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Zweite Wahlgänge im Ständerat: Das ist die Ausgangslage in den Kantonen

Nach Ständeratswahlen noch 15 Sitze unbesetzt: Das ist die Ausgangslage in den Kantonen

24.10.2023, 18:4025.10.2023, 02:41
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Nach den Wahlen ist vor den Wahlen – zumindest gilt das für diejenigen Kantone, die noch kein endgültiges Ständeratsergebnis hervorbringen konnten.

Bei den Ständeratswahlen sind am Sonntag 31 der 46 Sitze vergeben worden. Für die 15 noch offenen Sitze sind in zehn Kantonen zweite Wahlgänge nötig. Diese finden je nach Kanton am 12. oder 19. November statt.

Ein Überblick:

Bern

Die Ständeratswahlen im Kanton Bern sind entschieden. Auch Bernhard Pulver (Grüne) verzichtet auf den zweiten Wahlgang. Damit war der Weg frei für die stille Wahl von Werner Salzmann (SVP) und Flavia Wasserfallen (SP).

Flavia Wasserfallen, SP-BE, Staenderatskandidatin , rechts, freut sich neben Nationalraetin Tamar Funiciello, SP-B, Mitte, und Lena Allenspach, Co-Praesidentin SP Stadt Bern, freuen sich an der Delegi ...
Flavia Wasserfallen freute sich am Montag über ihre Wahl.Bild: keystone

Im Kanton Bern erreichte im ersten Wahlgang niemand das absolute Mehr. SP-Nationalrätin Flavia Wasserfallen erzielte das beste Ergebnis mit 158'843 Stimmen. Der bisherige SVP-Ständerat Werner Salzmann kam auf Rang zwei mit 157'944 Stimmen.

12. November

Genf – 2 Sitze

Mauro Poggia, candidat MCG a l'election au Conseil des Etats, est fete dans le stamm MCG, lors de la journee des elections federales 2023 du Conseil national et du Conseil des Etats, ce dimanche  ...
Mauro Poggia überrascht in Genf.Bild: keystone

Der 64-jährige Ex-Staatsrat Poggia erzielte in der ersten Runde der Ständeratswahlen am Sonntag mit 38'761 Stimmen das beste Resultat. Der Kandidat der rechtsbürgerlichen Protestpartei Mouvement citoyen genevois lag damit rund 1000 Stimmen vor seinen beiden Konkurrenten aus dem rot-grünen Lager. SVP-Frau Amaudruz, seine Mitstreiterin auf dem Ticket der Alliance genevoise, erhielt 28'365 Stimmen.

Nun bahnt sich im zweiten Wahlgang ein heisser Kampf zwischen Links und Rechts um die beiden Ständeratssitze an. Die Bürgerlichen haben dabei gute Chancen, die seit 2007 währende rot-grüne Dominanz in der Genfer Standesvertretung zu brechen.

Die Staatskanzlei gab am Dienstag die Liste der Kandidierenden für den zweiten Wahlgang der Ständeratswahlen am 12. November bekannt. Insgesamt sechs Kandidierende stehen zur Wahl, darunter zwei aus der neuen Gruppierung «Liberté le peuple d'abord». Der winzigen Partei werden jedoch keine Chancen eingeräumt.

Bei den etablierten Parteien stehen sich je zwei Duos mit bekannten Persönlichkeiten gegenüber. Die vereinten Bürgerlichen (FDP, Mitte, SVP und MCG) schicken Mauro Poggia und die SVP-Nationalrätin Céline Amaudruz ins Rennen. Das Paar tritt gegen die Bisherigen Lisa Mazzone von den Grünen und Carlo Sommaruga von der SP an.

Die vier bürgerlichen Parteien hatten sich verpflichtet, die beiden Kandidaten aufzustellen, die im ersten Wahlgang die meisten Stimmen erhalten.

Für die neue Gruppierung «Liberté le peuple d'abord» kandidieren die ehemalige Lehrerin Chloé Frammery, die durch ihre coronaskeptischen Positionen einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht hat, und Anastasia-Natalia Ventouri, die sich unter anderem für Kinderrechte einsetzt.

Freiburg – 2 Sitze

Im Kanton Freiburg erreichte am 22. Oktober niemand das absolute Mehr. An der Spitze lagen die Bisherigen Isabelle Chassot (Mitte) mit 34'838 Stimmen und Johanna Gapany (FDP) mit 27'989 Stimmen. SVP-Kandidat Pierre-André Page (SVP) folgte ihnen mit 27'280 Stimmen dicht auf den Fersen. Die SP-Kandidatin Alizée Rey, wenig bekannt im Kanton, erreichte Platz vier mit 22'634 Stimmen, gefolgt vom Grünen Gerhard Andrey mit 21'150 Stimmen.

Drei Freiburger Frauen kandidieren im zweiten Wahlgang für einen Ständeratssitz. Am 12. November stehen sich Isabelle Chassot von der Mitte, Johanna Gapany von der FDP und Alizée Rey von der SP gegenüber. SVP-Mann Pierre-André Page zieht sich aus dem Rennen zurück.

