Nachdem es am Donnerstag bis zu 40 Zentimeter Neuschnee gegeben hat, herrschte in den grossen Schweizer Städten Zürich, Basel und Bern Chaos.
Je nach Verkehrsmittel zeigten sich erhebliche Unterschiede, wie diese darauf reagierten. Tram, Zug, Bus oder Postauto – wer war am besten vorbereitet?
Am Donnerstagabend kam man sich teilweise vor, als würde man an einem Bahnhof in Deutschland stehen. Zugverspätungen von bis zu 75 Minuten las man am Abend auf den Anzeigebildschirmen am Bahnhof in Bern oder Zürich. Hauptgrund dafür war der «witterungsbedingte Schienenzustand», wie die SBB mitteilten. Doch wie die Schienen und das Wetter am Donnerstag höchstwahrscheinlich aussehen werden, war schon Tage zuvor klar. Haben sich die SBB also nicht genug vorbereitet?
Auf Anfrage von watson schreibt die Medienstelle:
Und das, obwohl die Schneeräumungs- und Weichenreinigungsteams «pausenlos» im Einsatz gewesen seien. Zudem müssten die Lokführerinnen und Lokführer ihr Fahrverhalten dem starken Schneefall anpassen.
Ein Lokführer der SBB äusserte sich auf Reddit genauer dazu: Er schreibt, dass man bei Schneefall weniger schnell beschleunigen könne und gleichzeitig viel längere Bremswege habe. «Schnee verkleinert den Reibungskoeffizienten, der zwischen Stahlrad und Stahlschiene sowieso schon niedrig ist. Einfacher gesagt: Der Zug hat bei Schneefall weniger Grip.» Zudem sei es der erste Schneefall seit Monaten, woran sich die Lokführer erst wieder gewöhnen müssten.
Die Arbeit der Lokführerinnen und Lokführer werde zudem erschwert durch verschneite Perrons, welche es schwieriger machen, Türen zu öffnen oder zu schliessen. Auch der Fahrgästewechsel dauere länger, weil viele Pendlerinnen und Pendler zuerst den Schnee von ihren Schuhen abklopfen würden beim Einsteigen. Dies alles führe ebenfalls zu Verspätungen. Auf Nachfrage von watson, ob die Beschreibung im Reddit-Eintrag zutreffe, schreiben die SBB: «Ja, der Lokführer hat das sehr gut beschrieben so.»
Komplett im Schneechaos versunken ist am Donnerstag das grösste Busnetz der Schweiz – die Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ). Im gesamten Stadtgebiet und im Limmattal konnte von ca. 17.30 Uhr bis Betriebsende kein Bus mehr fahren, einzig die Trams waren teilweise noch im Einsatz.
«Damit die Trams heute Morgen ausfahren konnten, waren wir die ganze Nacht hindurch mit vier sogenannten Nachtwächtertrams auf dem Tramnetz unterwegs, damit die Fahrleitungen und Weichen nicht einfroren», schreiben die VBZ auf Anfrage von watson. Weil der Verkehr jedoch oft wieder Schnee in die Weichen schob, sei es zu Weichenstörungen und Verspätungen gekommen.
Doch warum hat man den Bussen nicht einfach Schneeketten montiert? Der Einsatz sei «sehr aufwändig und meistens nicht die Lösung des eigentlichen Problems», erklären die VBZ. Denn je nach Strecke müssten die Ketten innerhalb einer Fahrt mehrmals montiert und demontiert werden. Dies würde dazu führen, dass der Fahrplan nicht eingehalten werden kann und es zu zusätzlichen Verspätungen käme.
Das letzte vergleichbar grosse Schneeereignis für die VBZ war im Januar 2021. Auch bei diesem «Flockdown» wurde auf Hochtouren gearbeitet, um den Betrieb so gut wie es geht sicherzustellen.
Im Gegensatz zu den VBZ setzt Postauto Schweiz auf Schneeketten für ihre Busse. «Wir haben früh gewusst, dass viel Schnee fallen wird, und haben alle Fahrerinnen und Fahrer mit Schneeketten ausgerüstet, diese wurden auch rechtzeitig montiert», erklärt eine Mediensprecherin am Telefon. Doch auch Postauto könne den Betrieb bei solchen Verhältnissen nicht garantieren.
«Wir sind Teil des ganzen Verkehrs. Wenn es vor uns staut und einige Autos quer in der Strasse stehen, können auch wir nicht darüber hinwegfliegen.» Der Schnee allein hätte Postauto aber nicht aufgehalten. Trotzdem: «Wir fahren Busse, keine Schneepflüge.» Zu Ausfällen kam es deshalb vor allem in den grossen Städten, wo der gesamte Verkehr lahmgelegt worden sei. Im Tessin jedoch hat Postauto sogar Bahnersatz geleistet.
Auch in Bern war man «selbstverständlich auf den Schneefall vorbereitet», wie Bernmobil auf Anfrage von watson mitteilt.
Bei so «intensivem Schneefall wie am Donnerstag» sei es aber «fast nicht mehr» möglich, den Schnee überall rechtzeitig zu räumen. Weshalb es zu Ausfällen und Verspätungen kam.
Das Hauptproblem sei aber auch in Bern der Verkehr, der rasch zusammenbreche und so das Fortkommen des öffentlichen Verkehrs und Winterdienstes behindere.
Postauto: Würden die Amateure nicht im Weg rumstehen wären wir pünktlich.
:-D