Viele Pegelstände hätten bereits in der Nacht auf Mittwoch ihre Maximalstände erreicht und seien seither «markant gesunken», schreibt das Bundesamt für Umwelt (Bafu) in seinem Naturgefahrenbulletin. Die höchste Gefahrenstufe konnte in allen betroffenen Gewässern aufgehoben werden.
Für die Arve bei Genf, die Aare von der Mündung der Saane bis in den Bielersee und von dort bis zur Mündung der Emme sowie den Bielersee selbst galt laut Naturgefahrenportal des Bundes aber noch immer «erhebliche» Hochwassergefahr.
Die letzten drei Tage sind regelrecht ins Wasser gefallen! Stellenweise hat es auf der Alpennordseite so viel geregnet wie sonst in einem Monat. Die gemessenen Regensummen gibt es unter: https://t.co/m6BX8FtFYg (rv) pic.twitter.com/t1vMU9l82q
— MeteoNews Schweiz (@MeteoNewsAG) November 15, 2023
Nach drei Tagen Dauerregen hatte sich die Hochwassergefahr am Alpennordhang am Mittwoch weitgehend beruhigt. Zuvor hatte die Arve bei Genf die höchste je gemessene Abflussmenge erreicht.
Die Hochwassergefahr in Basel ist gebannt: Swissalert gab in der Nacht auf Donnerstag Entwarnung für den betroffenen Abschnitt des Rheins von der Mündung der Aare bis nach Basel.
Der Rheinpegel hate zuvor, am Mittwochmorgen, mit einem Stand von 868 Zentimetern die höchste Hochwasserstufe erreicht.
Die Bahnstrecke zwischen Biberbrugg und Einsiedeln ist nach einem Erdrutsch gesperrt – voraussichtlich bis am Mittwochabend um 16.45 Uhr. Zwischen Biberbrugg und Einsiedeln verkehren Bahnersatzbusse.
Ein Lokführer der Südostbahn stellte den Erdrutsch am Dienstagabend gegen 20.30 Uhr im Gebiet Neuberg fest, wie die Südostbahn (SOB) am Mittwoch mitteilte. Der Zug konnte die Fahrt noch wie geplant nach Einsiedeln fortsetzen, die Strecke wurde danach aber aus Sicherheitsgründen gesperrt.
Über Nacht sei noch mehr Erdmasse abgerutscht, sagte ein SOB-Sprecher auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Das Bahngleis wurde verschüttet. Das Ausmass des Schadens konnte wegen des schlechten Wetters und der eingeschränkten Sicht aber erst am Mittwochmorgen beurteilt werden.
Derzeit entfernen Fachspezialisten den Schlamm und das Geschiebe. Zudem spüle eine spezialisierte Firma die Entwässerungsleitungen neben dem Gleis wieder frei, um das Abfliessen des Wassers zu gewährleisten.
Wegen der Hochwassergefahr ruft die Stadt Biel Anwohnerinnen und Anwohner von Gewässern auf, vorsorglich ihre Keller zu räumen. Die Bevölkerung wird gebeten, sich von den Gewässerufern fernzuhalten.
Der Pegelstand des Sees werde in den kommenden Stunden noch ansteigen, schreibt die Stadt in einer Mitteilung vom Mittwochmittag. Aktuell liegt der Pegel des Bielersees noch rund 23 Zentimeter unter der Hochwassergrenze. Um Überschwemmungen zu verhindern, werde so viel Wasser wie möglich durch das Wehr in Port abgelassen. Die Wasserführung der Aare ist mit den unterliegenden Kantonen im sogenannten Murgenthaler Abkommen geregelt.
Trotzdem sei nicht ausgeschlossen, dass es in Seenähe zu überschwemmten Kellern kommen könne. Daher rät die Stadt den Seeanwohnern zur Vorsicht. Bootsbesitzende sollen zudem die Anbindung ihrer Boote prüfen und sichern.
Im Berner Oberland hat sich die Hochwassersituation am Mittwoch zu entspannen begonnen. Die Wassermassen sorgten dafür vom Unterlauf der Saane über die Aare und den Bielersee bis zur Einmündung der Emme in die Aare für Überschwemmungsgefahr.
Das viele Wasser aus dem Oberland begann die grösseren Seen am Jurasüdfuss, namentlich den Bielersee, zu füllen. Die Bieler Behörden riefen die Anwohnerinnen und Anwohner von Gewässern am Mittwoch auf, vorsorglich die Keller zu räumen. Die Bevölkerung solle sich von den Ufern fernhalten und Bootshalter die Anbindung ihrer Boote überprüfen.
