«Wir sind Chana und Anna, Mutter und Tochter, und mussten aus der Ukraine fliehen. Uns gehörte ein Restaurant in Odessa. Jetzt sind wir auf der Suche nach einem Job», schreibt Anna auf Facebook. Sie sind nicht die einzigen.
In Facebook- und Telegramgruppen suchen viele Flüchtlinge nach den unterschiedlichsten Jobangeboten. Es sind vor allem Ukrainerinnen, weil Ukrainer zwischen 18 und 60 das Land nicht verlassen dürfen. Währenddessen verlassen derzeit Frauen und Kinder das Land und suchen nun Jobs als Lehrerinnen, Sport-Coaches, Babysitterinnen, Architektinnen oder Kosmetikerinnen.
Viele von ihnen haben den Schutzstatus S erhalten. Am Donnerstag teilte das Staatssekretariat für Migration (SEM) mit, dass bereits 8500 Menschen aus der Ukraine mit einem S registriert wurden. 70 Prozent der Geflüchteten sind Frauen und Mädchen. 20 Prozent sind Männer.
Der Schutzstatus S erlaubt es den Ukrainerinnen und Ukrainern auch, ohne Wartefrist arbeiten zu gehen. Das Einzige, was sie benötigen, ist eine Arbeitsbewilligung. Diese wird von den Kantonen erteilt. Das Gesuch einreichen muss der Arbeitgeber. Die zahlreichen Posts und Aufrufe in den sozialen Netzwerken zeigen: Viele der Geflüchteten möchten so bald wie möglich in den Arbeitsmarkt einsteigen.
Bei den hiesigen Arbeitgebern rennen sie damit offene Türen ein. Der Spitex-Dienstleister Spitex24 brachte bereits einen Job-Flyer auf Ukrainisch in Umlauf: «Auf der Suche nach Arbeit? Wir suchen Mitarbeitende, die Patienten zu Hause betreuen», heisst es darauf.
Man suche als wachsendes Unternehmen Mitarbeitende im Bereich Pflege und Betreuung, heisst es bei Spitex24. Auf den Job-Flyer habe man bereits erste Anfragen erhalten.
Dass damit dem Fachkräftemangel direkt entgegengewirkt werden kann, beurteile man aber für schwierig. «Das Diplom-Anerkennungsverfahren in der Schweiz dauert in der Regel mehrere Monate. Wir sind aber bemüht, alle Bewerbenden, insbesondere ukrainische Geflüchtete, beim Diplom-Anerkennungsverfahren zu unterstützen», so Rita Steger, Personalleiterin.
Auch an den Schweizer Unis tut sich einiges. Seit Dienstag gehen bei der Universität Bern laufend Anfragen von Studierenden und Forschenden ein, die aus der Ukraine geflohen sind. Zurzeit sei allerdings noch niemand immatrikuliert, heisst es auf Anfrage.
Die Uni Zürich hat bereits eine Infoseite für Ukrainerinnen aufgeschaltet. Ein wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Klinik für Infektionskrankheiten und Spitalhygiene am Zürcher Unispital wirbt auf LinkedIn für Mitarbeitende im Labor. «Wir sind immer wieder froh über Unterstützung. Berufserfahrung in den Bereichen Virologie, Immunologie oder Molekularbiologie sollte man haben. Deutsch muss man nicht unbedingt können, bei uns ist Englisch gang und gäbe», so ein wissenschaftlicher Mitarbeiter auf Anfrage. Beworben habe sich bislang noch niemand, sagt er.
Bei der Uni Bern rechnet man hingegen damit, dass sich ukrainische Studierende in den nächsten Tagen immatrikulieren werden. Dank eines verkürzten Verfahrens können sie sich relativ unkompliziert als Gaststudierende einschreiben.
Damit ist ihre Zeit allerdings auf zwei Semester begrenzt und sie können die erste Zeit in der Schweiz überbrücken. Die Universität passt ihre Regeln zurzeit laufend an. Der aktuelle Stand ist jeweils auf der Website zu finden.
Auch in der Hotel- und Gastrobranche gibt es reges Interesse an den ukrainischen Arbeitssuchenden. Der Sektor leidet seit der Corona-Pandemie unter massivem Personalmangel. «Das Bedürfnis nach Arbeitskräften ist in unserer Branche auf jeden Fall vorhanden», so Andreas Züllig, Präsident von HotellerieSuisse, gegenüber dem «Tages-Anzeiger». Man habe viele Aus- und Weiterbildungsprogramme und eigne sich besonders für die Integration, da die Sprache je nach Sparte nicht einen so hohen Stellenwert hat, so Züllig weiter.
Noch wird kaum eine ukrainische Geflüchtete ihren ersten Arbeitstag gehabt haben. Denn zuerst muss der Job bewilligt werden.
In Zürich und Bern, wo viele Geflüchtete ankommen, wurden noch keine Bewilligungsgesuche eingereicht. Dasselbe zeigt sich im Kanton Basel-Stadt: «Bislang haben wir noch keine Bewilligungsgesuche erhalten. Wir rechnen aber in nächster Zeit damit», sagt Nicole Hostettler, die Leiterin des Amts für Wirtschaft und Arbeit im Kanton Basel-Stadt.
«Weil ein Grossteil der Geflüchteten Frauen mit Kindern sind, muss womöglich zuerst eine Struktur für die Kinderbetreuung geschaffen werden, bevor die Geflüchteten in den Arbeitsmarkt eintreten können.»
Sobald Gesuche von Arbeitgebern eingehen, sei das Bewilligungsprozedere aber relativ unkompliziert, so Hostettler. «Gemäss Bundesvorgaben überprüfen wir den Schutzstatus S sowie die Lohn- und Arbeitsbedingungen. Dies geht, wenn keine weiteren Abklärungen nötig sind, sehr schnell. Wann immer möglich, innert weniger Tage.»
Das ist gut!
Sie belasten damit die Sozialwerke weniger.
Aber bitte: Zuerst müssen diese Menschen (viele traumatisiert, von der Familie getrennt) bei uns wirklich angekommen sein.
Sehr schön, dass viele Arbeitgeber bereit sind, Arbeitsplätze an Geflüchtete zu vergeben.
Für Menschen mit höherer Ausbildung wird es nicht so schwer werden (Diplome lassen sich verifizieren).
Weniger Gebildete laufen Gefahr, gezielt ausgebeutet zu werden. Sie dürfen sofort arbeiten, alles(!) und für jede(n)!
Bitte nützt die Hilflosen nicht aus!
Es wird Zeit dass endlich die Arbeitnehmer am läbgeren Hebel sind. Wir wurden genug lange ausgenutzt…