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SVP und FDP wollen gemeinsame Stossrichtung bei Klimapolitik vorgeben.

Die Parteipraesidenten Albert Roesti, SVP, links, und Petra Goessi, FDP, aeussern sich bei der Elefantenrunde zu den Abstimmungsergebnissen, am Sonntag, 10. Juni 2018, in Bern. (KEYSTONE/Peter Schneid ...
Hallöchen Klimapolitik, wir machen jetzt auch mit! SVP-Präsident Albert Rösti und FDP-Präsidentin Petra Gössi haben gemeinsame Ziele.Bild: KEYSTONE

«Hallöchen, Umweltpolitik!» Jetzt setzt sich Rösti neben Gössi ins Klimaboot

FDP und SVP präsentieren am Samstag eine gemeinsame Stossrichtung in der Umweltpolitik. Wochenlang hatten sich die SVP-Vertreter Roger Köppel und Albert Rösti gewehrt, beim «Klimawahn» mitzumachen.
29.05.2019, 05:3029.05.2019, 08:11
Othmar von Matt / ch media
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Bis jetzt schaltete die SVP auf stur, wenn es um den Klimawandel ging. Bestes Beispiel dafür ist SVP-Ständerats-Kandidat Roger Köppel. Er schiesst auf Twitter seit Wochen gegen «Klimawahn» und «Klimadiktatur». Das «Klima» sei «eine Intensiv-Mode, ein Rausch», schrieb der «Weltwoche»-Verleger etwa. Man dürfe selber «keinesfalls aus dieser Flasche trinken». Oder: «Klima-Wahn? Nein danke! Wehrt euch gegen den grünen Absolutismus.»

Doch jetzt macht die Partei einen ungewöhnlichen Schritt. SVP-Präsident Albert Rösti tritt am 1. Juni mit FDP-Präsidentin Petra Gössi an einem gemeinsamen Anlass zur Wasserstoff-Mobilität auf.

Er findet in Hunzenschwil AG statt, dem Wasserstoffzentrum der Schweiz, wo die erste öffentliche H2-Tanksäule steht. Das Motto der Veranstaltung: «Liberale Klimapolitik auf dem Prüfstand: Wasserstoff H2 – Treibstoff für den Klimaschutz». Der Anlass soll das Potenzial von Wasserstoff als Treibstoff aufzeigen, um den CO2-Ausstoss zu reduzieren.

Die neuesten Wahl-Umfragen geben Rösti übrigens recht:

«Es ist wichtig, dass die Bürgerlichen ihre Umweltpolitik gemeinsam kommunizieren»

Rösti wie Gössi sehen den Auftritt als Chance, gemeinsam eine bürgerliche Klimapolitik der technologischen Innovation zu fördern, statt mit neuen Verboten konfrontiert zu werden. «Es ist wichtig, dass die Bürgerlichen ihre Umweltpolitik gemeinsam kommunizieren», sagt FDP-Präsidentin Gössi. «Sonst gibt es plötzlich nur noch Verbote.» SVP-Präsident Rösti will ebenfalls «Zeichen gegen linke Verbote setzen». Die SVP trete gegen neue Verbote, Steuern und Abgaben an. «Das schränkt die Freiheit ein, die für uns ein sehr hohes Gut ist.»

Schon bald Wasserstoff-Lastwagen

Rösti sagt, «saubere Luft, sauberes Wasser und eine intakte Umwelt» liessen sich «mit technologischen Innovationen von privaten Unternehmen besser realisieren als mit staatlichen Eingriffen». Und FDP-Präsidentin Gössi betont: «Liberale Umweltpolitik muss auch Wirtschaftspolitik sein. Für uns geht sie über Innovation und Wertschöpfung im Inland.»

In der SVP gelten Nationalrat Ulrich Giezendanner und sein Sohn Benjamin, Aargauer SVP-Grossrat, als grosse Wasserstoff-Befürworter.

Ulrich Giezendanner, SVP-AG, spricht waehrend der Fruehlingssession der Eidgenoessischen Raete, am Donnerstag, 21. Maerz 2019 im Nationalrat in Bern. (KEYSTONE/Anthony Anex)
Schlägt Ulrich Giezendanners Herz etwa auch ein bisschen grün?Bild: KEYSTONE

Sie wollen die Diesel-Lastwagen der Giezendanner Transport AG schon in naher Zukunft durch Wasserstoff-Lastwagen ersetzen. «Wir dürften wohl in den nächsten zwei Jahren unseren ersten Wasserstoff-Lastwagen bekommen», sagte Benjamin Giezendanner vor zwei Wochen am «Giezi-Fescht». Er glaube, dass sich diese Technologie gegen jene der Elektro-Lastwagen, die das Unternehmen ebenfalls teste, durchsetze. Zudem wolle die Giezendanner Transport AG eine eigene Wasserstoff-Tankstelle.

«Ich freue mich, dass die SVP mitmacht.»
FDP-Nationalrätin Doris Fiala

«Wir sollten Wasserstoff fördern, wo wir nur können», sagt auch Ulrich Giezendanner selbst. «Es ist eine Sünde, Erdöl zu verbrennen. Erdöl ist viel zu wertvoll. Deshalb wird die SVP zur Wasserstoff-Partei.» Giezendanner spielt damit auch auf SVP-Politiker Walter Frey an. Der grösste Autohändler Europas ist Mitglied des Fördervereins H2-Mobilität Schweiz.

Dem Verein gehören elf Unternehmen an wie Coop, Migros und die Emil Frey Gruppe. Er bringt bis 2023 1000 mit Wasserstoff betriebene Lastwagen in die Schweiz. Parallel dazu soll ein flächendeckendes Tankstellennetz für Wasserstoff aufgebaut werden.

