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F-35 aus den USA: Der Schweizer Fixpreis ist vom Tisch

Bundesrat Martin Pfister reagiert an einer Medienkonferenz ueber den aktuellen Stand der Verhandlungen und das weitere Vorgehen Air2030, am Mittwoch, 13. August 2025, im Medienzentrum Bundeshaus in Be ...
Martin Pfister stellte sich am Mittwoch den Medien und verkündete, dass der Fixpreis vom Tisch sei.Bild: keystone

Kein Fixpreis, keine Volksabstimmung – das Wichtigste aus der Pressekonferenz zum F-35

13.08.2025, 15:1513.08.2025, 17:22
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Bundesrat Martin Pfister verkündete am Mittwoch, dass die Schweiz weitere Gespräche mit Vertretern aus der US-Rüstungsindustrie geführt habe. Das Resultat:

«Die Schweiz muss akzeptieren, dass der Fixpreis nicht durchgesetzt werden kann.»
Martin Pfister

Der Fixpreis, an dem der Bundesrat und das VBS nach juristischer Prüfung durch mehrere Anwaltskanzleien festhalten wollten, ist damit vom Tisch. Der Schweiz drohen beim Kauf der 36 F-35-Kampfflugzeuge von Lockheed Martin damit Mehrkosten zwischen 650 Millionen und 1,3 Milliarden Schweizer Franken.

«Der Preis pro Produktionslos entspricht dem Betrag, der jeweils zwischen der US-Regierung und Lockheed Martin ausgehandelt wird.»
Martin Pfister

Der Preis pro Kampfjet hängt nun von verschiedenen Faktoren ab, wie der Teuerung in den USA, der Entwicklung der Rohstoffpreise auf den Weltmärkten und den Preissteigerungen durch die von den USA weltweit erhobenen Zölle.

Skrydstrup airbase officially receive four F-35 combat aircraft on Sunday 1 October 2023. The aircrafts are officially handed over from Lockheed Martin to the Ministry of Defence s Material and Procur ...
Diesen Kampfjet will die Schweiz beschaffen: zwei F-35 in Dänemark. Bild: imago images

Diese Optionen prüft der Bundesrat

Mit dieser Ausgangslage konfrontiert, prüft der Bundesrat nun drei Optionen:

  1. Die Schweiz kauft weiterhin zum Preis von 6 Milliarden Franken Rüstungsgüter ein, reduziert aber die Stückzahl der F-35-Kampfflugzeuge.
  2. Die Schweiz passt die Vereinbarung mit Lockheed Martin über die Offset-Geschäfte an und kompensiert damit die Mehrkosten.
  3. Der Bundesrat beantragt einen Zusatzkredit durch das Parlament.
«Auch Mischformen dieser Optionen sind denkbar.»
Martin Pfister

Das Bundesamt für Verteidigung und Sport führt zudem eine neue Evaluierung zur Beschaffung der Rüstungsgüter zur Luftverteidigung der Schweiz durch. Dafür wird eine Arbeitsgruppe gebildet. Ziel sei es nicht, eine neue Studie durchzuführen.

«Basierend auf den Ergebnissen der Arbeitsgruppe werden die verschiedenen Optionen bewertet und ein Umsetzungsvorschlag zuhanden des Bundesrates erarbeitet. Der Bundesrat wird dann voraussichtlich Ende November entscheiden», sagt Pfister. Und weiter:

«Mein Ziel ist es jetzt, vorwärtszugehen und Wege zu finden, mit den allfälligen Mehrkosten umzugehen. Klar ist: Der Bundesrat hält weiterhin an der Beschaffung der F-35 fest.»
Martin Pfister

Zusammenhang mit den US-Zöllen

epa12006199 US President Donald Trump speaks during a tariff announcement in the Rose Garden of the White House in Washington, DC, USA, 02 April 2025. Trump plans to roll out tariffs on global trading ...
Trumps Zölle stehen mit den sicherheitspolitischen Fragen der Schweiz nicht in Verbindung, betonte Pfister am Mittwoch mehrfach.Bild: KEYSTONE/KENT NISHIMURA

Auf die Frage eines Journalisten, ob das Rüstungsgeschäft mit den von Trump verhängten US-Zöllen zusammenhänge, wiegelt Pfister ab:

«Es gibt aus Sicht des Bundesrates keine Verknüpfung mit dem Zollgeschäft. Es sind andere Personen, mit denen wir diese Verhandlungen führen.»
Martin Pfister

Auf eine weitere Frage, warum der Bundesrat das Rüstungsgeschäft nicht zum Vorteil der Schweiz nutze, um Trump zu einer Milderung der Zölle auf Schweizer Produkte zu bewegen, sagt Pfister:

«Die Nachfrage nach den Flugzeugen ist sehr gross, es wäre sofort ein neuer Käufer da und wir hätten einfach keine Flugzeuge.»
Martin Pfister

Der Hebel der Schweiz sei also sehr gering, so der VBS-Chef weiter.

