Sag das doch deinen Freunden!
Die
Spekulationsstopp-Initiative hat einen schweren Stand: Die Umfragen
verheissen dem Volksbegehren der Jungsozialisten (Juso) eine fast
sichere Niederlage am 28. Februar. Im Schlussspurt setzen die
Initianten auf Unterstützung aus Afrika. In einem Video lassen sie
Germaine Yé zu Wort kommen, eine 44-jährige Inhaberin eines Coiffeursalons in Ouagadougou, der Hauptstadt von Burkina Faso.
Jeden Tag stelle sie
auf dem Markt fest, dass die Preise für Lebensmittel wieder
gestiegen seien, klagt Germaine Yé. Sie könne deshalb kaum mehr
richtig für ihre vier Kinder sorgen. Verantwortlich dafür macht sie
die Spekulation mit Nahrungsmitteln. «Ich habe gehört, dass es in
der Schweiz Leute gibt, die das stoppen können», sagt sie und appelliert damit indirekt an die Stimmberechtigten, die
Spekulationsstopp-Initiative anzunehmen.
Produziert wurde das
Video vom Hilfswerk Solidar Suisse. «Die Spekulation mit
Nahrungsmitteln hat die Essenspreise in Burkina Faso in die Höhe
getrieben», lässt sich Iwan Schauwecker von Solidar Suisse in
einer Medienmitteilung zitieren. Nicht erwähnt werden andere
mögliche Ursachen für das teure Essen: der Klimawandel oder
Korruption und Misswirtschaft.
Die Gegner der
Initiative verweisen auf fehlende Lagerkapazitäten in Burkina Faso.
Vor allem aber fragt sich der Betrachter, ob sich Germaine Yé nicht
falsche Hoffnungen macht. Die Spekulation mit Nahrungsmitteln ist ein
globales Phänomen und findet an den Börsen in Chicago oder London
statt. Eine Abstimmung in der Schweiz wird das Business nicht zum
Erliegen bringen.
«Die Initiative kann den Welthunger nicht auf einen Schlag beenden», räumt Kampagnenleiter Oliver Heimgartner ein. Die Schweiz könne aber einen Beitrag leisten zur Lösung des Problems. Heimgartner verweist auf die geplanten Regulierungen in den USA und der EU. Ein Ja zur Initiative werde verhindern, «dass dieses Geschäft in die Schweiz ausweicht».
Allerdings wollen
die besagten Regulierungen nur die Auswüchse eindämmen und nicht
die Spekulation an sich verbieten. Es ist zweifelhaft, dass
die Preise auf den Märkten in Ouagadougou nach einem Ja am 28.
Februar sinken werden. Vielmehr hinterlässt das Video einen faden Nachgeschmack. Nach dem Flop mit der antisemitischen Karikatur weckt die Juso erneut Erinnerungen an ein altes rassistisches Stereotyp: das «nickende Negerli», mit dem einst für die
armen Kinder in Afrika gesammelt wurde. (pbl)
Watson, ein ansonsten sehr gutes Newsportal, bewegt mich gerade ernsthaft dazu, meinen Watson-Konsum massiv überdenken zu müssen.
Ich denke, man kann den Beitrag auf zwei Arten interpretieren: Entweder negativ - als "nickendes Negerlein", dem man falsche Hoffnungen macht - oder positiv - dass die Direktbetroffenen zu Wort kommen. Ich habe über ein Jahr in Burkina Faso gelebt und gearbeitet und finde das Video gut und nahe an der Realität, ohne Nachgeschmack.