Immerhin haben sie schon einen Termin: Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter, die sich derzeit mit Vizepräsident Guy Parmelin auf Zollverhinderungsmission in Washington aufhält, wird heute Nachmittag Schweizer Zeit US-Aussenminister Marco Rubio treffen.
Dass es weder Handelsminister Howard Lutnick, Finanzminister Scott Bessent noch Handelsbeauftragter Jamieson Greer sind, die Keller-Sutter empfangen, irritiert – hatte die Schweiz doch mit diesen drei bisher im Zollstreit verhandelt. Doch der Name Rubio muss keine schlechte Nachricht sein. Aus folgenden Gründen:
Für Rubio ist die Schweiz kein vernachlässigbarer Zwerg, den man schon mal mit Schweden verwechseln kann. Der US-Aussenminister ist sich der Rolle unseres Landes in der Welt durchaus bewusst und weiss um die Dienste, die die Schweiz erst kürzlich in der Iran-Frage leistete. Zudem kennen sich Keller-Sutter und Rubio bereits: Am Rande der Abdankungsfeier für den verstorbenen Papst Franziskus sprachen sie kurz miteinander. Bleibt zu hoffen, dass sich Rubio – im Gegensatz zu seinem Chef Trump – an die Begegnung erinnert.
US-Präsident Donald Trump hatte Mitte Juli ebenfalls Marco Rubio nach Asien geschickt, um die Wogen im eskalierenden Zollstreit mit China zu glätten. Auch in anderen aussenpolitischen Krisen liefert Rubio ab: So geht man davon aus, dass er hinter Trumps Abwendung vom russischen Präsidenten Wladimir Putin steckt. Ausserdem sind Lutnick und Bessent sozusagen «verbrannt»: Sie hatten den Deal mit der Schweiz ausgehandelt, den Trump am vergangenen Donnerstag vom Tisch fegte.
Es gebe nur wenige Personen, denen Trump so sehr vertraue wie Rubio, heisst es in Washington. Die einstigen Erzrivalen – Rubio war im Wahlkampf 2016 gegen Trump angetreten – haben mittlerweile ein gutes Verhältnis: Wie viel Trump von «Little Marco» (so verhöhnte er Rubio einst) hält, zeigt sich darin, dass dieser nicht nur Aussenminister, sondern auch Nationaler Sicherheitsberater ist – eine mehr als seltene Ämterkumulation. «Trump verleiht Rubio eine Macht, die er kaum jemand anderem im Kabinett zugesteht», zitierte CNN kürzlich eine hochrangige Quelle im Weissen Haus. In der vergangenen Nacht hat er diesem sogar geraten, 2028 gemeinsam mit JD Vance fürs Weisse Haus zu kandidieren – Trump sieht in Rubio also einen künftigen Vizepräsidenten.
Zumindest heute. Denn so erratisch, wie der US-Präsident ist, kann das schon morgen anders sein, wie das Beispiel Elon Musk zeigt. Rubio, so wird kolportiert, weiss das selbst: Er sei immer nur einen Schritt davon entfernt, wieder «Little Marco» zu sein, soll er jenen sagen, die ihm bewundernd auf die Schulter klopfen für seinen Draht zu Trump.
Kommt hinzu: Rubio hat seine Stellung dadurch erarbeitet, dass er Trump nicht infrage stellt, selbst wenn er sich für dessen Taten mitunter fast schämt – wie etwa im Frühjahr, als Trump und Vance den ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski im Oval Office abkanzelten. Doch: «Rubio kennt Trumps Ziel, unterstützt es und versucht nicht, es oder den Weg dorthin zu kontrollieren», zitiert CNN eine weitere Quelle.
Einen Verbündeten wird Keller-Sutter also mit grosser Sicherheit nicht vorfinden. Aber eventuell jemanden, der Einfluss auf Trump hat und es versteht, «Optionen und Instrumente auf Basis der aktuellen Lage zu präsentieren», wie es bei CNN heisst. Das genau braucht die Schweiz jetzt.
Dass das Treffen mit Rubio alle Probleme löst, glaubt in Bern eigentlich niemand. Aber angesichts des drohenden Zoll-Hammers greift man nach jedem Strohhalm. Einer davon heisst Marco Rubio. Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Richtige Strategie wäre mal ruhig zu bleiben und nichts zu tun. Die Zölle sind nicht das Ende der Schweiz, aber wenn man nun irgendwelche schmerzhaften Zugeständnisse macht, dann ist das langfristig noch schlimmer. Die EU steht mit ihrem Investitionsversprechen schlechter da.
Und alle die hier Trump als grosses Übel sehen: Dann boykottiert doch einfach mal die US Produkte! Aber hier schimpfen und Netflix und Burger konsumieren ist scheinheilig.
Boykott ist die stärkste Waffe!