Wird es eine weitere Abstimmung geben?

Im Dezember 2019 sagte die Schweizer Stimmbevölkerung mit 50,1 Prozent Ja zur Beschaffung neuer Kampfflugzeuge. Im Abstimmungstext stand damals: «Das Finanzvolumen beträgt höchstens 6 Milliarden Franken.» Nun stellt sich also die Frage, ob eine neue Abstimmung zu diesem Rüstungsgeschäft fällig wird.

Bundesrat Pfister sieht dafür keinen Grund:

«Ich gehe nicht davon aus, dass wir eine neue Volksabstimmung brauchen, denn das würde Jahre brauchen.»
Martin Pfister

Bei einer Steigerung der Kosten könnte der Bundesrat es so einrichten, dass die Schweizer Bevölkerung kein Referendum gegen die Mehrkosten ergreifen könnte. Er lässt die Möglichkeit einer erneuten Abstimmung allerdings offen: «Aber natürlich muss der Bundesrat schauen, wie er mit diesen demokratischen und demokratiepolitischen Fragen umgeht», so Pfister.

Die juristischen Gutachten

Urs Loher, Ruestungschef, reagiert an einer Medienkonferenz ueber den aktuellen Stand der Verhandlungen und das weitere Vorgehen Air2030, am Mittwoch, 13. August 2025, im Medienzentrum Bundeshaus in B ...
Rüstungschef Urs Loher stand Martin Pfister am Mittwoch vor den Medien bei.Bild: keystone

Hinter dem festen Glauben des Bundesrates, dass die Schweiz auf dem ausgemachten Fixpreis bestehen könne, stehen zwei Gutachten. Diese hat das VBS bei externen Anwaltskanzleien in Auftrag gegeben. Wie Rüstungschef Urs Lohner ausführt, habe das Schweizer Gutachten 17'098 Franken und das amerikanische Gutachten 38'949 Franken gekostet.

Eine Journalistin fragte an der Pressekonferenz am Mittwoch nach, ob der Bundesrat nun rechtliche Schritte gegen diese Anwaltskanzleien plant. Dazu sagt Pfister:

«Stand heute ist es nicht vorgesehen, dass wir gegen diese Anwaltskanzleien vorgehen.»
Martin Pfister

Das Telefonat mit Pete Hegseth

FILE - Secretary of Defense Pete Hegseth speaks to reporters at the Pentagon, July 16, 2025, in Washington. (AP Photo/Julia Demaree Nikhinson, File)
Hegseth's Church
US-Verteidigungsminister Pete Hegseth telefonierte Anfang Juli mit Pfister.Bild: keystone

Bei den Verhandlungen über den Fixpreis sei es im Juli zu einem Telefongespräch zwischen Martin Pfister und dem US-Verteidigungsminister Pete Hegseth gekommen. Pfister sagt dazu:

«Ich war erstaunt, er war sehr gut informiert.»
Martin Pfister

Und weiter:

«Er war sehr freundlich, aber auch klar in seiner Aussage.»
Martin Pfister

Es sei relativ schnell klar geworden, dass die USA nicht von ihrem Standpunkt abrücken werden.

Hier kannst du die Pressekonferenz mit Martin Pfister nachschauen:

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WTF2023
13.08.2025 15:18registriert Dezember 2022
Dann ist ja der Fall klar. Den Kauf abbrechen, und zwar sofort!
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rfel
13.08.2025 15:17registriert Januar 2017
Wieso hält man an der F-35 Bestellung fest? Zumindest als Druckmittel gegen die 39% Zölle könnte man den F-35 doch einsetzen.
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Lohner
13.08.2025 15:19registriert August 2025
Vertrag künden, sofort. Die schon geleistete Zahlung ist billiger als dee jetzt kommunizierte Mehrpreis.
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