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40 Prozent der Schweizer Vögel sind vom Aussterben bedroht

Die Turteltaube ist vom Aussterben bedroht – und mit ihr 40 Prozent der Schweizer Vögel

29.09.2022, 11:25
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Die Zahl der Vögel nimmt weltweit schnell ab. Fast die Hälfte der Vogelarten haben abnehmende Bestände. Jede achte Vogelart steht auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. In der Schweiz sind zwei Fünftel der Vogelarten vom Aussterben bedroht.

turteltaube
Die Turteltaube steht auf der roten Liste.Bild: Shutterstock

Insgesamt sind 1409 Vogelarten auf dem Planeten gefährdet oder vom Aussterben bedroht. Nur 6 Prozent der Arten weisen ein Bestandswachstum auf. Das geht aus dem Bestandsbericht «State of the World's Birds 2022» hervor, wie die Vogelschutzorganisation Birdlife Schweiz am Donnerstag mitteilt.

Der Bericht wird alle fünf Jahre veröffentlicht. 2022 ist die Lage gemäss den Autoren so besorgniserregend wie nie zuvor. Bei fast der Hälfte der 11'000 Vogelarten registrierten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einen Rückgang. Dabei waren die Bestände schon vorher stark dezimiert.

40 Prozent der Schweizer Vogelarten gefährdet

13 Prozent aller Vogelarten stehen gemäss den internationalen Richtlinien auf der Roten Liste der gefährdeten oder sogar vom Aussterben bedrohten Arten. Weitere 9 Prozent stehen auf der Vorwarnliste und gelten damit als potenziell gefährdet. 187 Arten sind bereits ausgestorben.

Der Eisvogel mag anders als es sein Name vermuten l
Auch auf der Liste: der Eisvogel.Bild: sda

In der Schweiz ist die Lage gemäss Birdlife noch dramatischer: Hierzulande stehen 40 Prozent der einheimischen 205 Brutvogel-Arten auf der Roten Liste. Auf der Vorwarnliste finden sich mit 20 Prozent mehr als doppelt so viele Vögel wie international. Damit ist weit über die Hälfte der Schweizer Brutvogelarten in einer kritischen Lage. 17 einheimische Arten gelangten seit 2010 in eine bessere Kategorie, 25 stiegen ab.

Besonders stark gefährdet sind Arten, deren Lebensräume auf Agrarland und in Feuchtgebieten sind. Auf Landwirtschaftsland nahm der Vogelbestand in Europa seit 1980 um 57 Prozent ab. Waldvögeln ging es etwas besser, ihre Bestände schwanden seither um 3 Prozent. Bei den Bergvögeln belief sich der Rückgang allein in den letzten zwölf Jahren auf 10 Prozent.

Landwirtschaft als grösstes Problem

Die grösste Bedrohung der Vögel geht von der Landwirtschaft aus. Ihre Ausdehnung, Intensivierung, Agrochemie, Mechanisierung und die Umwandlung von Grün- in Ackerflächen sind für 73 Prozent aller bedrohten Vogelarten verantwortlich.

14 – zumindest frühere – Brutvogelarten der Schweiz finden sich auf der globalen Roten Liste: Eiderente, Tafelente, Kiebitz, Grosser Brachvogel (in der Schweiz ausgestorben), Bartgeier, Eisvogel, Turteltaube, Raubwürger (ausgestorben). Hinzu kommen drei auch in der Schweiz brütende Arten auf der globalen Vorwarnliste: Steinhuhn, Moorente und Rotmilan.

Birdlife schreibt, ein direkter Vergleich der Schweizer und der globalen Zahlen berge zwar gewisse methodische Schwierigkeiten. Den Befund, dass es in der Schweiz um die Biodiversität ganz besonders schlecht bestellt sei, würden indessen zahlreiche weitere Studien und ergänzende Vergleiche klar erhärten. (sda)

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45 Kommentare
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s'Paddiesli
29.09.2022 13:15registriert Mai 2017
Und Bauernlobby und SVP wehren sich immer erfolgreich gegen jede Verbesserung der Umweltsituation.
Ob Pestizid-, Trinkwasser- oder Massentierhaltung.
Null Einsicht, was Alles auf dem Spiel steht.

(Hier bräuchte ich jetzt ein Emoji, dass sich die Haare rauft, denn es ist zum verzweifeln.)
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don't_kill_the_messenger
29.09.2022 11:53registriert Juli 2020
"Die grösste Bedrohung der Vögel geht von der Landwirtschaft aus. Ihre Ausdehnung, Intensivierung, Agrochemie, Mechanisierung und die Umwandlung von Grün- in Ackerflächen sind für 73 Prozent aller bedrohten Vogelarten verantwortlich."

Wie gut dass wir Schweizer rund die Hälfte unseres Ackerlandes (exkl. Grünland) für die Anpflanzung von Viehfutter verschwenden, anstatt auf plant-based umzusteigen und die gewonnenen Flächen zu renaturieren. Kommt hinzu dass wir über die Hälfte des Kraftfutters importieren (u.A. aus Amazonas) und dort damit zusätzliches Unheil anrichten. Go vegan.
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