Der Mythos geht so: In Nohl ZH soll ein Haus stehen, das gleichzeitig im Kanton Zürich, Kanton Schaffhausen und Deutschland liegt. User machen mich darauf aufmerksam und eine kurze Recherche zeigt: Die Geschichte taucht immer mal wieder auf.
Grund genug einen Augenschein zu nehmen. Ich fahre die Gemeinde Laufen-Uhwiesen als 476. ab. Allerdings auf dem Weg nach Norden nur auf der südlichen Rheinseite. Nohl, das auch noch dazugehört und auf der nördlichen Flussseite liegt, durchquere ich erst auf dem Weg hinunter.
Durchqueren tue übrigens nicht nur ich den Ort, der herrlich kurz nach dem Rheinfall liegt, sondern auch Grenzlinien. Fast mehr als 130 Einwohner. Nein, das nicht ganz. Aber deren drei sind es: Eine trennt Deutschland von Schaffhausen, eine Schaffhausen von Zürich und eine Zürich von Deutschland.
Konkret sieht das so aus: Hier ist ziemlich genau die weisse Linie die Grenze zwischen Deutschland und Zürich (links):
Der Blick in die andere Richtung. Hier trennt der Grenzstein Deutschland (links) von Zürich und im Hintergrund gehört der eine Teil des Baums hinter dem Auto zu Deutschland, der mittlere zu Schaffhausen und der letzte zu Zürich:
Ich treffe Hansueli Nohl. Er wohnt hier im Gebäude auf der Schweizer Seite: «99 Prozent unseres Grundstücks liegen auf deutscher Seite. Nur das Haus mit der Taverne und schöner Terrasse mit Blick auf den Rhein steht in der Schweiz. Die Scheune trägt eine deutsche Adresse.» Steuertechnisch bedeutet dies: «Wir zahlen in beiden Ländern steuern. Es ist aber nicht so, dass wir in Deutschland billig produzieren können. Der ganze Papierkram ist enorm.»
Was Nohl aber mit Sicherheit sagen kann: «Es gibt hier kein Haus, das auf deutschem und Schweizer Boden steht.» Aber: «Die Garage dahinten steht in zwei Ländern. Wenn also ein Auto drin parkiert ist, müsste es theoretisch vorne eine deutsche und hinten eine Schweizer Nummer tragen», scherzt Nohl.
Also, der Mythos wäre aufgeklärt. Bleibt noch eine Frage: Was war eigentlich zuerst: die Familie Nohl, die hier wohnte, oder der Ortsname Nohl? Früher hiess die Fraktion – die bis 1956 mit dem restlichen Gemeindeteil nur per Fähre erreichbar war und sich daher mehr nach Neuhausen am Rheinfall orientiert – Urfar. Die Nohls wohnten dann schon hier. «Man sagte jeweils: ‹Ich gehe zu den Nohls rüber.› Irgendwann hat sich der Name auch für den Ort durchgesetzt.»