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Unglück am Rimpfischhorn: Polizeifoto zeigt mögliche Absturzstelle

Unglück am Rimpfischhorn: Polizeifoto zeigt mögliche Absturzstelle

Am Rimpfischhorn war die Absturzursache vermutlich eine Lawine. Am letzte Samstag wurden damit total sieben Personen im Gebirge mitgerissen. Im ganzen Mai sind bereits elf Menschen tödlich verschüttet worden: Wie kommt das?
27.05.2025, 07:3427.05.2025, 11:29
Bruno Knellwolf / ch media
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Fünf Skitourenfahrer wurden im Wallis auf dem Adlergletscher am Fusse des Rimpfischhorns in der Region Zermatt am Samstag tot aufgefunden. Die Rettungskräfte entdeckten drei Leichen auf einem Lawinenkegel, rund 500 Höhenmeter unterhalb des Sattels. 200 Höhenmeter oberhalb wurden auf einer kleinen Schneefläche zwei weitere Verunglückte gefunden.

Ersten Ermittlungen zufolge verliessen die fünf Alpinisten am Samstag gegen 04:30 Uhr die Britanniahütte um das Rimpfischhorn zu besteigen, wie die Walliser Kantonspolizei am Montagabend mitteilte. Nach dem Ablegen eines Skidepots setzten sie ihre Tour zu Fuss in Richtung Gipfel fort. Mutmasslich wurden sie im weiteren Verlauf von einem Schneebrett erfasst und stürzten in die Tiefe. Drei der Opfer konnten in der Zwischenzeit identifiziert werden. Es handelt sich dabei um zwei Männer im Alter von 38 und 35 Jahren sowie um eine 34-jährige Frau. Alle drei sind Schweizer Staatsangehörige.

Süd-Ansicht des Rimpfischhorn: Das Skidepot befindet sich normalerweise hinter dem Schneegrat in der Bildmitte, am Fuss des Gipfelaufbaus. Die Skitourengänger stürzten die Felsen der Südseite hinunter ...
Süd-Ansicht des Rimpfischhorn: Das Skidepot befindet sich normalerweise hinter dem Schneegrat in der Bildmitte, am Fuss des Gipfelaufbaus. Die Skitourengänger stürzten die Felsen der Südseite hinunter.quelle: kapo wallis

Es war nicht das einzige Lawinenunglück am Samstag. Am Morgenhorn im Berner Oberland wurden bei einem Lawinenniedergang drei Männer verschüttet. Zwei Männer wurden mit leichten Verletzungen ins Spital geflogen, ein 29-jähriger Schweizer konnte nur noch tot geborgen werden.

Es sei sehr aussergewöhnlich, dass sich im Mai so viele tödliche Lawinenunfälle ereigneten, sagt Célia Lucas vom WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) in Davos. «Im Durchschnitt über 20 Jahre gab es weniger als ein Lawinenopfer im Mai pro Jahr.» Im Mai der letzten beiden Jahre gab es jeweils vier Lawinentote. Dieses Jahr deutlich mehr: «Falls der Unfall am Rimpfischhorn als Lawinenunfall gewertet wird, wovon wir nach aktuellem Kenntnisstand ausgehen, sind wir aktuell bei elf Lawinenopfern im Mai», sagt Lucas.

Der Winter hat nur wenig Schnee gebracht

Woher kommt diese aussergewöhnliche Häufung kurz vor Sommerbeginn? Die Schneemengen waren in diesem Winter nämlich eher bescheiden. «Ganz allgemein kann man sagen, dass wenig Schnee oft gefährlicher ist als viel Schnee, da sich bei wenig Schnee und längeren Niederschlagspausen eher ausgeprägte Schwachschichten bilden können», sagt Lucas. Schnee-Schwachschichten sind weich und grobkörnig. In solchen Schichten können Lawinen ausgelöst werden.

Nun sei es aber im Hochgebirge aktuell noch sehr winterlich, erklärt die Lawinenwarnerin. So war es in den letzten Wochen kühl und es hat immer wieder geschneit. Die Lawinengefahr ist jeweils erhöht, wenn es Neu- und Triebschnee hat, also wenn es schneit und/oder windet. «Die Schneedecke enthält dementsprechend noch Schwachschichten, in denen Lawinen ausgelöst werden können.» Infolgedessen ist die Lawinensituation im Hochgebirge noch recht angespannt für die Jahreszeit: Am vergangenen Samstag lag sie bei «mässig» im Wallis, das ist Stufe zwei von fünf – und bei «erheblich» (Stufe 3) am Morgenhorn bei Kandersteg.

Lawinenbulletins werden in dieser Jahreszeit nur noch situationsbedingt, in der Regel bei grösseren Schneefällen, publiziert. Das nächste Lawinenbulletin erscheint voraussichtlich am Mittwoch.

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Trotzdem sollte im Gebirge die Lawinensituation beachtet werden, besonders bei Neuschnee, schreibt das SLF. Sonst kann es leicht zu solch schweren Unglücksfällen wie am Wochenende kommen. «Auf Skihochtouren bewegt man sich oft in extremem Gelände, in dem auch bereits eine kleinere Lawine gravierende Folgen haben kann», sagt Lucas.

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