Nach den Treffen der fünf grossen kantonalen Parteien, die am Dienstag an verschiedenen Orten stattfanden, stehen die Kräfteverhältnisse nun fest: In weniger als drei Wochen werden drei Kandidatinnen um zwei Sitze kämpfen, wobei die amtierende Mitte-Ständerätin Isabelle Chassot als klare Favoritin in die Wahl um den zweiten Sitz gehen wird.

Der Zentralvorstand der SVP versammelte sich am Dienstagabend in Siviriez und bestätigte Pages Entscheidung, nicht in den Kampf zu ziehen. Der Rückzug erfolgte im Rahmen einer sofortigen Erneuerung der bürgerlichen Allianz (Entente bourgeoise), die auch für die kantonalen Wahlen 2026 gilt.

Wallis – 2 Sitze

Im Wallis besetzten im ersten Wahlgang die beiden bisherigen Mitte-Ständeratsmitglieder Beat Rieder und Marianne Maret die ersten Plätze, verpassten das absolute Mehr jedoch. Die weiteren Kandidierenden wurden deutlich distanziert.

In der zweiten Runde der Ständeratswahlen im Wallis fordert der Freisinnige Philippe Nantermod die beiden Bisherigen Beat Rieder und Marianne Maret (Mitte) heraus. Bis zum Listenschluss am Dienstagabend meldeten sich keine weiteren Kandidaten.

Der Staat Wallis gab kurz nach 17.00 Uhr die Namen der drei Kandidaten für die Stichwahl am 12. November bekannt. Die meisten anderen Kandidatinnen und Kandidaten hatten sich bereits nach dem ersten Wahlgang am Sonntag und den Versammlungen der verschiedenen Parteien am Montagabend aus dem Rennen zurückgezogen.

Die beiden Mitte-Politiker Rieder (52'748 Stimmen) und Maret (43'204) lagen in der ersten Runde weit vor dem Freisinnigen Nantermod (25'145), der rund 18'000 Stimmen zurücklag. Der SVP-Nationalrat Jean-Luc Addor (23'371 Stimmen) warf sofort nach Bekanntgabe der Ergebnisse das Handtuch. Er hatte während des Wahlkampfes mehrmals angekündigt, dass er nicht am zweiten Wahlgang teilnehmen werde, falls er im ersten nicht über den vierten Platz hinauskäme.

Waadt – 1 Sitz

WAHLEN 2023 - NATIONALRAT - KANTON WAADT - Pascal Broulis (neu), FDP. (KEYSTONE/Parteien/Handout) === HANDOUT, NO SALES ===
Pascal Broulis muss in den zweiten Wahlgang.Bild: keystone

In der Waadt wurde SP-Mann Pierre-Yves Maillard im ersten Wahlgang in den Ständerat gewählt. Der Nationalrat und Präsident des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes erreichte als Einziger die absolute Mehrheit. Im zweiten Wahlgang stehen sich FDP-Kandidat Pascal Broulis und der Grüne Raphaël Mahaim gegenüber. Broulis lag nach dem ersten Wahlgang gut 37'000 Stimmen vor Mahaim. Nach den Parteiversammlungen am Montagabend zogen sich alle anderen Kandidaten aus dem Rennen zurück, und bis zum Fristablauf für Vorschläge am Dienstagmittag meldete sich kein weiterer Kandidat.

19. November

Tessin – 2 Sitze

Marco Chiesa, SVP-TI, spricht an der Ausserordentliche Session "Zuwanderung und Asyl", waehrend der Herbstsession der Eidgenoessischen Raete, am Mittwoch, 27. September 2023 im Staenderat in ...
SVP-Präsident Marco Chiesa muss am 19. November erneut antreten.Bild: keystone

Favorit für den zweiten Tessiner Ständeratswahlgang ist SVP-Parteipräsident Marco Chiesa. Er lag nach dem ersten Wahlgang über 10'000 Stimmen vor dem Zweitplatzierten Fabio Regazzi (Mitte), der die Teilnahme am zweiten Wahlgang bestätigt hat. Ebenfalls ins Rennen steigt der drittplatzierte Alex Farinelli von der FDP sowie Greta Gysin von den Grünen. Auch Amalia Mirante von «Avanti con Ticino & Lavoro» tritt zum zweiten Wahlgang an. Bruno Storni von der SP, der den vakanten Sitz von Marina Carobbio hätte verteidigen sollen, tritt nicht mehr an.

Aargau – 1 Sitz

Ständerat Thierry Burkart (FDP) wurde wiedergewählt. Frei ist der bisherige SVP-Sitz.

Die Mitte schickt Marianne Binder ins Rennen. Entscheidend dafür seien Gespräche mit Parteiexponenten von SP, GLP, Grünen und EVP gewesen, hiess es am Dienstagabend von der Mitte. Nach der SP-Kandidatin Gabriela Suter hatten zuvor auch die drei anderen Aargauer Ständeratskandidatinnen auf den zweiten Wahlgang verzichtet. Sie stellen sich geschlossen hinter Binder.