Um Überschwemmungen zu verhindern, werde so viel Wasser wie möglich durch das Wehr in Port abgelassen, hiess es in der Mitteilung weiter. Die Wasserführung der Aare ist mit den unterliegenden Kantonen im sogenannte Murgenthaler Abkommen geregelt. Die Regenfälle der vergangenen Stunden hatten im Berner Oberland die Bäche und Flüsse rasch anschwellen lassen. Betroffen war insbesondere das westliche Berner Oberland mit der Saane.
In Gstaad mussten acht Personen aus einem Hotel umquartiert werden, weil im Gebäude der Strom abgestellt werden musste, wie der «Anzeiger von Saanen» und der «Berner Oberländer» berichteten. Aber auch andere Gewässer wie die Simme oder die Kander gingen hoch und überschwemmten am einen oder anderen Ort Wiesen und Uferwege.
Die Feuerwehren hatten im ganzen Kantonsgebiet einiges zu tun und mussten vollgelaufene Keller auspumpen. Verletzt wurde niemand. Ein Zwischenhoch im Verlauf des Mittwochs liess die Pegelstände der Bäche und Flüsse im Oberland wieder sinken.
Erhebliche Hochwassergefahr, also die dritte von fünf Stufen, galt am Mittwochnachmittag noch für den Thunersee und für die Aare von der Mündung der Saaen bis zum Bielersee und von dort weiter aareabwärts bis zur Einmündung der Emme, wie einem Bulletin des Bundesamts für Umwelt zu entnehmen war.
An verschiedenen Orten im Kanton Bern waren Bäche über die Ufer getreten. So kam es auch zu vereinzelten Strassensperrungen, etwa zwischen Kallnach und Fräschels. In der Stadt Bern ist die Schifflaube in der Matte gesperrt, weil ein Kran Schwemmholz entfernt.
Bei der Berner Kantonspolizei gingen seit Dienstagnachmittag 123 Meldungen im Zusammenhang mit dem Wetter ein, wie eine Sprecherin der Berner Kantonspolizei der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte. Mehr als die Hälfte der Meldungen kam aus dem Berner Oberland. In den meisten Fällen ging es um überlaufene Bäche und Wasser in Gebäuden. Verletzt wurde niemand.
Im Kanton Waadt, insbesondere in der Region Gros-de-Vaud nördlich von Lausanne, mussten am Dienstagabend mehrere Strassen gesperrt werden. Die Feuerwehr, der Zivilschutz und die Polizei leisteten Dutzende Einsätze wegen umgestürzter Bäumen oder heruntergefallener Äste, wie Jean-Christophe Sauterel, Kommunikationschef des kantonalen Führungsstabs der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte.
Die Arve bei Genf hat einen Allzeit-Abflussrekord erreicht. Dieser überschritt am Mittwochmorgen die Grenze von 1000 Kubikmeter Wasser pro Sekunde.
Das Wasser sei aber bisher noch nicht über die Ufer getreten, sagte ein Sprecher des Genfer Brand- und Rettungsdienstes (SIS), der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. 100 Feuerwehrleute seien mobilisiert worden, um bei Überschwemmungen intervenieren zu können.
Der bisherige Abfluss-Rekord war bei den Unwettern im Mai 2015 registriert worden. Grund für die derzeitige grosse Abflussmenge der Arve sei seien neben dem vielen Regen auch die hohe Schneefallgrenze und das damit zusammenhängende Schmelzwasser, sagte Meteorologe Gaudenz Fluri in der Sendung «Heute Morgen» im Radio SRF.
Les autorités appellent la population à faire preuve d'une extrême prudence à proximité des cours d'eau et de respecter les mesures de sécurité mises en place.
— Ville de Genève (@VilleDeGeneve) November 14, 2023
Fünf Brücken über den Fluss in Genf blieben nach Polizeiangaben mindestens bis am Mittag für Autos und Fussgänger gesperrt. Diese Massnahme hatte auch Auswirkungen auf den öffentlichen Verkehr: Die Trams konnten nicht mehr von einer Seeseite zur anderen gelangen.
Im Kanton Freiburg erlebte vor allem die Freiburger Unterstadt ein grösseres Hochwasser, wie die Kantonspolizei am Mittwoch mitteilte. Mehrere parkierte Fahrzeuge wurden beschädigt. Auch hier standen Feuerwehren im Einsatz, um vollgelaufene Keller und Garagen auszupumpen.
