Die UBS hat im ersten Quartal des laufenden Jahres knapp 1,7 Milliarden Dollar verdient. Das ist nicht schlecht, aber weniger gut als im gleichen Zeitabschnitt des Vorjahres. Weniger günstig als 2024 präsentieren sich heuer aber auch die wirtschaftlichen Aussichten für die weltweite Finanzindustrie. So verschärft sich das Dilemma der UBS: Die Schweiz will mehr Eigenkapital und eine sicherere Grossbank, die Aktionäre erwarten aber den Reibach aus der Jahrhundertübernahme Credit Suisse. Dass jemand unter den gegenwärtigen Bedingungen zurückstecken muss, pfeifen die Spatzen schon seit einigen Monaten von den Dächern.
Die UBS-Aktien haben seit Jahresbeginn rund 12 Prozent an Wert verloren. Derweil stehen die Valoren der italienischen Unicredit, der Deutschen Bank, der französischen BNP Paribas mit teilweise über 30 Prozent im Plus. Gewiss, die Banken im Euroraum erzielen immer noch gute Zinserträge, weil die Europäische Zentralbank den Leitzins langsamer senkt, als es die Schweizerische Nationalbank getan hat. Aber das ist nur ein Teil der Wahrheit. Der andere ist, dass viele Investoren, die nach der CS-Übernahme die UBS als Schnäppchen sahen, ihre Meinung geändert haben.
Die Schweiz will, dass die Bank dickere Eigenkapitalpolster anlegt, um sicherer zu werden. Anfang Juni will Finanzministerin Karin Keller-Sutter ihren Vorschlag für eine entsprechende Gesetzesanpassung der Öffentlichkeit und dem Parlament unterbreiten. Die Spannung ist gross und sie war spürbar, als sich CEO Sergio Ermotti im Anschluss an die Veröffentlichung der Quartalszahlen am Telefon den Fragen von Finanzanalysten und Journalisten stellte. Er wisse nicht, was der Gesetzesvorschlag beinhalten werde: «Ich erwarte nichts, ich hoffe nur.»
Die UBS versucht, ihre Aktionäre so gut wie möglich bei der Stange zu halten. Schon heute verspricht die Bank, dass sie im Frühjahr 2026 etwa 10 Prozent mehr Dividende ausschütten will, nachdem die Kapitaleigner bereits vor drei Wochen ihren direkten Gewinnanteil um fast 30 Prozent auf 3,1 Milliarden Dollar steigen sahen. Hinzu kamen indirekte Gewinnausschüttungen in der Form von Aktienrückkäufen im Umfang von 871 Millionen Dollar.
Damit hat die UBS heuer fast vier Fünftel des letztjährigen Gewinns von gut 5 Milliarden Dollar an die Aktionäre abgeführt. 2026 sollen nebst der bereits versprochenen Dividende von etwa 3,3 Milliarden Dollar noch Aktienrückkäufe im Umfang von rund 3 Milliarden Dollar hinzukommen. Davon sind 500 Millionen Dollar bereits ausgegeben, und 2,5 Milliarden Dollar liegen als Rücklage griffbereit. Können die Aktionäre mit diesem Geld tatsächlich rechnen? Die Geschäftsaussichten für 2025 sind nicht glänzend. Das Chaos in der Weltwirtschaft schafft allenthalben Verunsicherung und schlägt eher früher als später auch bei den Banken ins Kontor. Was die zusätzlichen Eigenkapitalanforderungen der Schweiz anbelangt, herrscht zwar ebenfalls wenig Klarheit, aber sicher steht ein langer und intensiver Gesetzgebungsprozess bevor. Einige Aktionäre haben ihre Erwartungen nun zurückgeschraubt – vernünftigerweise. (aargauerzeitung.ch)