Wer sich letztes Wochenende auf den Niederschlagsradar der gängigen Schweizer Wetter-Apps verlassen hat, konnte sein Picknick mit grosser Wahrscheinlichkeit wieder einpacken. Die Voraussagen waren so unzuverlässig, dass sich die watson-Redaktion fragte, wieso man sie überhaupt mache.
Wir wollten vom Wetter-Experten Urs Germann des Bundesamts für Meteorologie und Klimatologie Meteo Schweiz wissen, wieso sich die Vorhersage von Regen so schwierig gestaltet.
Herr Germann, um den gröbsten Unwettern bestmöglich aus dem Weg zu gehen, griffen am letzten Wochenende viele auf die Niederschlagskarten ihrer Wetter-App zurück. Wie funktionieren eigentlich solche Prognosekarten und wie unterscheiden sie sich von Regenradaren?
Urs Germann: Der Regenradar des Bundesamtes für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz misst den aktuellen Niederschlag schweizweit alle fünf Minuten. Aus diesen hochaufgelösten Niederschlagsdaten werden mit einem komplexen Algorithmus alle fünf Minuten die Niederschlagsprognosen für die nächsten Stunden neu berechnet und nahtlos in die Prognosen unseres hochaufgelösten Wettermodells integriert.
Wie detailliert sind die Prognosemodelle hinter den Wetterkarten in Bezug auf die Geografie?
Die Prognosemodelle haben eine geografische Auflösung von einem Quadratkilometer.
Von welchen Faktoren ist die Zuverlässigkeit einer solchen Prognose abhängig?
Je näher die gewünschte Angabe zeitlich an der Messung liegt, desto präziser ist die Prognose. Die Prognose für ein Grillfest heute Abend ist demnach verlässlicher als die Prognose für eine Wanderung in fünf Tagen.
Also geht es primär um den Zeitraum, für welchen die Prognose erstellt wird?
Nicht nur. Ebenso hängt die Prognoseunsicherheit von der Jahreszeit und der Niederschlagsart (Regen, Starkreden, Graupel, Hagel, Schnee) ab. Die Unsicherheit der Niederschlagsprognose wird auf der MeteoSchweiz App mit einem transparenten Bereich dargestellt. Je grösser dieser transparente Bereich ist, desto grösser ist die Unsicherheit der Prognose.
Einige Wetterdienst-Webseiten bieten Karten an, die Niederschläge für einen Zeitraum von bis zu einer Woche im Voraus prognostizieren. Wie sinnvoll sind solche Langzeitprognosen?
Auf der MeteoSchweiz-Webseite wird der prognostizierte Niederschlag für bis zu 30 Stunden visualisiert. Da sich die Unsicherheit der Prognose nach diesem Zeitpunkt weiter erhöht, finden sich bei MeteoSchweiz die Niederschlagsinformationen für die darauffolgenden sieben Tage bei den Lokalprognosen.
Gerade während beispielsweise langen Autofahrten, Wanderungen oder Velotouren wären Niederschlagsprognosen auf Karten sehr nützlich, um Gefahren durch Unwetter zu vermeiden. Worauf sollte man hierbei achten?
Wir empfehlen stets die Gefahrenkarte für die spezifische Zeitperiode am gewünschten Ort aufzurufen. Zudem raten wir bei solchen Aktivitäten die Niederschlagsanimationen der MeteoSchweiz-App regelmässig online zu konsultieren, da die darin sichtbaren Niederschlagskarten alle fünf Minuten aktualisiert werden. Die Farbskala zeigt die prognostizierte Intensität des Niederschlags und gibt einen Hinweis auf mögliche Gefahren.
Dürfen wir künftig mit zuverlässigeren Prognosen rechnen?
Die Verbesserung der Prognosequalität ist ein permanenter Bestandteil unserer angewandten Forschungsaktivitäten und Forschungszusammenarbeit mit nationalen und internationalen Forschungsinstituten sowie anderen nationalen Wetterdiensten.
(ear/anb)
Mich erschreckt einfach wie rechte Kreise die Wettervorhersage plötzlich zum Politikum machen um gegen das Schweizer Fernsehen und auch den Klimawandel Stimmung zu machen.
Fehler sind bei der Wettervorhersage schon immer passiert aber die hat sich in meiner Lebenszeit stark verbessert. Ich kann auf dem Handy fast auf die Stunde genau die Regenwahrscheinlichkeit sehen, in meiner Kindheit war das undenkbar.
Wir sollten für den Fortschritt eigentlich lieber Dankbar sein, anstatt auf kleinen Fehlern rumzureiten.