Die Strasse von Charmey nach Im Fang war vorübergehend geschlossen, konnte aber am Mittwochmorgen wieder freigegeben werden, nachdem der Jaunbach gesunken war. Da für die nächsten Tage wieder Regen angesagt ist, raten die Freiburger Behörden der Bevölkerung, sich von hochwasserführenden Bächen und Flüssen fernzuhalten. Auch Keller und Tiefgaragen sollten bei Überschwemmungsgefahr nicht aufgesucht werden. Ausserdem sollten Auto- und Velofahrer keine überfluteten Strassen befahren.
Swissalert hat am Mittwochmorgen die Hochwasserwarnung für die Thur im Thurvorland im Thurgau aufgehoben. Die Warnungen für die restlichen Risikoregionen galten weiterhin.
Alertswiss hat in der Nacht auf Mittwoch vor Hochwasser in der Reuss bei Mellingen AG gewarnt. Es müsse mit Überschwemmungen gerechnet werden. Der Warndienst riet, Massnahmen zum Hochwasserschutz zu treffen und Keller oder Tiefgaragen nicht zu betreten, wie er mitteilte.
Bereits am Dienstagabend hatte Alertswiss vor Hochwasser in der Thur im Kanton St. Gallen gewarnt. Teilweise drohte demnach auch eine Erdrutschgefahr.
Auf dem Säntis fielen in den 24 Stunden bis um 3.00 Uhr 113,2 Millimeter Regen, wie SRF Meteo indes in der Nacht auf Mittwoch mitteilte.
In den Voralpen und Bergregionen gab es verbreitet zwischen 50 und 70 Millimeter Niederschlag. Am meisten Regen gab es bis kurz vor 17.00 Uhr mit 100 Millimetern auf dem La Dole im Waadtländer Jura, wie der Wetterdienst Meteonews in seinem Blog schrieb.
Bislang sind vor allem entlang der Voralpen verbreitet 50 bis 70 mm Niederschlag zusammengekommen, lokal auch deutlich mehr. In der Nacht regnet es weiter, auch der Südwestwind dürfte zum Thema werden. Mehr dazu im Ticker unter: https://t.co/5yVjWCrzpc (me) pic.twitter.com/DWRQ6ELTDt
— MeteoNews Schweiz (@MeteoNewsAG) November 14, 2023
Aufgrund der starken Regenfälle mussten in der Nacht die Feuerwehren auch im Kanton Wallis zu 68 Einsätzen wegen Überschwemmungen und rund 30 wegen umgestürzter Bäume ausrücken. Rund zehn Strassen in den Seitentälern seien wegen Erdrutschen gesperrt, unter anderem im Walliser Chablais-Gebiet und in der Region Leuk.
Verantwortlich für die starken Niederschläge war das Sturmtief «Jasper». Dieses hatte der Schweiz bereits eine unruhige Nacht auf den Dienstag beschert. In den Bergen gab es Orkanböen. Auf dem Jungfraujoch BE massen die Meteorologen mit 177 Stundenkilometern die achthöchste Windspitze eines Novembers.
Heftig wehte es mit 137 km/h auch auf dem Säntis AR gefolgt vom Wildspitz SZ mit 124 km/h, wie der Wetterdienst Meteonews mitteilte. Auf dem Chasseral BE im Jura brauste der Westwind mit 115 km/h daher.
Der Westföhn trieb die Nachttemperaturen nach oben. So wurde es in Thun in der Nacht auf Dienstag 19.4 Grad warm. Beidseits der Alpen blieb es den ganzen Tag über mit 12 bis 16 Grad für die Jahreszeit mild. Im Norden fiel Dauerregen bei weiterhin stürmischem Westwind. Im Süden schien ab und zu die Sonne.
Auf dieser Animation des "niederschlagbaren Wassers" sieht man schön die Herkunft der feuchten Luftmassen vom Atlantik her. Diese "blaue Bänder" werden auch atmosphärische Flüsse genannt. Wie sich dies bei uns äussert sieht man auf dem Radar -> https://t.co/PSSm2JQlMR (me) pic.twitter.com/AGNwDHjYQA
— MeteoNews Schweiz (@MeteoNewsAG) November 14, 2023
(rbu/lak/dab/sda)
Die Genfer haben gerade eine grüne Ständerätin in die Wüste geschickt.
Ich denke nicht, dass die sich ernsthaft vor Umweltkatastrophen fürchten.