Mit ihrem Rückzug wollen sie die Wahl von SVP-Nationalrat Benjamin Giezendanner verhindern. Binder habe dafür im zweiten Wahlgang am 19. November die besten Chancen, schrieben die Nationalrätinnen Irène Kälin (Grüne) und Barbara Portmann (GLP) sowie die nicht wiedergewählte Lilian Studer (EVP) in einem gemeinsamen Communiqué.

Bei allen politischen Gegensätzen und Gemeinsamkeiten zeigten sich die drei Politikerinnen überzeugt, dass sie mit ihrem Schritt einer Aargauer Frau den Weg in den Ständerat ebnen. Von Binder erwarten sie, dass diese nicht vergesse, dass ihr die Klimaallianz den Weg zur Wahl ebne.

Schaffhausen – 1 Sitz

Thomas Minder, Parteilos-SH, spricht waehrend der Herbstsession der Eidgenoessischen Raete, am Mittwoch, 27. September 2023 im Staenderat in Bern. (KEYSTONE/Anthony Anex)
Thomas Minder, der Vater der Abzocker-Initiative, muss ebenfalls nochmals antreten.Bild: keystone

Im Kanton Schaffhausen kommt es etwas überraschend zu einem zweiten Wahlgang. Der bisherige Ständerat Thomas Minder (parteilos) hat im ersten Durchgang das absolute Mehr verpasst. Er tritt im zweiten Durchgang gegen Simon Stocker (SP) und Nina Schärrer (FDP) an. Offen ist, wie sich die SVP verhalten wird. Sie will in den nächsten Tagen entscheiden. Deren Kandidat, der bisherige Hannes Germann, schaffte die Wiederwahl bereits im ersten Wahlgang.

Solothurn – 1 Sitz

Die Ausgangslage im Kanton Solothurn für die Stichwahl um den freien SP-Sitz im Ständerat ist geklärt: Nationalrätin Franziska Roth (SP) und Nationalrat Christian Imark (SVP) kämpfen um das Mandat. Die FDP zog Regierungsrat Remo Ankli aus dem Rennen. Die Abmeldefrist bei der Staatskanzlei lief am Dienstagabend um 21.00 Uhr ab. Aus einer Mitteilung der Staatskanzlei geht hervor, dass die FDP ihren Kandidaten Ankli für den zweiten Wahlgang zurückzieht. Die FDP versammelte sich gleichzeitig zu einer ausserordentlichen Delegiertenversammlung. Dort erklärte Ankli den Rückzug seiner Kandidatur.

Der vor zwei Jahren mit dem besten Resultat als Regierungsrat wiedergewählte Ankli hatte im ersten Wahlgang am Sonntag ein schlechtes Stimmenresultat eingefahren. Der Bildungsdirektor landete mit deutlichem Abstand auf dem vierten Platz, hinter Roth und Imark. In der ersten Runde war Ständerat Pirmin Bischof (Mitte) klar bestätigt worden. Für die Stichwahl zogen auch Nationalrat Felix Wettstein (Grüne) und Dieter Künzli (GLP) ihre Kandidatur zurück.

Zürich – 1 Sitz

Während Daniel Jositsch (SP, bisher) im Kanton Zürich seinen Ständeratssitz bereits im ersten Wahlgang sichern konnte, kommt es um den frei werdenden Sitz von Ruedi Noser (FDP) im zweiten Durchgang zum Duell zwischen dem im ersten Wahlgang zweitplatzierten Gregor Rutz von der SVP und der GLP-Nationalrätin Tiana Moser. Zuvor hatte sich FDP-Kandidatin Regine Sauter für den zweiten Wahlgang aus dem Rennen genommen, womit eine 40-jährige Ära des Zürcher Freisinns im Ständerat endet. Die FDP machte mangelnde Unterstützung seitens der bürgerlichen Partner geltend. Ihren Rückzug meldeten auch der Mitte-Nationalrat Philipp Kutter und der Grüne Daniel Leupi an. Noch offen war bisher, wen die Mitte unterstützen wird.

(sda)

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Die abgewählten Parlamentarierinnen und Parlamentarier
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Die abgewählten Parlamentarierinnen und Parlamentarier
Lilian Studer. (Archivbild)
quelle: keystone / anthony anex
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8 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Stargoli
24.10.2023 20:26registriert Januar 2015
Zu Schaffhausen: So überraschend ist das nicht. Dass Stocker (SP), Minder überholt, der unter dem Deckmantel der Parteilosigkeit, Politik ganz rechts aussen betreibt, ausser der „Abzockerinitiative“ mit der er sich einen Namen gemacht hat, diese Idee in seiner eigenen Firma jedoch mit Füssen tritt, war absehbar. Die SVP muss sich nun entscheiden, ob sie, wie es die Listenverbindung mit der FDP eigentlich vorgibt, Schärrer (FDP) unterstützen und so die Wahl von Stocker(SP) begünstigen oder gegen die Abmachung auf Minder setzen. Mal sehen, wie loyal die SVP bezüglich Listenverbindungen ist.
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