Wenn es staut auf den Strassen und keine Sitzplätze hat in den Zügen, liegt das oft an den Pendlerinnen und Pendlern auf dem Weg zur Arbeit. Fast 3,7 Millionen Menschen im Alter von über 15 Jahren gehören laut dem Bundesamt für Statistik (BFS) zu dieser Kategorie. Neue Daten des Amtes zeigen nun: Die Art, wie sie ihren Arbeitsweg zurücklegen, ändert sich langsam, aber stetig.
Soeben hat das BFS die Daten für das Jahr 2023 veröffentlicht. Sie zeigen: Das Auto verliert an Wichtigkeit. Über die ganze Schweiz betrachtet ist es noch für 51,3 Prozent der Pendlerinnen und Pendler das wichtigste Verkehrsmittel für den Arbeitsweg. Das sind 1,2 Prozentpunkte weniger als noch 2019.
Die Coronakrise sorgte zwar für eine kurze Umkehr des Trends, doch schon 2023 lagen dessen Werte wieder unter jenen von 2019. Das gilt für fast alle Kantone. Am stärksten zurück ging die Autonutzung in den ländlichen Kantonen Nidwalden, Appenzell Innerrhoden und Obwalden, wo der sogenannte motorisierte Individualverkehr (MIV) aber noch immer überdurchschnittlich wichtig ist. Zwischen 4,3 und 6,2 Prozentpunkte nahm sein Anteil zwischen 2019 und 2023 ab.
Nur drei Kantone widersetzten sich dem Abwärtstrend: St.Gallen, Thurgau und Bern. Dort nutzten 2023 mehr Menschen das Auto als Hauptverkehrsmittel für den Weg zur Arbeit als noch 2019. Im Kanton St.Gallen nahm dieser Wert um 1,0 Prozentpunkte zu, im Thurgau um 0,7 Prozentpunkte, in Bern um 0,1 Prozentpunkte. Allerdings sind die Kennzahlen mit einer gewissen Unsicherheit behaftet, weshalb bei sehr kleinen Veränderungen nicht definitiv von einer Zu- oder Abnahme gesprochen werden kann. Während das grosse Bild einheitlich ist, müssen Daten zu Veränderungen in einzelnen Kantone zurückhaltend interpretiert werden.
Grosser Gewinner dieser Entwicklung ist nicht der öffentliche Verkehr. Bei Bus, Bahn und Tram zeigt sich ein durchzogenes Bild. In 13 Kantonen nahm der Anteil zu, am stärksten – allerdings von einem tiefen Niveau ausgehend – in Nidwalden, Appenzell Innerrhoden und Wallis. In 13 Kantonen hingegen war der ÖV im Jahr 2023 fürs Pendeln weniger gefragt als 2019, allen voran in Appenzell Ausserrhoden, Schaffhausen und St.Gallen.
Wie fahren also die Menschen zur Arbeit, wenn sie es – mit Ausnahme von wenigen Kantonen – weniger oft mit dem Auto und oft auch weniger mit dem öffentlichen Verkehr tun? Die Antwort lautet: Sie tun es vermehrt auf zwei statt vier Rädern – oder zu Fuss. Der sogenannte Langsamverkehr, unter dem das zu Fuss gehen, das Velo und E-Bikes summiert werden, legte zwischen 2019 und 2023 in 23 von 26 Kantonen zu.
Die stärksten Zunahmen wurden in den Kantonen Obwalden, Basel-Stadt und Schaffhausen verzeichnet. In Basel-Stadt ist der Langsamverkehr mit 37,8 Prozent das wichtigste Verkehrsmittel der Pendlerinnen und Pendler. Eine gegenläufige Entwicklung gab es nur im Wallis, im Thurgau und in Solothurn, wo das Velo und Co. leicht Anteile verloren.
Dass der Langsamverkehr in den meisten Kantonen zulegt, dürfte auf zwei Trends zurückzuführen sein: Erstens den Boom bei den E-Bikes, die in den vergangenen Jahren zu Hunderttausenden gekauft wurden. Diese ermöglichen es dank der Unterstützung durch einen Elektromotor auch weniger sportlichen Menschen, weitere Wege zur Arbeit auf dem Velo zurückzulegen. Zweitens haben viele Kantone den Bau von Velowegen forciert und bieten mittlerweile eine bessere Infrastruktur an als früher.
Dass der Ausbau von Infrastruktur einen Effekt hat, zeigt sich auch bei anderen Verkehrsmitteln, etwa beim öffentlichen Verkehr. In nur drei Kantonen waren im Jahr 2023 mehr Pendler mit dem ÖV unterwegs als mit dem Auto, nämlich in Genf, Zürich und Basel-Stadt.
In Genf wurde das Netz der S-Bahn mit dem neuen Eisenbahnsystem Léman Express in den vergangenen Jahren stark ausgebaut. Es entstanden neue Bahnhöfe, die von neuen S-Bahn-Linien mit neuen Zügen in einem dichteren Takt angefahren werden. Mit Erfolg: Im Jahr 2023 nutzten 46,7 Prozent der Pendler im Kanton Genf hauptsächlich Zug, Tram und Bus.
Dieser Wert liegt 1,4 Prozentpunkte über jenem des Jahres 2019. Genf überholte damit sogar die Kantone Zürich und Basel-Stadt. Zürich lag 2023 auf dem zweiten Platz. Dort nutzten 46,4 Prozent der Pendlerinnen und Pendler den ÖV als Hauptverkehrsmittel. Auf Platz 3 im ÖV-Ranking folgte 2023 der Kanton Basel-Stadt mit einem Anteil von 45,9 Prozent als Hauptverkehrsmittel. Diese Werte liegen jeweils unter jenen von 2019. Doch anders als in Genf wurde das Angebot beim öffentlichen Verkehr in den Kantonen Zürich und Basel-Stadt jüngst nur wenig ausgebaut.
Mit dem habe ich Auto ca 35min.
Das ist das einzige Manko.
Dafür haben wir als Familie Wohnraum den wir uns leisten können und ein ruhiges Dorf wo unsere Kinder aufwachsen können.
Klar, ich würde gerne wieder mit dem Rad zur Arbeit fahren können wie vorher. Aber dä Foifer und s Weggli chamer da nüm ha 😄
Gibt ein Projekt der ETH "e-Bike City"