Im Kanton St.Gallen wird am 8. März der Kantonsrat neu gewählt: Am gleichen Tag finden auch die Erneuerungswahlen für den Regierungsrat statt. Nach drei Rücktritten gibt es dort zehn Bewerberinnen und Bewerber für die sieben Sitze. Ein zweiter Wahlgang ist sehr wahrscheinlich.
Für das 120-köpfige Parlament haben sich 1016 Kandidierende auf 78 Listen gemeldet. Das sind 31 Prozent mehr als vor vier Jahren, als die Stimmberechtigten unter 778 Frauen und Männern auswählen konnten.
Der Frauenanteil beträgt 34,3 Prozent und liegt damit höher als 2016 mit 29,1 Prozent. Konkret wollen am 8. März 348 Frauen einen Sitz im Kantonsparlament – so viele wie noch nie. «Da sollte es doch möglich sein, 60 Politikerinnen genügend Stimmen zu geben, damit sie mit ihren Mandaten die weibliche Hälfte der St.Galler Bevölkerung im Kantonsrat vertreten können», gibt sich die Frauenzentrale St.Gallen optimistisch. Aktuell sitzen 25 Frauen und 95 Männer im Kantonsrat.
Das Parlament ist und bleibt nicht nur überwiegend männlich, sondern auch bürgerlich dominiert: Die SVP hält 40 Sitze, FDP und CVP je 26 Sitze. Entscheidende Abstimmungen gehen jeweils im Verhältnis von gut zwei Dritteln der Stimmen gegen einen knappen links-grünen Drittel aus.
Bei den Nationalratswahlen wirkte sich die Klimadebatte auch im Kanton St.Gallen auf die Wähleranteile aus: Die Grünen legten von 5,7 auf 10,5 Prozent zu, die GLP steigerte ihren Wähleranteil von 4,9 auf 7,3 Prozent. Bei der SVP ging der Wähleranteil dagegen von 35,8 auf 31,2 Prozent zurück.
Der Trend der eidgenössischen Wahlen dürfte sich auch bei den kantonalen Wahlen fortsetzen: Die GLP (2 Sitze) will auf Fraktionsstärke (7 Sitze) kommen. Ein ambitioniertes Ziel. Eher denkbar ist, dass die Grünliberalen die 3 Sitzverluste von 2016 korrigieren können. Für die Grünen mit aktuell 5 Sitzen ist Fraktionsstärke schon eher machbar. Die SVP wird trotz einiger Sitzverluste die Vormachtstellung halten können.
Nach anderen Gesetzen funktionierten bislang die St.Galler Regierungsratswahlen: Die CVP, die sowohl 2012 als auch 2016 bei den Kantonsratswahlen zu den Verlieren gehört hatte, konnte ihren zweiten Sitz im Regierungsrat 2016 problemlos halten.
Vier bisherige Regierungsmitglieder treten nochmals an: Stefan Kölliker (SVP), Fredy Fässler (SP), Marc Mächler (FDP) und Bruno Damann (CVP). Sie sind unbestritten und dürften im ersten Wahlgang wiedergewählt werden. Nach Rücktritten von Benedikt Würth (CVP), Martin Klöti (FDP) und Heidi Hanselmann (SP) werden drei Sitze in der Regierung vakant.
Die CVP schickt als Ersatz für den in den Ständerat gewählten Würth die Wiler Stadtpräsidentin Susanne Hartmann ins Rennen. Die FDP will Klötis Sitz mit Kantonsrat Beat Tinner (Azmoos) verteidigen. Für die SP soll Kantonsrätin Laura Bucher (St.Margrethen) den Sitz von Heidi Hanselmann erhalten.
Es kommt zu Kampfwahlen und höchst wahrscheinlich am 19. April zu einem zweiten Wahlgang: Die SVP will mit Kantonsrat Michael Götte einen zweiten Sitz in der Regierung erobern. Der Gemeindepräsident von Tübach tritt nach 2012 bereits zum zweiten Mal bei den Regierungsratswahlen an. Die Grünen haben die ehemalige Stadträtin von Rapperswil-Jona Rahel Würmli nominiert. Zlatan Subasic von der Gruppierung Parteifrei SG, mit Jahrgang 1986 jüngster Kandidat, tritt als Aussenseiter an.
Seit dem Jahr 2012 wird der Kanton St.Gallen von sechs Männern und einer Frau regiert. 2020 kandidieren drei Frauen für einen der sieben Sitze. In Sachen Frauenvertretung schneidet der Nachbarkanton Thurgau, wo eine Woche später gewählt wird, um einiges besser ab: Drei von fünf Regierungsmitgliedern sind Frauen. Sie treten am 15. März erneut an. (sda)