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So lang waren die Osterstaus am Gotthard in den letzten 36 Jahren

Der Reiseverkehr am Wochenende vor Ostern staut sich vor dem Gotthard Tunnel in Richtung Sueden zwischen Amsteg und Erstfeld bis auf 12 Kilometer Laenge, am Samstag, 9. April 2022 in Erstfeld. (KEYSTO ...
Jahr für Jahr dasselbe Bild: Wer über Ostern in den Süden will, der muss Geduld haben.Bild: keystone

Bella Stau! So lang waren die Oster-Blechlawinen am Gotthard seit 1987

Der Stau vor dem Gotthard gehört zu Ostern wie das Eiersuchen. Seit 1987 ist die Blechlawine im Urnerland traurige Tradition – nur die Corona-Pandemie sorgte während zweier Jahre für eine unerwartete Entlastung.
26.03.2024, 11:5226.03.2024, 12:41
Philipp Reich
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Trotz der schlechten Wetterprognosen fürs Tessin werden sie wieder Stossstange an Stossstange stehen – kilometerlang. Wer über Ostern in den Süden will, der muss sich zunächst in Geduld üben. Vor allem vor dem Gotthard-Strassentunnel gehört der Stau mittlerweile genauso zu den Festtagen wie die Eiersuche oder das «Urbi et orbi» des Papstes.

Nachdem die allseits beliebte Reise ins Tessin wegen Corona 2020 und 2021 mehrheitlich ins Wasser gefallen war, herrschte an den Osterwochenenden in den letzten beiden Jahren offensichtlich viel Nachholbedarf. Vor dem Gotthard bildete sich ein Stau von 22 Kilometern respektive 19 Kilometern, die Wartezeit betrug mehrere Stunden. Übertroffen wurde diese Staumarke gemäss dem Verkehrsinformationsdienst Viasuisse nur 1998, als ein heftiger Wintereinbruch für chaotische Zustände am Gotthard und 25 Kilometer Stau sorgte.

In diesem Jahr fand die erste Reisewelle Richtung Süden bereits am Wochenende vor Ostern statt: Neun Kilometer war die Blechlawine am letzten Samstag lang. Grund dafür war der frühe Beginn der Frühlingsferien in zehn deutschen Bundesländern.

In zwölf Kantonen und drei Bundesländern fällt der Ferienbeginn hingegen mit dem Osterwochenende zusammen. In den Tagen vor und über Ostern ist gemäss dem TCS deshalb mit einem hohen Verkehrsaufkommen und Staus zu rechnen. Es zeigt sich, dass sich die seit zwei Jahren anhaltende Tendenz mit auf zwei Wochenenden verteilten Stau-Spitzenzeiten etabliert.

Während der Woche vor Ostern wird erstmals am Mittwoch ein erhöhtes Verkehrsaufkommen in Richtung Süden erwartet. Am Gründonnerstag sei bereits frühmorgens vor acht Uhr mit Stau zu rechnen, teilt der TCS mit. Mit dem Höhepunkt der Blechlawine sei dann zwischen zwölf Uhr und Mitternacht zu rechnen, wobei sich der Stau vor dem Nordportal in Göschenen wahrscheinlich gar nie auflösen werde.

Die grösste Reisewelle wird wie bereits im Vorjahr am Karfreitag erwartet. Mit Spitzenwerten ist insbesondere zwischen 8 Uhr morgens und 20 Uhr zu rechnen. Nach 20 Uhr dürfte sich der Stau am Gotthard-Nordportal langsam wieder auflösen. Wer nach Italien reist, muss zusätzlich auch am Grenzübergang Chiasso mit Wartezeiten rechnen.

Stau am Gotthard-Nordportal über Ostern (2016 bis 2023):

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grafik: tcs

Stau am Gotthard-Südportal über Ostern (2016 bis 2023):

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grafik: tcs

Schon in der Vergangenheit waren Gründonnerstag und Karfreitag die mit Abstand staureichsten Tage am Gotthard, wie unsere aktuelle Staurecherche zeigt. In der Schweizer Mediendatenbank SMD haben wir sämtliche Staulängen am Gotthard seit 1987 aus Zeitungsartikeln und Presseberichten herausgesucht. Weiter zurückliegend war dies aufgrund fehlender Angaben nicht mehr möglich.

Die Daten zeigen, dass sich bereits in den 1980er-Jahren, als das durchschnittliche Verkehrsaufkommen noch deutlich tiefer lag als heutzutage, die Blechlawinen zu Osterbeginn aufzustauen begannen. Der Grund ist schnell gefunden: Der nur einspurig befahrbare Tunnel kann lediglich eine bestimmte Fahrzeuganzahl schlucken – pro Stunde rund 1000 Autos und 150 Lastwagen. Schon 1987 wurde dieses Maximum am Karfreitag mit 27'134 Fahrzeugen beinahe ausgereizt.

Die Staulänge hängt aber nicht nur von der Anzahl der Fahrzeuge, sondern auch von weiteren Faktoren ab. Eine grosse Rolle spielt das Wetter. Unerwartete Wintereinbrüche vor dem Nordportal können den Stau schnell in die Länge ziehen, schlechte Wetterprognosen im Süden – so wie in diesem Jahr – können genau das Gegenteil bewirken. Auch Unfälle im Tunnel oder davor haben einen grossen Einfluss, genau wie der Ostertermin selbst. Je später die Festtage im Jahr liegen, desto grösser die Chance auf gutes Wetter im Süden, was sich wiederum auf das Verkehrsaufkommen auswirkt.

Der Blick auf die Statistiken zeigt aber vor allem eines: In den letzten 35 Jahren konnte nur die Pandemie den Osterstau aufhalten. Ansonsten war er – mal etwas länger, mal etwas kürzer – immer da.

Neue Massnahmen gegen Stau am Gotthard
Um die Stausituation auf der A2 über die Ostertage in Richtung Süden zu verbessern und den Ausweichverkehr auf der Kantonsstrasse gezielt zu reduzieren, hat die Arbeitsgruppe Staumanagement Uri neue Massnahmen erarbeitet.

Massnahme 1: Die Autobahneinfahrten in Göschenen und Wassen in Fahrtrichtung Süden werden ab einer Staulänge von drei Kilometern geschlossen. Für Einheimische wird die Einfahrt in Göschenen viermal pro Tag für jeweils 15 Minuten geöffnet.

Massnahme 2:
Bei einem Stau ab einer Länge von acht Kilometern wird die Geschwindigkeit auf der Autobahn zwischen Altdorf und Amsteg auf 80 km/h reduziert. Mit der Verlangsamung des Reiseverkehrs soll das Unfallrisiko minimiert werden.

Massnahme 3: Die Ausfahrtsdosierungen in Erstfeld und Amsteg werden wie in den letzten beiden Jahren je nach Belastung der Kantonsstrasse vorgenommen.
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Von Osterstau keine Spur: Als es am Gotthard noch gemütlich zu und her ging
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Von Osterstau keine Spur: Als es am Gotthard noch gemütlich zu und her ging
1962, Rekordverkehr am Gotthard. Kaum zu glauben, aber wahr: Bis ins Jahr 1980 gab es noch keinen Strassentunnel durch den Gotthard. Es gab nur einen Weg – über den Pass.
(Bild: Comet Photo AG)
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