Hochwasser, Downburst, Hagel und ein apokalyptisches Gewitter: Der Juli 2021 wird in die Geschichte eingehen. Für was er nicht in die Geschichte eingehen wird: für aussergewöhnlich schönes Sommerwetter. Wie mies war der Sommer 2021 wettertechnisch wirklich? Die Übersicht:
Nach den regenreichen Monaten Mai und Juni war auch der Juli 2021 richtig nass. «Der Monat zählt in der Nordschweiz zu den 5 niederschlagsreichsten seit Messbeginn», schreibt MeteoSchweiz in seiner Monatszusammenfassung. Und Messbeginn ist das Jahr 1864.
Das zeigen auch die folgenden Grafiken der Niederschlagsmengen im Juli seit 1864:
Die Niederschlagsmenge war regional sehr unterschiedlich. Am meisten Regen der 160 automatischen Messstationen von MeteoSchweiz verzeichnete Robiei ganz zuhinterst im Bavonatal am nördlichen Ende des Tessins. Sagenhafte 592,8 Millimeter Niederschlag fielen dort im letzten Monat. Der Mittelwert von 1991 bis 2020 beträgt an dieser Messstation 163mm, der zweithöchste dort je gemessene Wert datiert von 2011 mit 408,4mm.
Auf Rang zwei folgt Sonogno (551,9mm) im Verzascatal, danach Alpthal SZ (545,5mm), der Säntis AI/AR (526,2mm) und die Dritte Altmatt bei Rothenthurm SZ (521,7mm).
MeteoSchweiz schreibt dazu: «Ausser in Südbünden überstiegen die Niederschlagssummen schweizweit 180% der Norm 1981 bis 2010. An zahlreichen Stationen wurden langjährige Niederschlagsrekorde deutlich übertroffen.» Vor allem der Regen in der ersten Monatshälfte sorgte insbesondere in zentralen Gebieten der Schweiz lokal für den nassesten oder einen der nassesten Julimonate seit Messbeginn.
Schweizweit am wenigsten Niederschlag gab es erwartungsgemäss im Wallis. Alle fünf Topstationen liegen im trockensten Kanton. Am wenigsten Regen gab es dabei in Brig (85,2mm), gefolgt von Stalden (87,0mm) und Visperterminen (96,9mm).
Im Juli 2021 gab es eigentlich nur eine sonnige Sommerwoche, diejenige vom 17. bis 23. Juli. Am meisten Sonne gab es auf dem Gornergrat bei Zermatt. Dort wurden 229,3 Stunden (durchschnittlich 7,4h pro Tag) gemessen. Auf Rang 2 folgt Sion mit 228,2 Stunden vor Genf (220,3h) und Lugano (219,5h).
Am anderen Ende der Skala befindet sich Elm im Glarner Talkessel mit 104,1 Stunden. Das macht im Tagesschnitt nur etwas mehr als drei Stunden Sonnenschein während einem Monat.
Auch Zürich, Bern und Basel wurden von der Sonne unterdurchschnittlich verwöhnt. Seit Messbeginn 1884 (ZH) und 1886 (BE & BS) liess sich die Sonne nur in wenigen Julis seltener blicken als 2021. In Basel war dies 11-mal der Fall, in Zürich 12-mal und in Bern 15-mal.
Seit der Jahrtausendwende gab es in den drei grössten Deutschschweizer Städten nur 2014 noch weniger oder fast so wenig Sonnenschein wie jetzt.
Auffällig ist auch die Anzahl Tage mit Temperaturen über 30 Grad. In der gesamten Deutschschweiz gab es nicht einen einzigen Tag, an dem das Quecksilber über die 30-Grad-Marke stieg. Einzig das Tessin verzeichnete im Juli drei solcher Tage.
In St.Gallen konnte man sich sogar nur einmal über einen Tag mit Temperaturen über 25 Grad freuen. Das war am 30. Juli.
Einen ganzen Monat ohne Hitzetag (über 30° Celsius) gab es in Zürich zuletzt 2009. In Basel muss man gar bis ins Jahr 1997 zurückblättern:
Mithalten kann dieser Sommer einzig mit den Durchschnittstemperaturen. In Zürich liegt der Juli 21 mit 17,8 Grad Celsius ziemlich genau in der Mitte der 158 bisher gemessenen Jahre: In 70 Jahren war es durchschnittlich wärmer, in 88 kühler.
Im Vergleich zu vorherigen Jahren schnitten die Durchschnittstemperaturen in Bern, Basel, Lugano und St.Gallen noch besser ab als in Zürich. Lugano verzeichnete den 43.-wärmsten Juli und auch in Bern schaffte es der Monat gerade noch so in die Top 50 seit Messbeginn.
Prognosen beim Wetter sind höchstens für zwei bis drei Tage ziemlich genau. Danach wird es mit jedem Tag ungenauer. Immerhin schreibt MeteoSchweiz, dass diese Woche noch eher wechselhaft bleibt, es aber für die nächste Woche stabiler aussieht.
Der Trend lautet aktuell: «Nach einer instabilen Phase bildet sich über Mitteleuropa ein schwaches Hoch. Damit allmählicher Übergang zu sonnigerem und meist trockenem Wetter.»
Können wir das bitte so beibehalten?
Und übrigens, ja das Hochwasser und der Hagel ist eine Katastrophe, das will ich nicht klein reden, aber in anderen europäischen Ländern herrschen Hitzewellen von gegen 50 Grad... Ich denke wir sollten bitte nicht zu laut jammern, das ist definitiv nicht die bessere Alternative.