Die dritte Hitzewelle hat die Schweiz erreicht. Heute Donnerstag wurde vielerorts die 35-Grad-Marke geknackt – den Spitzenwert gab es in Genf, wo das Thermometer bis zu 38,3 Grad anzeigte. Doch es wird noch heisser. Eine Übersicht.
In Genf/Cointrin wurden am Donnerstag laut Wetterdiensten 38,3 Grad gemessen. Diesen gemäss zeichnet sich der wärmste Sommer seit Messbeginn ab.
Neuer #Jahreshöchstwert: 38.3 Grad in #Genf, und es könnte in den kommenden 2 Stunden noch etwas heisser werden. Die Tabelle unten ist somit erst eine Zwischen-Bilanz! Der absolute Rekord in Genf stammt übrigens vom 7.7.2015 mit 39.7 Grad. ^jz pic.twitter.com/F0Uj8Mrs4Y
— SRF Meteo (@srfmeteo) August 4, 2022
Der Wert in Genf/Cointrin sei ein neuer Jahreshöchstwert, schrieb SRF Meteo. Lokal betrugen die Temperaturen im Flachland bereits um 13.30 Uhr über 35 Grad wie der private Wetterdienst Meteonews twitterte. So zum Beispiel in Schaffhausen und Würenlingen im Aargau, wo 35,3 Grad gemessen worden seien.
In Basel/Binningen kletterte das Thermometer laut Meteoschweiz, dem Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie, bereits am Donnerstagvormittag kurz vor 11.00 Uhr auf über 30 Grad.
Es zeichne sich nach dem zweitwärmsten Juni und dem viertwärmsten Juli ab, dass der laufende Sommer zu den wärmsten seit Messbeginn im Jahr 1864 zählen dürfte, twitterte Meteoschweiz. Bisheriger Rekordhalter sei der Sommer 2003.
Einen kühlen Morgen durften die Menschen in La Brévine im Kanton Neuenburg auf 1042 Metern erleben, um 04.30 Uhr war es gerade einmal 6,4 Grad «warm». Zum Vergleich: Auf dem Üetliberg bei Zürich kam es mit 22 Grad zu einer sogenannten Tropennacht, wie Meteoschweiz schrieb – bei immerhin 870 Metern über Meer.
So warm wie noch nie: am Donnerstag ist in der Aare in Bern eine Temperatur von etwas mehr als 24 Grad gemessen worden.
Um 15.20 Uhr waren es nach Angaben von Aaremarzili.info exakt 24.04 Grad. Damit hat die Flusstemperatur den bisherigen Rekord von 23,96 Grad übertroffen. Dieser wurde vor rund zwei Wochen aufgestellt.
Dass die Aare über 23 Grad warm wird, kam in den vergangenen Jahren hin und wieder vor, so etwa 1983, 1998, 2003, 2015, 2018 sowie 2019.
Während das warme Wasser für Schwimmende und Gummiböötler angenehm ist, werden die hohen Wassertemperaturen für Fische zunehmend zur Belastungsprobe. Mancherorts wurden daher die Gewässer bereits ausgefischt.
Dass die Aaretemperatur auf einen neuen Rekordwert stieg, hat nicht nur mit der Lufttemperatur zu tun. Weil die vergangenen Winter schneearm waren, ist der Wasserstand tief. Dies begünstigt die Erwärmung.
Im vergangenen Jahr war die Aare in Bern mit etwas mehr als 17 Grad recht kühl. Ohnehin lockte der Fluss vor Jahresfrist nicht zum Baden. Grosse Wassermassen liessen die Aare stellenweise über die Ufer treten.
Als Reaktion auf die erwarteten hohen Temperaturen hat der Bund für einige Regionen des Landes eine Hitzewarnung der Stufe 3 von 4 herausgegeben – diese bedeutet «erhebliche Gefahr». Betroffen sind Gebiete vor allem in der Nordwestschweiz, rund um den Genfersee, im Wallis sowie im Tessin. Die Hitzewarnung betrifft unter anderem die Städte Basel, Genf, Lausanne, Sion und Lugano.
Die Tiefstwerte lagen nachts bei 17 bis 22 Grad. Auch die Luftfeuchtigkeit soll ansteigen, so dass die Tage zunehmend schwül werden.
