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Pfister kassiert am meisten – SVP macht Geheimnis um Chiesas Lohn

Gerhard Pfister kassiert am meisten – SVP macht Geheimnis um Chiesas Lohn

Als Präsident seiner Partei erhält Gerhard Pfister 100'000 Franken – mehr als seine Amtskollegen. Die SVP sagt nichts zum Lohn von Präsident Chiesa. Der Vergleich.
20.08.2021, 20:00
Francesco Benini / ch media
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Staenderat Thierry Burkart gibt waehrend einer Medienkonferenz die Kandidatur fuer das Praesidium der FDP Schweiz bekannt, am Montag, 16. August 2021 in Bern. (KEYSTONE/Peter Klaunzer)
Bekommt einen Präsidenten-Lohn: Thierry BurkartBild: keystone

Die Freisinnigen suchten in den vergangenen Wochen Kandidaten für das Amt als Parteipräsident. Die Zahl der Bewerber war klein – am Schluss meldete einzig der Aargauer Ständerat Thierry Burkart sein Interesse an. Ein freisinniger Nationalrat erklärte die Zurückhaltung damit, dass die Entschädigung für das aufwendige Amt eher gering sei. «Unser Parteipräsident erhält nur 50000 Franken. Gerhard Pfister bekommt das Doppelte, immerhin.»

Was sich anhörte wie ein salopper Spruch, beruht auf Tatsachen. Der Präsident der Mitte bekommt von seiner Partei rund 100000 Franken pro Jahr. Der Betrag setzt sich zusammen aus einer Grundentschädigung, Sitzungsgeldern sowie einer Spesenvergütung.

Dass die Mitte Geld bezahlt für die Sitzungen des Parteipräsidiums ist eine Besonderheit. Die anderen Parteien richten an ihre Präsidenten einen festen Betrag plus allenfalls eine Spesenentschädigung aus; Sitzungsgelder zahlen sie aber nicht.

Blocher wollte nicht, dass das Amt bezahlt wird

Gerhard Pfister, Präsident der Mitte – vormals CVP – ist damit der mit Abstand bestbezahlte Parteipräsident der Schweiz. Am anderen Ende der Rangliste findet sich Jürg Grossen, der Präsident der Grünliberalen. Er bekommt 2500 Franken – wobei seine Spesen nicht gesondert entschädigt werden.

Gerhard Pfister, Parteipraesident anlaesslich der Delegeiertenversammlung Die Mitte, am Samstag, 26. Juni 2021, in Bern. (KEYSTONE/Peter Schneider)
Gerhard PfisterBild: keystone

Eine Einschränkung beim Vergleich der Bezüge gibt es: Die SVP erteilt keine Auskunft über Zahlen. Parteipräsident Marco Chiesa erhält keinen Lohn, aber eine Spesenentschädigung in unbekannter Höhe.

Als Albert Rösti als Präsident der SVP Ende 2019 seinen Rücktritt ankündigte, tat sich die Partei schwer, einen Nachfolger zu finden. Einige Exponenten der SVP forderten, dass der Präsident künftig einen angemessenen Lohn erhalten sollte. Parteivater Christoph Blocher sprach sich aber dagegen aus. Dieses Amt strebe man nicht wegen des Lohnes an, fand er. Also legte die SVP für Marco Chiesa eine Spesenentschädigung fest. Man munkelt in der Partei, sie sei so hoch, dass Präsident Chiesa ­damit mehr als nur seine Spesen begleichen könne.

Staenderat Marco Chiesa, SVP-TI, Parteipraesident SVP, spricht mit Journalisten nach den Hochrechnungen der Abstimmungen, zum des CO2-Gesetz, am Sonntag, 13. Juni 2021 in Bern. Das eidgenoessische Sti ...
Marco Chiesa.Bild: keystone

Warum erhält Gerhard Pfister einen höheren Lohn als andere Parteipräsidenten? «Das Amt des Parteipräsidenten entspricht in der Mitte-Partei ungefähr einem 60-Prozent-Job», erklärt Generalsekretärin Gianna Luzio. «Es sind die zuständigen Parteigremien, die über den Lohn unseres Präsidenten entscheiden, der im Bereich seines Vorgängers liegt. Gerhard Pfister ist als Parteipräsident nicht nur zeitlich stark engagiert.»

Die meisten Parlamentarier der Mitte-Partei wussten nicht, dass ihr Präsident besser bezahlt wird als die anderen Parteichefs. Sie regen sich aber nicht darüber auf. Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneiter sagt, das Amt erfordere einen enormen Einsatz und strategisches Know-how. Das müsse entsprechend entschädigt werden.

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Schneider-Schneiter betont, dass «ein Topmanager für 100000 Franken nicht einmal einen Bleistift zur Hand nimmt». Sie führt ausserdem einen plausiblen Grund an, warum Gerhard Pfister besser bezahlt ist als seine Amtskollegen: «Unter den Parteipräsidenten ist er klar der beste.»

Die Grünliberalen bezahlen zum ersten Mal etwas

Und was sagt Jürg Grossen, der sich mit 2500 Franken zufriedengeben muss? Der Präsident der Grünliberalen ist nicht unzufrieden – er weist darauf hin, dass er in diesem Jahr zum ersten Mal überhaupt etwas für die Arbeit als Parteipräsident erhalte. «Meine Motivation ist intrinsisch. Mein Lohn ist das Wachstum der Partei und die zusätzlichen Sitze, welche die Grünliberalen erobern.»

Jürg Grossen ergänzt, dass die Parteifinanzen keine höhere Entschädigung zuliessen, weil die Grünliberalen das Geld primär in die politische Arbeit investieren wollen.

Neben den 100000 Franken als Parteipräsident erhält Gerhard Pfister eine Entschädigung als Nationalrat, die bei ungefähr 130000 Franken liegt. Ausserdem nimmt er zurzeit 16 bezahlte Mandate wahr. Da kommt etwas zusammen. Für die Gesamtsumme nähme ein Topmanager wohl auch einen Kugelschreiber zur Hand.

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Ein paar schöne Bilder vom Bundeshaus in Bern
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quelle: keystone / gaetan bally
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32 Kommentare
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Lord_Mort
20.08.2021 20:25registriert Oktober 2015
Ach was, die SVP ist intransparent. Das ist ja was ganz Neues.
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Zwiebeln haben Schichten
20.08.2021 20:48registriert Juli 2014
"dass ein Topmanager für 100000 Franken nicht einmal einen Bleistift zur Hand nimmt"

Diese ParteipräsidentInnen stehen in der Öffentlichkeit und sollen etwas dazu verdienen, aber es so zu beschreiben ist einfach fürchterlich arrogant und auch überheblich.
Leider war der Wert einer Arbeit noch nie fair in unserer Gesellschaft. Im Gesundheitswesen hat man es nun bemerkt, im Detailhandel noch nicht. "Unter 50'000Fr/Jahr bedienen wir keine Kunden!" sagt niemand jemals. Das ist meine ehrliche Meinung und daher sind mir die Blitze egal.
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M.Ensch
20.08.2021 21:09registriert März 2020
Menschen, die für weniger bis viel weniger als 100 000 Franken einen Bleistift in die Finger nehmen müssen, fühlen sich von den PolitikerInnen immer weniger vertreten.
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