Schweiz
Tour dur dSchwiiz

11 Passüberfahrten, 8 Bremsplättli, 4 Schläuche und hier das Abfahrtsvideo von der Alpe di Neggia

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Tour dur d'Schwiiz, 21. Etappe: Andermatt – Acquarossa
Früher Morgen in Hospental. Hier steigt die Strasse richtig an zum Gotthard hoch.
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Tour dur dSchwiiz

11 Passüberfahrten, 8 Bremsplättli, 4 Schläuche und hier das Abfahrtsvideo von der Alpe di Neggia

Der erste Fünftel der Tour dur d'Schwiiz ist geschafft. 21 der geplanten 100 Etappen sind durch. Auch der erste Kanton ist bald vollständig abgeradelt. Zeit für eine erste Bilanz.
26.07.2015, 12:2226.07.2015, 16:00
Reto Fehr
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Mit dem Velo durch die ganze Schweiz
In den kommenden knapp vier Monaten bereise ich mit dem Velo die ganze Schweiz. Auf meiner Tour dur d'Schwiiz besuche ich alle 2324 Gemeinden der Nation und werde eine Strecke von 11'000 Kilometern mit dem Velo hinter mich bringen. Dies entspricht der Distanz von Zürich nach Peking. Folge mir im Liveticker, auf Facebook und Twitter!

Seit 26 Tagen läuft die Tour dur d'Schwiiz. Heute ist nach Nufenen, Furka und Gotthard, aber vor dem Lukmanier mal wieder ein Ruhetag. Zeit für eine erste Bilanz der Tour:

230 Gemeinden, 4 Kantone

Von den 2324 Schweizer Gemeinden habe ich 230 abgefahren. Gut ein Zehntel also. Allerdings liegen die Gemeinden in Graubünden und dem Tessin auch deutlich weiter auseinander als dann im Mittelland. Ich verbrachte die ersten 21 Tage mehrheitlich in Graubünden und dem Tessin, dazu eine Gemeinde aus dem Wallis (Obergoms) und drei aus Uri (Realp, Hospental, Andermatt). Am Montag schliesse ich mit der letzten Tessiner Gemeinde vor dem Lukmanierpass, Blenio, den ersten Kanton vollständig ab.

Oben auf dem Berninapass (Szene ist gestellt).
Oben auf dem Berninapass (Szene ist gestellt).Bild: watson

11 Passüberfahrten

Bisher habe ich mich auf elf Pässe geschleppt. Den Ofen- und Berninapass dabei zweimal überfahren. Das ist die Liste:

  • 2 x Ofenpass
  • 2 x Berninapass
  • 1 x Malojapass
  • 1 x Julierpass
  • 1 x Wolfgangpass
  • 1 x San Bernardino
  • 1 x Nufenenpass
  • 1 x Furkapass
  • 1 x Gotthardpass
Die Tremola vom Gotthard hinunter nach Airolo.
Die Tremola vom Gotthard hinunter nach Airolo.Bild: watson

Wie von Zürich nach Bukarest

1799 Kilometer habe ich bisher zurückgelegt. Das entspricht der Strecke von Zürich nach Bukarest (Rumänien). Ich war dafür total 190 Stunden unterwegs. Insgesamt werden es am Ende rund 11'000 Kilometer sein – die Distanz zwischen der Schweiz und Peking.

Die bisher abgeradelte Strecke entspricht derjenigen von Zürich nach Bukarest.
Die bisher abgeradelte Strecke entspricht derjenigen von Zürich nach Bukarest.

Fast 37'000 Höhenmeter

In den ersten 21 Fahrtagen spulte ich 36'645 Höhenmeter ab. Mir fehlt da immer bisschen ein Vergleich. Wenn jemand also gute Vergleiche hat, um Höhenmeter zu veranschaulichen – gerne her damit. Fürs Erste muss dies reichen: Ich fuhr mit der Seilbahn 32 Mal von der Schwägalp hoch auf den Säntis.

8 Bremsplättli, 4 Schläuche, 2 Bremsscheiben, 1 Kette, 1 Pneu

Nicht nur ich werde beansprucht, sondern auch mein Material. Bisher ist dies mein Verschleiss:

  • 8 Bremsplättli
  • 4 Schläuche
  • 2 Bremsscheiben
  • 1 Kette
  • 1 Pneu

Zu den vier Platten (Schläuche) gibt es anzumerken, dass es eigentlich nur zwei waren. Denn beim ersten fuhr ich fast zehn Kilometer mit Rennvelopneus über Kieswege. Da erwischte ich einen Stein, der mir den Pneu seitlich aufschlitzte. Ich fuhr den Pneu danach einige Tage weiter, obwohl der Schlauch etwas «herausschaute». 

