Schweizer Störche haben ihre Winterresidenz verlegt
Die ersten Anzeichen des Herbsts liegen in der Luft, was auch bedeutet, dass sich die ersten Zugvögel sammeln, um Richtung Süden in wärmere Gefilde zu fliegen. Auch die Störche machen sich allmählich auf den Weg.
Während sie einst in Afrika ihre Winterresidenz bezogen, ist das heute längst nicht mehr so. «Wir wissen von besenderten Störchen, dass die allermeisten in Spanien oder Portugal überwintern», sagt Peter Enggist, Geschäftsführer von Storch Schweiz, zum Tages-Anzeiger. Dort würden sie auf Abfalldeponien von Mäusen und Ratten leben, erklärt auch Livio Rey von der Vogelwarte in Sempach.
Vom Langstreckenzieher zum Standvogel
Auf ihrem Weg nehmen die Störche die westliche Route über Frankreich nach Spanien. Bis zu 300 Kilometer können sie pro Tag zurücklegen. Wie genau sie den Weg finden, ist nicht ganz erforscht. Man vermutet, dass sie sich an Landmassen, am Magnetfeld der Erde und dem Stand der Sonne orientieren. Auch der Geruchssinn könnte mitspielen.
Während die Störche früher bis in die Sahelzone flogen, haben sie nun einen deutlich kürzeren Weg. «Es ist erstaunlich, dass wir anhand der Westzieher hierzulande beobachten können, wie Langstreckenzieher zu Standvögeln werden», sagt Rey. Das birgt auch weniger Gefahren. Auf ihrem Weg wurden ihnen viele Stromleitungen, Jäger, Insektizide oder das Wetter zum Verhängnis.
Und mittlerweile reisen auch längst nicht mehr alle Störche gen Süden. «Etwa 50 Prozent der älteren Störche bleiben auch im Winter in der Schweiz», so Enggist. Solange sie genügend Futter finden, mache ihnen das Wetter nichts aus. Der Mensch darf dabei nicht mithelfen. Wildvögel dürfen nicht gefüttert werden.
Ein Blick auf die Population zeigt, dass dies bisher nicht nötig war, denn die Zahl der Störche in der Schweiz wächst. Während sie einst ausgestorben waren, brüten mittlerweile immer mehr Paare – so viele, dass manche Menschen sie bereits als Belästigung zu sehen beginnen. Wie lange diese Entwicklung weitergeht, hängt auch von anderen Bedingungen wie Krankheiten oder Nahrungsangebot ab. (vro)
