Die Lust von Schweizern auf Reisen in die USA ist wegen Präsident Donald Trump gesunken. In den ersten sechs Monaten 2025 gab es 6 Prozent weniger Einreisen in die USA als im Vorjahressemester.
Dies geht aus einer Umfrage des Schweizer Reise-Verbands (SRV) bei 172 Mitgliedern hervor, die am Mittwoch veröffentlicht wurde. «Die aktuelle Politik beeinflusst das Reiseverhalten negativ», hiess es. Im Gesamtjahr 2025 dürfte das Minus noch grösser ausfallen. Der SRV rechnet mit einem Rückgang der US-Reisen um rund 10 Prozent. Damit dürften es nur noch 340'000 Reisende werden.
Zum Vergleich: 2024 waren noch 380'000 Schweizer in die USA geflogen.
Diese Entwicklung sei nicht sehr überraschend, sagte SRV-Geschäftsführerin Andrea Beffa am Rand einer Medienkonferenz in Zürich im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP: «Es gab schon eine Baisse in Donald Trumps erster Amtszeit.»
Eigentlich sei das Minus bei den Reisen in den USA noch relativ moderat. Denn viele Leute hätten schon vor Trumps Wahl im vergangenen November gebucht. Und gereist seien davon die meisten, sagte Beffa. Es habe nur ganz wenige Stornierungen gegeben. Aber seit Trumps Wahl gehe die Nachfrage zurück. Bei den kurzfristigen Buchungen habe es einen Knick gegeben, sagte Beffa.
Damit stehen die USA alleine da. Denn eigentlich führen politische Ereignisse meist nur zu vorübergehenden Rückgängen. So ging die Nachfrage nach Zypern- oder Ägypten-Reisen kurzfristig leicht zurück beziehungsweise verlagerte sich auf andere Regionen, als sich die Lage im Nahen Osten verschärfte.
Bei anderen Krisen erhole sich die Nachfrage jeweils relativ schnell wieder, wenn das Thema nicht mehr in den Medien sei, sagte Beffa. «Aber die USA sind seit Trumps Wahl ständig in den Medien», sagte Beffa.
Vom US-Taucher profitierten andere Destinationen, erklärte der SRV: Dies seien Kanada, Australien sowie verschiedene Länder in Asien und Afrika. Das Gute sei, dass die Leute trotzdem reisen würden, sagte Beffa: «Sie weichen einfach auf andere Destinationen aus.»
Und die Talfahrt bei den USA-Reisen ist noch nicht zu Ende: «Ich rechne damit, dass es im 2026 noch einen grösseren Knick geben wird als dieses Jahr», sagte Beffa. Das Ausmass würden die nächsten Monate zeigen, wenn die Leute den Entscheid für die Sommerbuchungen treffen würden.
Denn generell ist die Reiselust gross. Der Schweizer Reise-Verband erwartet für die Reisebranche ein Umsatzplus von 5 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Das Umsatzplus sei vor allem auf höhere Preise zurückzuführen, sagte Beffa. Die Preise seien etwas gestiegen. Zudem würden sich die Leute mehr leisten. Die Passagierzahlen dürften in etwa auf dem Vorjahresniveau bleiben. Die Schweizer wollten sich das Reisen trotz der Wirtschaftslage nicht nehmen lassen. «Man spart eher woanders», sagte Beffa.
«Besonders Badeferien sowie beratungsintensive individuelle Rund- und Fernreisen stehen hoch im Kurs und treiben das Wachstum an», schrieb der SRV. Im Sommer waren Spanien, Griechenland und die Türkei die gefragtesten Destinationen.
«Skandinavien gewinnt als Destination zwar weiterhin an Beliebtheit, doch der Trend zur »Coolcation« geht nicht zulasten klassischer Mittelmeerziele», hiess es. Die nordeuropäischen Länder machen nur rund 8 bis 9 Prozent der Gesamtnachfrage aus.
Im Herbst zieht es die Schweizer am häufigsten nach Ägypten, vor Griechenland und Spanien. Im Winter 2025/26 stehen die Malediven und Thailand an der Spitze. «Generell boomt Asien, auch mit Rekordnachfragen nach Japan und Sri Lanka», schrieb der SRV.
Der Steigflug im Reisegeschäft dürfte allerdings vorbei sein. «Wir denken, dass sich die Lage auf dem jetzigen Niveau einpendelt. Wir rechnen für nächstes Jahr nicht mehr mit so einem starken Wachstum wie in den Vorjahren», sagte Beffa.
Nach der Übernahme von Hotelplan durch den Konkurrenten Dertour befürchtet der SRV keine Schliessungswelle bei den Reisebüros. «Ich kann mir nicht vorstellen, dass es unmittelbar massive Änderungen gibt», sagte Beffa. Dertour habe sich ja für den Erhalt der Filialen ausgesprochen. «Da nehmen wir sie beim Wort.» (awp/sda)