Boxenstopp wegen Platten am Strassenrand.
Boxenstopp wegen Platten am Strassenrand.Bild: watson

Weitere Platten waren so nur eine Frage der Zeit. Nachdem ich den Pneu gewechselt hatte, musste noch ein Schlauch dran glauben. Schuld war ein «Snakebite» – ich rasselte zu optimistisch für mein Gewicht auf dem Hinterreifen auf einen Randstein. Selber schuld.

Von 193 Metern auf 2477

In den ersten Tagen fuhr ich bereits zum tiefsten und höchsten Punkt der Tour. Der tiefste ist der Lago Maggiore mit einer Wasseroberfläche von 193 Metern über Meer. Der höchste Punkt folgte wenige Tage später auf dem Nufenenpass. Dies ist der höchste ganz in der Schweiz liegende Pass. Höher ist nur noch der Umbrail, der führt aber nach Italien.

Am Lago Maggiore, dem tiefsten Punkt der Schweiz.
Am Lago Maggiore, dem tiefsten Punkt der Schweiz.bild: watson

Top 3 der Aufstiege

Die bisher härtesten Aufstiege waren für mich:

  • Brusio – Berninapass (Puschlav): 1600 Höhenmeter praktisch am Stück bei Gluthitze. Und das an einem der ersten Tage. Immerhin wusste ich danach: Wenn du das geschafft hast, kann dich kein Aufstieg mehr umhauen.
  • Vira – Alpe di Neggia (Lago Maggiore): 1200 Höhenmeter auf 13 Kilometern. Ich nehme das zurück vom Berninapass. Immerhin war das grösste Stück im Wald und damit schattig. Aber oben wusste ich: Wenn du mit vollem Gepäck von Brusio auf den Berninapass und von Vira auf die Alpe di Neggia kommst, dann kann dich kein Aufstieg mehr umhauen.
  • Cevio – Bosco Gurin (Maggiatal): 1100 Höhenmeter auf 15 Kilometer – aber das letzte Stück mit Steigungsprozenten zwischen zehn und zwölf Prozent.  

Wo es hoch geht, geht es auch wieder runter. Darum hier 25 Minuten Abfahrt von der Alpe di Neggia hinunter nach Vira (sorry, in zwei Videos):

Abfahrt von der Alpe di Neggia (Teil 1)

Abfahrt von der Alpe di Neggia (Teil 2)

71-Jähriger Bergfloh und der Modelleisenbahn-Freak

Begegnungen erlebe ich auf dem Velo täglich. Am eindrücklichsten waren bisher zwei: 

  • Bruno, Juf (Avers): Der taubstumme Tessiner wohnt kurz vor Juf, dem höchsten ganzjährig bewohnten Dorf Europas. Er hat sich eine gewaltige Modelleisenbahn rund um sein Haus gebaut. Dort lebt er mit Allister aus Irland. Zusammen mit dem Benediktinermönch betreibt er ein nettes B&B.
  • Peter, Nufenenpass: Im Aufstieg von Bedretto zum Nufenenpass überholt mich ein älterer Herr. Wir fahren später gemeinsam den Pass hoch. Peter ist 71, trägt statt Klickpedalen Sandalen, hat einen alten Rucksack auf und statt Velohandschuhen Stoff-Stössli. Er ist unglaublich gut in Form und fährt pro Jahr – je nach Wetter – 30 Pässe. Als wir ihn später auf der Tremola wieder sehen (er bergauf, wir bergab), ruft er uns zum Abschied hinterher: «Nöd zfescht bremsä, volle Pulle!» – grossartig.
Oben auf dem Dach der Tour dur d'Schwiiz mit meiner Frau und Bergfloh Peter.
Oben auf dem Dach der Tour dur d'Schwiiz mit meiner Frau und Bergfloh Peter.Bild: watson

Mit der Tour dur d'Schwiiz geht es am frühen Montag zwischen 6 und 7 Uhr weiter. Dann steht von Blenio her der Lukmanierpass auf dem Programm. Rüber nach Disentis, kurz hoch nach Sedrun und dann das Oberland ab bis Obersaxen. Wie immer gilt: Tipps und Mitfahrer sind herzlich willkommen!

Tour dur d'Schwiiz, 20. Etappe

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Tour dur d'Schwiiz, 20. Etappe Airolo - Andermatt
Auf dem Dach der ganzen Tour dur d'Schwiiz: Der Nufenenpass, der höchste ganz in der Schweiz liegende Pass. Höher ist nur noch der Umbrail, aber der geht nach Italien. Grossartige Mitfahrer: Meine Frau und Bergfloh Peter.
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