Jona Neidhart hat zuletzt vom Sommer 2024 bis Ende Juni 2025 bei der ukrainischen Eliteeinheit 3. Sturmbrigade gekämpft. Seit Anfang März 2022 war der Zürcher freiwillig an der ukrainischen Front, mit klaren Befehlen: den Gegner töten, die Russen vertreiben.
Im Sommer 2021 hatte Neidhart gerade die Ausbildung an der pädagogischen Hochschule begonnen, als Russland den Angriffskrieg auf die Ukraine startete. Seit da habe er nicht mehr stillsitzen können, er wollte handeln, wie er dem «Blick» erzählt.
Er meldete sich von der Uni ab, verfasste sein Testament und reiste per Zug und Bus in die Ukraine. Anfang März 2022 wurde er in die internationale Legion aufgenommen, ins Infanterie-Bataillon. An der ukrainischen Front wird er «Mr. Clean» genannt. Er verteidigte, tötete und half den Kameraden, die umkämpften Gebiete zu behalten oder zurückzuerobern.
Im Dezember 2023 kam Neidhart zurück in die Schweiz. Die Schweizer Militärjustiz hatte ein Verfahren gegen ihn eröffnet. Neidhart liess sich im Juni 2024 vorübergehend festnehmen. Bis zum geplanten Prozessbeginn blieb er jedoch auf freiem Fuss. Deshalb entschied er sich, im Dezember 2024 zurück an die ukrainische Front zu reisen – obwohl ihn die Militärjustiz mit einer Ausreisesperre belegt hatte.
Am 24. Januar 2025 unterzeichnete der gebürtige Zürcher einen Drei-Jahres-Vertrag mit der 3. Sturmbrigade der ukrainischen Armee. Ein AK-74-Sturmgewehr und einen Schlafsack erhielt er mit dazu, der Schlafsack lag zurück in der Schweiz auch auf seinem Bett. Gleich daneben der 40 Kilogramm schwere Rucksack mit seiner Ausrüstung.
Gegenüber dem «Blick» erzählt Neidhart nun von seinen Erlebnissen an der Front in Donbass. Er sagt, er habe mit drei Kameraden gegen drei Russen und russische Kampfdrohnen gekämpft. Einer seiner Kameraden starb, die anderen beiden seien verletzt worden. Plötzlich sei er allein da gestanden. Er habe mit den übrigen Magazinen wild um sich geschossen. «Ein Schutzschild aus Kugeln», wie Neidhart es gegenüber dem «Blick» nennt.
Der Schweizer schildert, dass die grösste Gefahr an der Front neuerdings aus der Luft käme, in Form von Drohnen. Als Neidhart und ein Kollege einen russischen Angreifer im Gebüsch gefunden hätten, habe sein Kamerad 30 Schuss auf den am Boden liegenden Russen abgefeuert.
Neidhart sagt gegenüber dem «Blick», dass Notwehr und Kriegsverbrechen in der extremen Stresssituation zu einer Grauzone würden. Dies käme an der Front immer wieder vor. Er sagt weiter, sie hätten einen klaren Auftrag: den Angreifer zu töten. Man müsse sicher gehen, dass der Feind tot sei, um sein eigenes Leben zu schützen, wie der Schweizer sagt. Beim Absuchen des toten Russen nach Dokumenten habe Neidhart einen Ehering an dessen Finger entdeckt.
Dies verstärke nur noch seinen Hass und seine Wut auf Putin, auf dessen Lügen und die russische Propaganda.
Neidhart will mit seinem Einsatz auf die brutalen Kämpfe aufmerksam machen und den Rest der Welt wachrütteln, wie der «Blick» schreibt.
Anfang Juni erhielt der 37-jährige die Nachricht, dass seine Mutter an Krebs erkrankt sei und nicht mehr viel Zeit habe. Er beschloss, seinen Vertrag mit der 3. Sturmbrigade zu pausieren und zurück in die Schweiz zu reisen.
Er hätte es sich nicht vergeben können, seine Mutter nicht noch einmal zu sehen, wie er gegenüber dem «Blick» sagt. Er reiste heimlich von der ukrainischen Front zurück nach Zollikofen im Kanton Bern. Wenige Tage später starb seine Mutter.
Zurück in der Schweiz muss er sich nun vor der Militärjustiz verantworten. Als Wiederholungstäter drohen dem Schweizer bis zu viereinhalb Jahre Haft. Bevor er sich am vergangenen Montag der Militärpolizei gestellt habe, erklärte er, dass er Verantwortung für sein Handeln übernehmen und ein politisches Zeichen setzen wolle. Er fügte hinzu, dass die Schweiz seiner Meinung nach ihre Neutralität überdenken müsse.
Als sich Neidhart zusammen mit seinem Anwalt stellen möchte, dachte Neidhart, dass er bereits seine Haft antreten müsse. Doch der Termin bei der Militärpolizei ging schneller als gedacht, denn der zuständige Richter ist in den Ferien, somit darf der 37-Jährige noch einmal nach Hause zurückkehren. Auf seine baldige Einvernahme freue sich Neidhart, schreibt der «Blick». Eine mögliche Gefängnisstrafe wolle der 37-Jährige akzeptieren, doch stoppen liesse er sich nicht. Neidhart sei noch immer bereit, für die Ukraine zu sterben. Auch seinen pausierten Vertrag mit der ukrainischen Armee wolle er noch zu Ende führen. Er habe schliesslich noch zwei Jahre und acht Monate Dienst zu leisten. Diese wolle Neidhart auch erfüllen. Egal, was die Schweizer Gesetzgebung dazu meint. (nib)
Für einen Schweizer, der sich in einem Freiheitskampf gegen brutale Unterdrücker wehrt?
Hoffentlich eine Parade und eine Medaille