Schweiz
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SVP-Nationalräte Aeschi und Graber behalten ihre Immunität

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SVP-Nationalräte Michael Graber (links) und Thomas Aeschi behalten ihre Immunität.Bild: keystone

Handgemenge im Bundeshaus: SVP-Nationalräte Aeschi und Graber sollen Immunität behalten

12.02.2025, 18:0412.02.2025, 18:48
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Die Bundesanwaltschaft soll nicht gegen die SVP-Nationalräte Thomas Aeschi und Michael Graber ermitteln können. Das hat die zuständige Nationalratskommission mit knappem Mehr entschieden. Die beiden hatten sich nicht an Anweisungen des Sicherheitsdienstes im Parlamentsgebäude gehalten.

Die Immunitätskommission des Nationalrates (IK-N) entschied gemäss einer Mitteilung der Parlamentsdienste vom Mittwoch mit 4 zu 3 Stimmen bei 2 Enthaltungen, die Immunität der zwei Nationalräte nicht aufzuheben. Der Vorfall ereignete sich beim Besuch des ukrainischen Parlamentspräsidenten Ruslan Stefantschuk im Juni.

«Gerangel mit körperlichem Einsatz»

Gemäss dem in der Mitteilung zitierten Einsatzjournal des Bundessicherheitsdienstes (BSD) versuchten Aeschi und Graber - entgegen den Anweisungen der Sicherheitsassistenten des BSD - die Haupttreppe des Parlamentsgebäudes zu benutzen. Als sie von den Beamten zurückgehalten wurden, kam es zu einem Gerangel mit körperlichem Einsatz und verbaler Auseinandersetzung.

Aufgrund des Verdachts auf Hinderung einer Amtshandlung reichte die Bundesanwaltschaft im September 2024 ein Gesuch um Prüfung der Aufhebung der Immunität der beiden Nationalräte ein. Bei der Behörde war eine Strafanzeige eingegangen.

Die IK-N verweist auf die ständige Praxis und ihre vorläufige Beurteilung des Falls: Demnach wird die Immunität nicht aufgehoben, wenn sich die Strafbarkeit des Verhaltens als zweifelhaft oder als nicht gegeben erweist. Vor diesem Hintergrund sei die Aufhebung der Immunität nicht verhältnismässig.

Die Mehrheit wolle die Weisungsbefugnis des BSD nicht infrage stellen, hiess es. Es sei wichtig, dass Ratsmitglieder den Anweisungen des Sicherheitspersonals Folge leisteten. Doch: «Im konkreten Fall bestehen Zweifel, ob die konkreten Anweisungen für die betroffenen Personen im entscheidenden Moment unmissverständlich waren.»

Ständeratskommission am Zug

Aeschi selbst machte in der Anhörung nach Angaben der IK-N geltend, dass er körperlich angegangen worden sei, ohne zuvor auf das Durchgangsverbot hingewiesen worden zu sein. Graber fügte demnach hinzu, dass dieses Verbot auch nicht im Vorfeld durch die Parlamentsverwaltung kommuniziert worden sei. Er habe ferner das Gespräch gesucht und zur Deeskalation der Situation beigetragen.

Nun hat sich die Rechtskommission des Ständerates (RK-S) mit dem Fall zu befassen. Ist sie gleicher Auffassung wie die Nationalratskommission, ist der Fall erledigt. Sollte sie dagegen eine Aufhebung der Immunität der beiden Nationalräte beschliessen, müsste sich die IK-N noch einmal mit dem Dossier befassen. (sda)

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97 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Viva Svizzera
12.02.2025 18:15registriert März 2023
Eine falsche Entscheidung. Dadurch werden diese beiden Nationalräte und anderen Exponenten der SVP ermutigt sich weiterhin rüpelhaft zu benehmen, weil sie wissen, es passiert ihnen nichts. Eine Schande.
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TanookiStormtrooper
12.02.2025 18:12registriert August 2015
Wenn ich mir ein Handgemenge mit der Polizei erlauben würde sähe die Sache wohl ganz anders aus. Aber manche Menschen sind eben gleicher als Andere.
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Fediverse
12.02.2025 18:14registriert Januar 2025
Die Law and Order Partei ist nur für Law and Order und eine strenge Ausübung der Gesetze, wenn es die Anderen betrifft. Wenn es der Partei ernst wäre mit dem
Law and Order Gerede, dann liefe gegen Aeschi und Graber ein Parteiausschlussverfahren.

Aber tja, ich wäre überrascht, wenn ich überrascht wäre.
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