Der Energiekonzern BKW hat im vergangenen Jahr deutlich mehr Geld verdient. Der Treiber dazu war der internationale Handel mit Energie, während die Dienstleistungen weiter ausgebaut wurden. Was vom Jahr 2019 speziell in Erinnerung bleibt, ist die Abschaltung des Kernkraftwerks Mühleberg.
Den Umsatz steigerte die BKW mit ihren gut 10'000 Mitarbeitenden um 7 Prozent auf 2.87 Milliarden Franken, wie es am Mittwoch heisst. Das Betriebsergebnis legte um die Anpassungen bei der Pensionskasse bereinigt um knapp einen Fünftel auf 433 Millionen zu. Bereits im Januar hatte die BKW darauf hingewiesen, dass die Ergebnisse deutlich über jenen aus dem Jahr 2018 liegen werden.
Die Gründe, die zu den Rekordresultaten geführt haben, sind das Wachstum im Dienstleistungssektor, tiefere Kosten sowie ein «hervorragendes» Handelsgeschäft. Das habe die unverändert negativen Effekte der Strompreisentwicklung mit historisch tiefen abgesicherten Strompreisen mehr als kompensiert, heisst es weiter.
Zudem profitierte die Gruppe vom sehr guten Börsenjahr und der klar besseren Performance im Stilllegungs- und Entsorgungsfonds. Mit dem auf 44 Millionen Franken (VJ -168 Mio) gesteigerten Finanzergebnis verdoppelte sich der Reingewinn gar auf 404 Millionen Franken.
Am guten Geschäftsverlauf sollen auch die Aktionäre teilhaben. Ihnen schlägt der Verwaltungsrat eine Erhöhung der Dividende um 40 Rappen auf 2.20 Franken je Titel vor. Damit wurden die Erwartungen von Analysten übertroffen. Das gelang auch mit den Ergebnissen.
Das Geschäft mit Dienstleistungen in den Bereichen Gebäudetechnik, Infrastruktur und Energieeffizienz baut die BKW kontinuierlich aus. Der Umsatz kletterte hier im vergangenen Jahr über die Milliardengrenze und nahm um gut einen Viertel auf 1.11 Milliarden Franken zu. Dazu beigetragen haben insgesamt zwanzig meist kleinere Zukäufe.
Im klassischen Energiegeschäft spürt die BKW nach wie vor das mit Blick auf die vor drei Jahren abgesicherten Stromverkäufe tiefere Preisniveau. Dies sei jedoch mit den Erfolgen im Handelsgeschäft, einem höheren Absatzvolumen im Vertriebsgeschäft sowie der grösseren Produktion von Windenergie beinahe kompensiert worden. Die Gesamtleistung ging um 1 Prozent auf 1.32 Millionen Franken zurück.
Die Schweizer Stromversorger sichern ihre Produktion grösstenteils drei Jahre im Voraus ab. Anfang 2016 hatte der europäische Strommarkt ein historisches Tief markiert.
Im dritten Standbein Netze ging die Gesamtleistung der BKW im vergangenen Jahr um 5 Prozent auf 527 Millionen Franken zurück. Dabei habe sich der Ertrag aus Durchleitungsentschädigungen für das Verteilnetz reduziert.
Im laufenden Jahr geht man bei der BKW von einem Rückgang des Betriebsgewinns aus. Dieser dürfte sich bereinigt auf 380 bis 400 Millionen Franken vermindern. Dabei erwartet die Gruppe, dass sich das Handelsgeschäft und auch die Renditen im Stilllegungs- und Entsorgungsfonds normalisieren werden.
Gleichzeitig sei mit steigenden Strompreisen und einem weiterhin profitablen Wachstum im Dienstleistungsgeschäft zu rechnen. Die Auswirkungen des Coronavirus auf die Wirtschaft und auf das Geschäft der BKW liessen sich derweil Stand heute nur schwer abschätzen. Die BKW sei aber robust aufgestellt, was in diesem Umfeld von Vorteil sein werde.
Geprägt wurde das Jahr 2019 der BKW von einem historisches Ereignis: Im Dezember wurde das Atomkraftwerk Mühleberg vom Netz genommen. Die BKW hatte sich 2013 entschlossen, den Meiler nach 47 Betriebsjahren dichtzumachen, weil sich die geforderten Nachrüstungen nicht mehr rentiert hätten. In der Schweiz war es das erste Atomkraftwerk, das abgeschaltet wurde. (aeg/sda/awp)