Da lacht die Dame an der Rezeption des Schlosshotels ins Leuk. Ich fragte sie gerade, für was denn die riesigen Satellitenschüsseln oberhalb Leuks seien. «Immer wenn mich die Leute das fragen, kommt mir der Witz eines unserer Busfahrer in den Sinn. Der erzählte Touristen mal, dass wir sie bei Regen aufrichten, um Frischwasser aufzufangen.»
Natürlich stimmt das mit dem Frischwasser nicht. Aber für was die «Ohren von Leuk» wirklich sind, ist unklar. Die Swisscom baute die ersten Antennen 1972. Im Jahr 2000 verkaufte sie die Anlage mit heute rund 50 Schüsseln an die amerikanische Firma Verestar. Diese soll während dem Irakkrieg damit für das amerikanische Militär Daten abgefangen haben.
Die Firma dementierte dies. Die Anlage werde nur für zivile Angelegenheiten genutzt. Allerdings zahlte die US-Regierung 2003 für zehn Jahre 360 Millionen Dollar zur Nutzung an Verestar. Der Schweiz waren die Hände gebunden. Für was die Anlage genutzt wird, darf sie nicht wissen.
Mittlerweile wurde die Station an die Signalhorn AG mit Sitz in Deutschland verkauft. Diese rühmt die Anlage als topmodern und wichtig für Telekommunikation. Ob auch die US-Geheimdienst National Security Agency (NSA) unter den Kunden ist? Könnte sein. Nach der Snowden-Affäre kamen wieder Gerüchte dazu auf. Glaubwürdig dementieren konnte dies niemand.
Einen Teil der Anlage nutzt übrigens der Schweizer Nachrichtendienst. Unter dem Namen Onyx hört er Funkverbindungen im Ausland ab. Mit den gesammelten Daten soll die Sicherheit der Schweiz erhöht werden. Verbindungen zwischen Onyx und Signalhorn gäbe es keine.
Vielleicht ist alles ja viel einfacher. Gleich unter Leuk beginnt der Pfynwald, der zusammen mit dem Fluss Raspille die Sprachgrenze im Wallis bildet und das Ober- vom Unterwallis trennt. Womöglich hören die Oberwalliser auch einfach die Unterwalliser ab.
Die Dame an der Rezeption des Schlosshotels sagt achselzuckend: «Die Schüsseln sind einfach hier. Ich weiss nicht genau, was die da oben machen. Aber mir gefällt die Geschichte des Busfahrers.»