Den Anlass in Hunzenschwil hat FDP-Frauen-Präsidentin Doris Fiala initiiert. Ursprünglich als reiner FDP-Anlass geplant, weitete Fiala ihn auf die SVP aus. Walter Frey ist einer der Gründe dafür. «Er ist einer der wichtigsten Investoren der Schweizer Autoindustrie für diese Technologie», sagt Fiala. Deshalb war für sie klar, dass FDP und SVP in diesem Fall eine Gemeinsamkeit haben müssten. «Ich freue mich, dass die SVP mitmacht», sagt die FDP-Frauen-Präsidentin. «Es wird sich zeigen, ob sie diesen Anlass ernsthaft als nachhaltiges Engagement nutzt.»

«Ich fahre ein Elektroauto und besitze eine Photovoltaik-Anlage.»
SVP-Nationalrat Franz Grüter

Fiala wollte sich aber auch bewusst von links abgrenzen. «Ich habe mich darüber gegrämt, dass es in konservativen Kreisen zuerst hiess, die FDP-Frauen würden mit ihrem Klima-Engagement nach links abdriften», sagt sie. «Nur weil wir ökologische Verantwortung übernehmen wollen.»

Anlass der FDP-Frauen in Dübendorf

Nach dem Anlass von Hunzenschwil vom Samstag veranstalten die FDP-Frauen im August auch bei der Empa in Dübendorf ein Klima-Treffen. «Es geht um die Frage, welches der beste Treibstoff ist für das Klima», sagt FDP-Frauen-Präsidentin Doris Fiala. «Dabei nehmen wir Biogas, die Elektromobilität, die Wasserstoff-Mobilität und synthetische Treibstoffe unter die Lupe.» Die FDP-Frauen führen den Anlass durch mit Swisscleantech, dem Schweizerischen Gewerbeverband (SGV) und den KMU-Frauen. Mobilität, verdichtetes Bauen und Ernährung aus ökologischer und naher Produktion sind für Fiala Felder für eine liberale Umweltpolitik, die sie bearbeitet.

Das öffentliche klimapolitische Engagement der SVP reduzierte sich bislang zwar auf den Kampf gegen die «Klimahysterie». Verschiedene SVP-Parlamentarier tun allerdings viel im klimapolitischen Bereich. Die Giezendanner Transport AG etwa verlagert das Stückgut von 10 000 Lastwagen auf die Schiene. 300 Kilometer pro Fahrt oder total 6 Millionen Kilometer können so vermieden werden. «Damit sparen wir 1.8 Millionen Liter Diesel», sagt Ulrich Giezendanner.

SVP-Nationalrat Franz Grüter ist privat inzwischen sogar «nahezu Energie-Selbstversorger», wie er sagt. «Ich fahre ein Elektroauto und besitze eine Photovoltaik-Anlage.» Zudem hat Green.ch mit Verwaltungsratspräsident Grüter in den letzten Jahren Millionen in nachhaltige Technologien investiert. Das Unternehmen wurde vom Bundesamt für Energie mit dem Prix Watt d’Or in den Bereichen Gebäude und Raum ausgezeichnet.

Das Lob von Roger Köppel

Auch Ems-Chefin und Nationalrätin Magdalena Martullo-Blocher sparte dank dem Biomasse-Kraftwerk in Domat/Ems «zwischen 2001 und 2017 85 Prozent unseres CO2-Ausstosses ein», wie sie im «Blick» sagte. Und Nationalrätin Diana Gutjahr, die ebenfalls in Hunzenschwil auftritt, sagte gegenüber CH Media, sie investiere als Unternehmerin laufend in modernere Produktionsanlagen mit möglichst tiefem Energieverbrauch.

Roger Koeppel, SVP-ZH, filmt sich mit dem Smartphone in der Wandelhalle des Nationalrats, am Rand der Sondersession des Nationalrats, am Mittwoch, 8. Mai 2019 in Bern. (KEYSTONE/Alessandro della Valle ...
Findet's gut: Roger Köppel.Bild: KEYSTONE

Und was sagt SVP-Klima-Scharfmacher Roger Köppel zum Wasserstoff-Anlass in Hunzenschwil? «Die Wasserstoff-Technologie zeigt», betont er, «dass die von links verteufelte Automobil-Industrie heute zu den ganz grossen Treibern eines vernünftigen, realistischen und marktwirtschaftlichen Umweltschutzes gehört.»

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215 Kommentare
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Yolo
29.05.2019 06:48registriert Mai 2015
Ohne Verbote würden wir noch heute unsere Industrieabfälle ungereinigt in unsere Gewässer einleiten und ungefilterte Abgase und die Luft blasen. Eigenverantwortung hört sehr oft beim eigenen Portemonnaie auf. Leider.
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nib
29.05.2019 06:25registriert Mai 2016
Wieder einmal nicht zu Ende gedacht von der SVP. Wasserstoff als Energieträger macht wegen dem miserablen Wirkungsgrad bei der Herstellung nur im Zusammenhang mit Ökostrom Sinn. Und da fehlt das Konzept. Nachsitzen!
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Gwaggli
29.05.2019 06:33registriert Januar 2016
Da sollte man vielleicht am Rande noch kurz anmerken, dass wohl der grösste Teil des Wasserstoffs auf Erdgas basiert wäre.
Und plötzlich sieht das ganze mehr nach Propaganda und Blenderei aus, als nach ehrlichem Klimaschutz.

Zu Frau Martullo gabs glaube auch hier auf Watson mal ein Artikel, dass Sie mit der Biomasseanlage in Ems vor allem hart von Subventionierung profitiert. Die grüne Anlage ist zuerst also eine Goldgrube, Kli aschutz ein sexy Nebeneffekt.
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