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Handyverbot im Wallis – Darbellay warnt vor Konzentrationsverlust

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Der Kanton Wallis verbietet in Zukunft Handy an allen Schulen.Bild: Shutterstock

Kinder können sich nicht mehr konzentrieren: Wallis führt Handyverbot an Schulen ein

26.06.2025, 07:0626.06.2025, 10:34
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Der Kanton Wallis verbietet laut «Tamedia» künftig Handys an allen Schulen. «Die Fähigkeit, sich zu konzentrieren, nimmt ab», sagte der Präsident der kantonalen Erziehungsdirektorinnen- und -direktoren Christophe Darbellay zu den Zeitungen.

Darbellay, zugleich Walliser Bildungsdirektor, habe das Verbot mit einer zunehmenden Belastung von Kindern durch digitale Medien begründet. Es sei alarmierend, wie viele Kinder bereits in jungen Jahren Lern- und Leseschwierigkeiten hätten. Eine befreundete Ärztin habe ihm berichtet, dass viele Kinder Mühe hätten, Gesprächen zu folgen. Auch wissenschaftliche Studien hätten ihn zum Handeln bewogen.

Christophe Darbellay Conseiller d'Etat (VS) parle lors d'une conference de presse du Conseil d'Etat du Valais en soutien aux habitants de Blatten ce mercredi 4 juin 2025 a Sion. Le 28 m ...
Der Präsident der kantonalen Erziehungsdirektorinnen- und -direktoren, Christophe Darbellay.Bild: keystone

Zwar richteten sich die jüngsten Empfehlungen französischer Kinderärzte vor allem an Kinder unter sechs Jahren, doch Darbellay betonte, dass auch ältere Kinder durch exzessiven Bildschirmkonsum in ihrer kognitiven und sozialen Entwicklung beeinträchtigt würden: «Gehirnscans belegen etwa, dass das Hirn viel weniger aktiv ist, während ein Kind aufs Handy starrt, als wenn es draussen spielt.»

«Der Schulweg liegt in der Verantwortung der Eltern»

Auf eine schweizweite Regelung angesprochen, verwies Darbellay auf die kantonale Zuständigkeit bei der Schulorganisation: «In dieser Frage spreche ich als Walliser Staatsrat.» Einheitliche Regeln im Kanton würden Lehrpersonen und Eltern entlasten. «Der Gruppendruck ist bei Kindern und Jugendlichen hoch», betonte er. Auch die Kantone Aargau und Nidwalden haben bereits Handyverbote an ihren Schulen beschlossen.

Der Luzerner Regierungsrat sprach sich im März dagegen aus. Kinder und Jugendliche müssten lernen, mit digitalen Medien umzugehen, hiess es zur Begründung. Zudem liege die Zuständigkeit bei den einzelnen Schulen. Ähnlich argumentierte der Kantonsrat Schwyz. Und auch Zürich will die Entscheidung den einzelnen Schulen überlassen.

Mehrheit in der Schweiz für Verbot

Eine Umfrage kam zum Ergebnis, dass die deutliche Mehrheit der befragten Schweizerinnen und Schweizer ein Verbot der Geräte an Schulen befürwortet. Selbst zwei Drittel der 18- bis 25-Jährigen sprachen sich dafür aus, wie eine Analyse des Meinungsforschungsinstituts Sotomo von Ende 2024 ergab.

Auch die Idee eines Verbot von Sozialen Medien fand bei der Schweizer Bevölkerung Anklang. Gemäss der Analyse befürworten rund 80 Prozent der Befragten ein solches. Der Ständerat beauftragte im März den Bundesrat, zu prüfen, ob solche Massnahmen sinnvoll wären, um Kinder und Jugendliche zu schützen.

Auch international ein Thema

Ein Social-Media-Verbot für Kinder beschäftigt auch international. Im vergangenen Dezember beschloss das Australische Parlament ein Verbot für unter 16-Jährige. In Europa wurden jüngst Länder wie Frankreich, Dänemark, Irland, Griechenland oder Spanien aktiv.

In Dänemark soll das Thema gar prioritär behandelt werden, kündigte Premierministerin Mette Fredriksen an. Sie fordert ein Verbot für unter 15-Jährige.

Ein ganzheitliches Verbot in der EU ist aber vorerst kein Thema, wie die zuständige Kommission Mitte Juni bekanntgab. Jedoch strebe diese im Rahmen des Digital Services Act Verbesserungen der digitalen Alterskontrolle an.

Föderalismus in der Schweiz

Auf eine schweizweite Regelung bei Handy- und Social-Media-Verbot angesprochen, verwies Darbellay gegenüber den Tamedia-Zeitungen auf die kantonale Zuständigkeit bei der Schulorganisation: «In dieser Frage spreche ich als Walliser Staatsrat.» Einheitliche Regeln im Kanton würden Lehrpersonen und Eltern entlasten. «Der Gruppendruck ist bei Kindern und Jugendlichen hoch», betonte er.

Für den Schulweg gilt das Walliser Verbot jedoch nicht. Dieser sei Sache der Eltern, so der Bildungsdirektor. Das Verbot umfasst lediglich das Schulgelände, einschliesslich Pausen und Mittagszeit. (nib/sda)

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42 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Nix sagen
26.06.2025 09:08registriert August 2020
Ich bin froh bin ich zur Schule knapp bevor der Smartphone Boom kam (hatte mein erstes mit 15/16). Ich wäre verloren gewesen ganz ehrlich.
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Akwaaba
26.06.2025 09:18registriert Mai 2022
Handy gehört nicht im Unterricht. Das ist doch gesunder Menschenverstand. Gute Idee, dies für alle Schule so zu regeln, damit es keine Diskussionen gibt.
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Ferienpraktiker21
26.06.2025 09:30registriert Dezember 2020
Vorbilder sind praktisch alle Erwachsenen. Wenn ich im Zug sitze bin ich der Einzige der statt aufs Smartphone durch das Fenster die Landschaft betrachtet.
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