Die Schweizer Wirtschaft erhöht den Druck auf den Bundesrat in der Corona-Pandemie. In einem offenen Brief fordern Wirtschaftsverbände die Landesregierung auf, Massnahmen zu ergreifen, um die staatlichen Eingriffe in das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben zu beenden, berichtet der «SonntagsBlick».
Unterzeichnet haben den Brief unter anderem Monika Rühl, Direktorin von Economiesuisse, Hans-Ulrich Bigler, Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbandes, und Casimir Platzer, Präsident von Gastrosuisse.
Sie fordern weiter, dass bis Anfang Juni ein digitaler, fälschungssicherer Corona-Pass zur Verfügung stehen müsse. Der Nachweis, dass jemand frei von Corona sei, bringe geimpften wie nicht geimpften Personen Vorteile.
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Auf die Spitäler könnte nach dem Sommer eine neue Welle von Patienten mit dem Coronavirus zukommen. Nach dem Ende der gegenwärtigen Impfkampagne könnte es laut Experten zu neuen Ausbrüchen unter den nicht geimpften Personen kommen, wie die «NZZ am Sonntag» schreibt.
Bundesrat Alain Berset hatte am letzten Freitag erklärt, sobald alle Impfwilligen ihre Dosis erhalten hätten, liessen sich Verbote nicht mehr rechtfertigen. Das Bundesamt für Gesundheit warnte, dass eine vollständige Lockerung nach der Durchimpfung mit einer substanziellen Zahl zusätzlicher Krankheits- und Todesfällen verbunden wäre.
Laut einer SRG-Umfrage wollen sich 20 Prozent der Bevölkerung nicht impfen lassen, 28 Prozent sind unschlüssig. Am höchsten ist die Ablehnung bei den Jungen.
Selbsttests auf das Coronavirus sind in der Schweiz derzeit noch nicht zugelassen. Dennoch verkaufen verschiedene Webshops bereits solche Tests an private Nutzerinnen und Nutzer.
So bewirbt laut «SonntagsZeitung» zum Beispiel Cleanswiss, ein Anbieter von Reinigungs- und Desinfektionsmitteln, den Verkauf von Schnelltests auf seiner Homepage. Die Aufsichtsbehörde Swissmedic ist gegen den Verkauf solcher Tests an das breite Publikum.
Diese Selbsttests seien nicht vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) freigegeben. Und selbst wenn ein Hersteller für seinen Schnelltest grünes Licht des BAG habe, dürften solche Tests nur über Apotheken abgegeben werden.
Deutschschweizer und Romands unterscheiden sich laut einer Umfrage bei ihrer Einstellung zu Corona-Themen. So ist bei den Romands die Absicht, sich impfen zu lassen mit 23 Prozent tiefer als bei der Deutschschweizern, von denen sich 43 Prozent impfen lassen wollen. Dies berichtete der «Sonntagsblick» unter Berufung auf eine Umfrage des Link-Instituts.
Ein Drittel der Romands würde es lieber sehen, wenn zuerst die arbeitstätige und mobile Bevölkerung geimpft würde. In der Deutschschweiz findet dies weniger Zuspruch.
Auch das Thema finanzielle Unterstützungen spaltet die Landesteile: 71 Prozent der befragten Romands sind der Meinung, dass krisengebeutelte Firmen und Einzelpersonen «deutlich zu wenig» oder «eher zu wenig» wirtschaftliche Kompensation erhalten. In der Deutschschweiz halten 51 Prozent die staatliche Hilfe für ausgewogen oder gar zu hoch.
Gesundheitsminister Alain Berset möchte, dass sich möglichst rasch 40 Prozent der Schweizer Bevölkerung jede Woche präventiv auf das Coronavirus testen lassen. Doch nun gerät diese Testoffensive ins Stocken, wie die «SonntagsZeitung» berichtet.
Kantone wie die Waadt, das Wallis, Luzern oder Zürich werden erst in den nächsten Wochen entscheiden, ob sie ihre Pilotversuche für Massentests an Schulen und in Unternehmen ausweiten können – oder es überhaupt wollen. Zürich, die Ostschweizer Kantone, aber auch Basel wollen auf Massentests an Schulen verzichten. Sie favorisieren Tests dort, wo es Hotspots gibt.
Auch die Grossverteiler Migros und Coop sowie Bundesbetriebe wie Post und SBB halten sich bei der Frage zurück, ob und wie sie Massentests für das Personal zulassen werden.
Seit Ausbruch der Corona-Pandemie im Februar 2020 hat das Bundesamt für Gesundheit fast 20 Millionen Franken in Informationskampagnen investiert. Das sagte der BAG-Verantwortliche Adrian Kammer der «NZZ am Sonntag».
Bis Ende 2020 habe das BAG rund 19 Millionen Franken in 21 Teilkampagnen gesteckt. Seither seien noch einmal über 800'000 Franken für weitere Sujets dazugekommen. Mit Inseraten, Plakaten und Spots informiert das BAG die Bevölkerung über Schutzmassnahmen und Verhaltensregeln.
Die Publikationen verschlangen 80 Prozent der Ausgaben. Der Rest wurde für Konzeption und Umsetzung verwendet. Die Zürcher Agentur Rod gestaltet die Kampagnen. Derzeit stehen laut dem BAG Sujets zum Testen und Impfen in den Impfzentren.
Aus dem Programm zur Abfederung von Härtefällen im Zuge der Corona-Pandemie sind bisher laut «SonntagsBlick» erst eine halbe Milliarde Franken an Firmen in Not geflossen. Das zeigt eine Erhebung des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco).
Die von den Kantonen im Zeitraum September 2020 bis Ende Februar 2021 verteilten Hilfen blieben weit unterhalb des bewilligten Finanzrahmens. Nur 492 Millionen Franken à fonds perdu-Beiträge seien ausbezahlt worden – bei 7207 genehmigten Gesuchen.
Insgesamt wurden 332 Darlehen in Höhe von total 52 Millionen Franken gewährt. Die Kantone Zürich und Genf haben die meisten à fonds perdu-Beiträge mit je rund 75 Millionen Franken überwiesen. In Bern waren es erst 35 Millionen und im Aargau 23 Millionen Franken. Die Kantone Thurgau sowie Ob- und Nidwalden hatten vor drei Wochen noch keinen einzigen Franken zugesichert. Die meisten Mittel erhielten die Gastronomie und die Hotellerie.
Die Massnahmen zur Eindämmung des Coronavirus haben in allen Kantonen der Westschweiz zu einem Anstieg der Lärmbeschwerden geführt. Wie die Westschweizer Sonntagszeitung «Le Matin Dimanche» berichtet, nahmen allein im Kanton Waadt die Anrufe bei der Polizei wegen Lärmbelästigung im letzten Jahr im Vergleich zu 2019 um 43 Prozent zu.
Insgesamt erhielt die Polizei mehr als 25'000 solcher Anrufe, die Hälfte davon in Lausanne. In Genf wurden im gleichen Zeitraum fast 10'000 Anrufe registriert, während der Durchschnitt der letzten Jahre bei etwa 6000 lag. Neuenburg verzeichnete einen Anstieg von 57 Prozent.
Laut Othman Sentissi, Assistenzarzt am Universitätsspital Genf, haben sich die Anfragen für Beratungen zum Thema Lärm seit März 2020 mehr als verdoppelt haben. Es ging dabei vor allem um Lärm in der Nachbarschaft. (jaw/sda)