In der Decke des Gotthard-Strassentunnels tat sich am vergangenen Sonntagabend ein 25 Meter langer Riss auf. Wie das Bundesamt für Strassen (ASTRA) mitteilt, sind Betonteile auf die Strasse in der Nähe des nördlichen Tunnelportals gefallen. Der Tunnel ist gesperrt.
Bisher gibt es keine genaueren Informationen zum Ausmass des Schadens oder dessen Ursache. Das Bundesamt für Verkehr teilte mit, dass die ASTRA-Verantwortlichen zurzeit intensiv an Abklärungen arbeiten und die Öffentlichkeit informieren, sobald weitere Details bekannt würden. Nur Bundesrat Albert Rösti meint gegenüber SRF, dass der Tunnel bis Ende Woche wieder offen sein soll.
In der Zwischenzeit wird der Personenverkehr im Zug und im Auto auf die San-Bernardino-Route und die Gotthardpassstrasse umgeleitet. Auch Reisebusse und LKWs schleichen die Serpentinen hoch. Zeit, um den Menschen den Puls zu fühlen.
Etwas unterhalb der Passhöhe beim Kiosk «Panorama San Gottardo» geniessen die Touristen trotz Ausnahmesituation das sommerliche September-Wetter und den schier wolkenfreien Ausblick auf die Leventina.
Die Kioskverkäuferin sagt, es habe mehr Leute als sonst an einem Montag. Aber das sei ja logisch, wenn der Tunnel geschlossen sei.
Besonders zufrieden sieht ein Herr im rosa T-Shirt aus. Als wir ihn ansprechen, stellt sich heraus, dass er Rob heisst und aus Rotterdam kommt.
Mit einem Bierchen in der Hand überblickt Rob die Alpen. «Wunderbar», sei das hier, so der Niederländer, der unterwegs nach Florenz ist. Für ihn ist die Tunnelschliessung schon fast ein Segen:
Die Alpen seien das Schönste, was Europa zu bieten habe, so Rob. «Und stimmt das, dass wir hier wirklich auf 2000 Meter sind?» Er wird die Tunnelschliessung auf jeden Fall positiv in Erinnerung behalten.
Während Rob die Sonne, die Aussicht und sein Bier geniesst, rollt der Verkehr weiter über den Pass. Trotz der zusätzlichen Fahrzeuge kommt es nicht zu Stau. Und: Auf der Passhöhe ist man froh um die Kundschaft.
Hier steht Jana zwischen ihrem Grill, auf dem sie Würstchen brät, und den kalten Getränken. Beides verkauft sie mit einem strahlenden Lachen an die Reisenden. Das Geschäft von Jana läuft gut. Sie sagt:
Aber das liege auch am schönen Wetter und nicht nur an der Tunnelschliessung, ist sie sich sicher.
Zurück auf dem Heimweg treffen wir Petra und Toni. Sie verkaufen in der Schöllenenschlucht Käse und Fleisch aus dem nahegelegenen Meiental. «Heute Morgen habe ich gedacht, dass wegen der Tunnelsperre viele Leute kommen würden», sagt Toni. Aber Petra relativiert:
Die beiden haben auch eine Erklärung, warum die Menschen nicht anhalten:
So ist es wahrscheinlich. Denn nicht alle geniessen die Schönheit der Passhöhe, sondern wollen möglichst zügig von A nach B – denn dazu sind Tunnels nun mal da.
Nur Rob, der sitzt vielleicht noch immer oben auf der Passhöhe und geniesst den Ausblick. Wir würden es ihm gönnen.
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