Vor zehn Monaten war Christian Späth noch optimistisch. Der neue Chef von Cargo Sous Terrain (CST) war vom Bauunternehmen Implenia zur Projektorganisation für eine unterirdische Güterbahn in der Schweiz gestossen. Seine Mission: Das Milliardenprojekt zu retten und die Behörden zu überzeugen. «Die Schweiz hat immer wieder bewiesen, dass sie solche Projekte umsetzen kann», sagte er zu CH Media.
Doch CST gehört bis heute nicht dazu – und nun gibt die Firma ihre Vision auf. In einer Mitteilung vom Montag heisst es, die Geschäftsleitung und der Verwaltungsrat hätten im Frühling erkannt, dass die derzeitigen rechtlichen Rahmenbedingungen «eine private Finanzierung der Bauphase nicht verlässlich absichern».
Damit CST funktionieren könne, brauche es eine «stabile Partnerschaft» mit Bund, Kantonen und Städten. «Da diese Voraussetzungen derzeit fehlen, ist eine Umsetzung zum jetzigen Zeitpunkt betriebswirtschaftlich nicht vertretbar.»
Das Unternehmen passe deshalb den Fokus und seine Organisation an. Es werde das erarbeitete Wissen neu nutzen, um im Bereich Citylogistik Lösungen anzubieten, «welche unmittelbar nachgefragt werden». In der Schweiz bleibe das Ziel, im Dialog mit der Politik auf geeignete Rahmenbedingungen für die Realisierung von CST hinzuarbeiten.
Der vorläufige Verzicht auf das Herzstück von CST führt zu einem Abbau von Personal. Wie es in der Mitteilung heisst, werden voraussichtlich mehr als 10 Kündigungen ausgesprochen. Wie viele es genau sind, gibt CST noch nicht bekannt, weil nun das arbeitsrechtlich vorgeschriebene Konsultationsverfahren startet. In diesem Rahmen können die Angestellten Vorschläge einbringen, wie sich die Massenkündigung abwenden liesse.
Gegenüber CH Media sagt CST-Chef Christian Späth, die Grundidee von CST sei weiterhin richtig. Das System werde in Zukunft gebraucht. Im Moment aber gebe es Hindernisse für private Investitionen, nämlich «unkalkulierbare systemische Risiken», die Geldgeber nicht tragen könnten. «Sie brauchen Investitionssicherheit», sagt Späth.
Damit diese geschaffen werden kann, müsse CST von der Politik als wesentlicher Beitrag zur Lösung der Verkehrsprobleme der Schweiz anerkannt werden, sagt der Firmenchef. Es brauche eine entsprechende Verankerung der Idee in der Verkehrspolitik. Aktuell sei das nicht der Fall.
Als mögliche Lösung sieht Späth die Absicherung von finanziellen Risiken der Realisierung des Milliardenprojekts durch den Bund. «Er muss das aber auch wollen», sagt Späth. Aktuell sei dies noch nicht der Fall. Zudem brauche es gleich lange Spiesse für CST wie für andere Verkehrsträger, etwa was Abgaben betrifft.
Auch CST habe Fehler gemacht. Die Firma müsse die Kantone stärker integrieren in die Planungen. Fürs Erste fokussiert sich CST nun nicht auf den Tunnelbau, sondern auf Fragen wie die Feinverteilung von Gütern in den Städten.
Die Grundidee von CST ist, Güter in unterirdischen Röhren mit einer Geschwindigkeit von etwa 30 Kilometern pro Stunde zwischen den Zentren des Landes zu transportieren. Güter sollten mit diesem System nicht erst aus den Logistikzentren losgeschickt werden, wenn ein Lastwagen oder Zug voll ist, sondern jederzeit. Sie kämen so nicht in den Stau und verursachten auch keinen Verkehr auf den Strassen, sondern sparten Lastwagenfahrten ein. Genutzt werden könnte das System für fast alles, was auf eine Palette passt – von Kleidern und Elektronik über Alltagsgegenstände bis hin zu Lebensmitteln.
Eine erste Teilstrecke war ursprünglich zwischen Härkingen und Zürich vorgesehen. Der Bau dieser Strecke wurde mit 3 Milliarden Franken veranschlagt. Im Endausbau würde CST wohl 30 Milliarden Franken kosten – Geld, das die Firma bei privaten Investoren auftreiben müsste.
Im Rahmen der Vernehmlassung zum Sachplan für CST, die der Bund durchgeführt hatte, äusserten viele Behörden zum Teil harsche Kritik. Die Stadt Zürich etwa war der Meinung, die Unterlagen von CST erfüllten mehrheitlich nicht einmal die gesetzlichen Anforderungen. Die Hub-Standorte in der Stadt seien falsch gewählt, und insgesamt werde CST den Verkehr in der Stadt um weniger als 1 Prozent reduzieren. Auch Kantone wie Zürich und der Aargau äusserten grosse Vorbehalte.
Die Chinesen werden aber die Idee gerne aufgreifen und innerhalb kürzester Zeit umsetzen, währendem Europa mit forschen Schritten wieder in Richtung Steinzeit marschiert.
Von einer links-grünen Stadtregierung hätte ich bei solchen Innovationen etwas mehr Weitblick erwartet...