2022 fiel vor allem im Westen und Süden gegenüber dem langjährigen Mittel deutlich zu wenig Niederschlag, wie Meteonews schrieb. So regnete es in diesem Jahr bisher 230 Liter pro Quadratmeter, das sei eine Abweichung von 54 Prozent gegenüber dem langjährigen Klimamittel. In der Deutschschweiz ist das Defizit weniger ausgeprägt. Flächendeckender Niederschlag sei bis auf Weiteres nicht in Sicht, die Situation bleibe angespannt.
Derweil steigt das Risiko für lebensbedrohende Akuterkrankungen wie Schlaganfälle während sommerlicher Hitzewellen vor allem durch Flüssigkeitsmangel. Die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) warnte am Mittwoch vor einem erhöhten Risiko vor allem für Ältere und für Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Die Experten empfahlen, täglich mindestens 1,5 bis zwei Liter Flüssigkeit zu sich zu nehmen und auf Alkohol zu verzichten. Ausserdem sei leichte Kost zu empfehlen, Joghurt, Obst und Gemüse, bevorzugt Fisch anstatt Fleisch.
Die Hitze macht sich zunehmend auch in der Natur bemerkbar. Im Rhein war sie für einige Fische zu viel: In den letzten Tagen wurden bei Schaffhausen erste tote Fische gefunden, vor allem Äschen und Forellen.
Die ausgebaggerten Kaltwasserbecken sorgten zwar kurzfristig für etwas Entlastung. In den letzten Tagen war der Hitzestress für einige Äschen und Forellen aber dennoch zu viel, wie die Fischereiverwaltung am Mittwoch mitteilte. Der Rhein bei Schaffhausen war gemäss jüngster Messung 24,9 Grad warm.
Auch der Bernisch Kantonaler Fischerei-Verband befürchtet, dass es aufgrund der hohen Temperaturen in den Gewässern zu Fischsterben kommt. Bei den Fischern werden schlechte Erinnerungen an die Hitzesommer 2018 und 2003 wach. 2018 kam es zu lokalen Fischsterben, insbesondere am Rhein in Schaffhausen sowie in Bächen und Forellenregionen. Im Hitzesommer 2003 hingegen starben im ganzen Land Fische in den Gewässern.
«Im Moment sieht es schlecht aus, kältebedürftige Fische wie Forellen und Äschen leiden stark», wird David Bittner, Geschäftsführer des Schweizerischen Fischerei-Verbandes auf der Internetseite der Berner Fischer zitiert. «Alle Zeichen deuten darauf hin, dass wir auf eine Tragödie zusteuern.»
Mit den wärmeren Wassertemperaturen sinkt der zum Atmen benötigte Sauerstoff und Fische drohen zu ersticken.
Laut Fischereiverband leiden kältebedürftige Fischarten wie Forellen und Äschen bereits unter Stress. Ab 22/23 Grad ist eine kritische Grenze erreicht. Halten Temperaturen über 25 Grad längere Zeit an, sei das für kältebedürftige Fische meist das Todesurteil.
Für die Tiere im Zoo Zürich gibt es während der heissesten Tage Glacé, und das für jeden Geschmack: Früchte, Nüsse, Gemüse, Körner sowie Fleisch und Fisch werden den Tieren gefroren serviert, wie der Zoo am Mittwoch mitteilte. Gorillas, Orang-Utans, Gibbons, Tiger, Löwen, Brillenbären, Wölfe, Fischotter und Hyänen, aber auch Pferde und Hausschweine dürfen sich über eine kühle Mahlzeit freuen.
Zum Wochenende hin dürfte die Hitze dann vorerst vorbei sein. Am Freitag werden zwar noch Temperaturen von 34 Grad, im Laufe des Tages aber auch vermehrt Wolken erwartet. Diese dürften Regen mit sich bringen. Lokal werden auch teils heftige Gewitter erwartet. Zudem setzt auch die Bise ein. Somit wird es in der Folge kühler: Am Samstag und am Sonntag werden Temperaturen von bis etwa 27 Grad erwartet. (dab/sda)
***Sarkasmus off***