Seit Anfang 2025 gelten für Schweizer Einkaufstouristen in Deutschland neue Zollregelungen: Die Wertfreigrenze für Einkäufe im Ausland wurde vom Bund von 300 auf 150 Franken halbiert. Damit wird der Einkauf in Deutschland für Schweizerinnen und Schweizer unattraktiver.
Deutsche Detailhandelsketten wie Marktkauf und Edeka werben nun offensiv um Schweizer Einkaufstouristen, wie der Blick schreibt. Auf Plakaten wird für die Umgehung der Zollfreigrenze geworben. Man solle als Gruppe nach Deutschland zum Einkaufen reisen.
Besonders auffällig: die Werbekampagnen von Marktkauf. Zu sehen ist ein Cabriolet mit Schweizer Fahne und einer Familie, die fröhlich winkt, begleitet vom Slogan: «Gemeinsam einkaufen, gemeinsam sparen.»
Laut der «NZZ» werden sogar Fahrgemeinschaften gebildet, um gemeinsam in Deutschland shoppen zu gehen. Die Strategie dahinter: Bring mehr Leute mit, und du kannst weiterhin vergnügt einkaufen.
Für Sandra Stadler, Präsidentin der Thurgauer Mitte-Partei, kommt diese Entwicklung nicht überraschend. «Die Preisjägerinnen und Preisjäger fahren einfach einmal mehr über die Grenze oder nehmen ein grosses Auto und füllen es mit doppelt so vielen Leuten – schon haben sie eine Lösung», warnte die Kantonsparlamentarierin bereits im Vorfeld der Senkung in der Thurgauer Zeitung.
Die Politikerin lebt selbst in Grenznähe und verfolgt die Entwicklung mit Sorge. Gegenüber «Blick» sagt Stadler: «Das war wirklich absehbar». Sie zeigt aber Verständnis für die deutschen Händler, die mit gezielter Werbung um die mehrwertsteuerfreien Einkäufe der Schweizer Kundschaft buhlen.
Aus Sicht Stadlers darf die Senkung der Freigrenze aber lediglich ein erster Schritt sein. «Mittelfristig muss die Wertgrenze ganz weg oder zumindest auf 50 Franken runter», fordert sie. Eine weitere Verschärfung ergebe aber nur dann Sinn, wenn die Verzollung voll digital abgewickelt werden könne – ohne Papierschlacht an der Grenze. «Sonst droht Bürokratie», zeigt sich Stadler pragmatisch.
Jener Digitalisierungsprozess beschäftigt Deutschland schon lange, doch nun soll ab Mitte 2026 definitiv einen digitalen Ausfuhrschein eingeführt werden. Im Juli 2025 startet die Testphase. Statt Abstempeln wird eine Smartphone-App reichen, um die Mehrwertsteuer zurückzuerstatten. Die Einführung der App verzögerte sich bereits über Jahre: Erst waren die deutschen Behörden skeptisch, dann floss das Geld nicht. Mehrere Anläufe scheiterten.
Folglich würde die sogenannte «Bagatellgrenze» von 50 Euro fallen. So sollen Schweizer Einkaufstouristen in Zukunft die deutsche Mehrwertsteuer bei jedem Einkauf, also auch bei unter 50 Euro pro Laden, erstatten lassen können.
Vor fünf Jahren wurde diese Bagatellgrenze eingeführt – mit spürbaren Folgen für den grenznahen Einzelhandel. Zahlreiche deutsche Händler beklagten seither Umsatzrückgänge, insbesondere bei Alltagsprodukten. Auch für die Zollbeamten änderte sich der Arbeitsalltag: Die Zahl der gestempelten Ausfuhrbelege sank deutlich. Durch die App soll diese Arbeit ganz wegfallen.
Neben dem starken Franken gilt die Rückerstattung der Mehrwertsteuer als zentraler Anreiz für Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten, jenseits der Grenze einzukaufen. Während in Deutschland 19 Prozent Mehrwertsteuer erhoben werden, liegt der Schweizer Normalsatz bei 8,1 Prozent – ein spürbarer Preisvorteil. Der Schweizer Detailhandel blickt deshalb mit Sorge auf die Entwicklungen. Laut Branchenverbänden entgehen dem heimischen Markt durch Einkäufe im benachbarten Ausland jährlich über zehn Milliarden Franken. (les)
Doch alles was darüber liegt ist zu teuer und wird von Lobby und BundesparlamentarierInnen mit entsprechenden Massnahmen zu Lasten der eigenen Bevölkerung "geschützt". Eigentlich ähnlich wie Trumps Zollpolitik, doch besser kaschiert, da mehr dabei ungerechtfertigterweise mitverdienen.