zwingt die Leute tatsächlich dazu, eine ganze Woche entweder Homeoffice zu machen (falls möglich), sonst muss man eigentlich Ferien nehmen. So etwas arrogantes und respektloses habe ich noch nie erlebt!