Schweiz
Wallis

Biner in Walliser Regierung gewählt: Die letzte Männerbastion fällt

Franziska Biner, deputee Die Mitte Oberwallis et Presidente du Centre du Haut-Valais, pose le mercredi 6 novembre 2024 a Viege. (KEYSTONE/Jean-Christophe Bott)
Das Wallis hat mit Franziska Biner zum zweiten Mal in seiner Geschichte eine Frau in seine Kantonsregierung gewählt.Bild: keystone

Die letzte Männerbastion der Schweiz fällt: Wallis wählt Biner in die Regierung

Bei den Staatsratswahlen erreichte Franziska Biner als einzige das absolute Mehr. Christophe Darbellay, der auf den Bundesratssitz schielte, landete auf dem zweiten Platz.
02.03.2025, 16:4102.03.2025, 18:17
Julian Spörri, Sion / ch media
Mehr «Schweiz»

Das Wallis hat zum zweiten Mal in seiner Geschichte eine Frau in seine Kantonsregierung gewählt. Mitte-Kandidatin Franziska Biner erzielte bei den Staatsratswahlen ein Glanzresultat. Mit 51'149 Stimmen erreichte sie als einzige Kandidatin im 1. Wahlgang das absolute Mehr – obwohl sie nicht auf den Bisherigen-Bonus zählen konnte. Anders als ihr Parteikollege Christophe Darbellay, der mit knapp 10'000 Stimmen Rückstand auf dem zweiten Platz landete.

Mit dem Votum der Walliser Bevölkerung fällt die letzte Männerbastion der Schweiz: In keinem anderen Kanton gibt es aktuell eine ausschliesslich von Männern dominierte Kantonsregierung, wie dies im Wallis in den letzten vier Jahren der Fall war.

Wobei man anfügen muss: Im März 2021, als die Walliser Stimmbevölkerung zum letzten Mal wählte und die fünf Regierungssitze mit fünf Männern besetzte, war der Bergkanton damit noch in guter Gesellschaft. Auch sechs andere Kantone hatten zu diesem Zeitpunkt keine einzige Frau in der Regierung: Luzern, Tessin, Appenzell Ausserrhoden, Graubünden, Aargau, Uri. In allen sechs Kantonen änderte sich dies im Laufe der letzten vier Jahre. Und nun also auch im Wallis. Dass eine Frau in den Staatsrat zurückkehrt, war im Vorfeld zwar erwartet worden, weil sich für die fünf Staatsratssitze nur sechs Kandidierende beworben hatten – Franziska Biner als einzige Frau. Ihr derart klares Ergebnis überraschte aber viele.

In Zermatt aufgewachsen, in Zürich studiert

Die 38-jährige hat sich in den letzten Jahren in der Walliser Politik einen Namen gemacht. Seit acht Jahren präsidiert sie die Mitte Oberwallis. 2021 wurde sie in das Kantonsparlament gewählt, letzten Herbst zudem in den Gemeinderat von Zermatt. Dort ist sie mit ihren drei Geschwistern aufgewachsen. Der Vater arbeitete als Bergführer und Elektriker, die Mutter als Hüttenwartin – typische Berufe im Bergdorf. Weniger typisch war dagegen der Umstand, dass Briners Mutter auch mit vier Kindern stets einer bezahlten Arbeit nachging und sich damit der im Oberwallis dominierenden Rollenverteilung widersetzte.

Das hat die neugewählte Staatsrätin politisch geprägt. Die 38-jährige, die an der ETH Zürich Bauleiterin studierte und als Bauleiterin arbeitet, setzt sich mit Nachdruck für mehr vom Kanton finanzierte Krippenplätze ein. In gesellschaftspolitischen Fragen tickt sie liberal. In anderen Themenbereichen verfolgt sie dagegen eine konservativere Linie, wie man dies von einem Oberwalliser Mitte-Mitglied erwarten würde. Sie gibt neuen Stauseen gegenüber dem Naturschutz den Vorrang und spricht sich für eine härtere Gangart gegen den Wolf aus.

So, wie dies auch ihr Parteikollege Christophe Darbellay tut, dem Aushängeschild der früheren CVP, deren Präsident er von 2006 bis 2016 war. Darbellay landete mit 41'376 Stimmen deutlich hinter Franziska Biner, obwohl er bereits seit 2017 in der Walliser Kantonsregierung sitzt.

Grüner Revaz tritt nicht zum zweiten Wahlgang an

Der 53-Jährige hatte in den letzten Wochen mit seinen Bundesratsgelüsten für Schlagzeilen gesorgt. Während die Mitte händeringend nach Kandidaturen für die Nachfolge von Viola Amherd suchte, lud Darbellay sonntagabends zu einer Medienkonferenz ins Unterwallis – nur um pathetisch zu verkünden, er wolle nicht kandidieren, sein Herz schlage fürs Wallis.

Das hat ihm offenbar nicht geschadet. Denn während Darbellay bei den letzten Wahlen vor vier Jahren das schlechteste Ergebnis aller Gewählten verbuchte, war er nun immerhin der Zweitbeste. Hinter ihm folgen die beiden bisherigen Staatsräte Mathias Reynard von der SP (41'368 Stimmen) und Franz Ruppen von der SVP (37'341). FDP-Kandidat Stéphane Ganzer landete auf dem fünften Platz (32'692), weit vor dem grünen Herausforderer Emmanuel Revaz (19'540) auf dem letzten Platz.

Revaz hat sich wie erwartet zurückgezogen vor dem zweiten Wahlgang. Damit ändert sich an der parteipolitischen Zusammensetzung des Walliser Staatsrates nichts: Bereits in den letzten vier Jahren hatten SVP, SP und FDP je einen Sitz in der Regierung, die Mitte dagegen deren zwei. (aargauerzeitung.ch/nzu)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
11 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Bündn0r
02.03.2025 17:33registriert Januar 2018
Biner hat kaum an der ETH Bauleiterin studiert. Vielmehr hat sie einen MSc in Architektur, einen Studiengang und Titel der die ETH auch effektiv anbietet.
363
Melden
Zum Kommentar
avatar
Chluisi
02.03.2025 17:10registriert August 2024
Nicht vergessen: In Unterbäch VS durften Frauen schon 1957 stimmen.
303
Melden
Zum Kommentar
11
    Brite stirbt bei Wingsuit-Unfall im Kanton Uri

    Ein 24-jähriger Brite ist am Samstagmittag bei einem Wingsuit-Flug im Kanton Uri gegen einen Felsvorsprung geprallt und ums Leben gekommen. Der Mann war zuvor mit zwei anderen Wingsuit-Fliegern vom Berg Gitschen auf 2400 Metern über Meer aus gestartet.

    Zur Story