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Alles eitel Sonnenschein? Der UBS-Jahresgewinn in 5 Punkten

Alles eitel Sonnenschein bei der UBS? Der Jahresgewinn in 5 Punkten

31.01.2023, 12:1609.02.2023, 08:36
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Januar und Februar sind die Zeit der Jahreszahlen. Und zumindest diejenigen der ganz grossen Unternehmen werden jeweils mit Spannung erwartet. Am Dienstagmorgen präsentierte die UBS ihre Zahlen des vierten Quartals und somit ihr Jahresergebnis 2022. Eine der Fragen war: Konnte die Krise der Konkurrentin Credit Suisse der UBS einen Schub verleihen?

Die Grossbank präsentiert tatsächlich ein starkes Jahr – es ist der höchste Konzerngewinn seit 2006. In einem schwierigen makroökonomischen und geopolitischen Umfeld seien solide Ergebnisse für das Gesamtjahr und das vierte Quartal erzielt worden, so CEO Ralph Hamers.

Trotzdem verliert die UBS-Aktie nach Eröffnung der Börse. Wir haben die Zahlen etwas genauer angeschaut:

Was sagen die nackten Zahlen?

Im vierten Quartal 2022 legte die UBS zu: 1,65 Milliarden Dollar Gewinn konnte man verbuchen. Im Vergleich mit demselben Quartal im Vorjahr ist das ein Anstieg um über 20 Prozent.

Und auch übers ganze Jahr 2022 gesehen enttäuschte die UBS nicht – im Gegenteil: Für 2022 resultiert ein Gewinn von 7,6 Milliarden Dollar. Das Resultat bedeutet eine Steigerung um 2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Und dabei war schon 2021 ein gutes Jahr für die UBS, da sie den grössten Gewinn seit kurz vor der Finanzkrise erzielt hatte. 2022 wurde also erneut so viel Gewinn gemacht wie seit 2006 nicht mehr.

Was wurde sonst noch kommuniziert?

Die UBS will ihre Aktionäre am hohen Gewinn teilhaben lassen und erhöht die Dividende um 10 Prozent. Nun gibt es 0,55 Dollar pro Aktie. Das hatte die Grossbank allerdings schon vor einigen Monaten so in Aussicht gestellt.

Teile des Gewinns werden aber auch verwendet, um weitere Aktien zurückzukaufen. Insgesamt will man 2023 so Aktien im Wert von über 5 Milliarden Franken wieder in den eigenen Besitz bringen. Auch das dürfte die Aktionäre erfreuen, denn: Sinkt die Anzahl der Aktien im Umlauf, steigt in der Regel der Wert der verbliebenen. Schon im vergangenen Jahr 2022 hatte die UBS Aktienrückkäufe im Wert von über 5,6 Milliarden Franken getätigt.

AVIS --- ZU RALPH HAMERS, CEO UBS, STELLEN WIR IHNEN FOLGENDES NEUES PORTRAIT ZUR VERFUEGUNG. WEITERE BILDER FINDEN SIE AUF visual.keystone-sda.ch --- Ralph Hamers, CEO der UBS Group AG, portraitiert  ...
UBS-CEO Ralph Hamers.Bild: keystone

UBS-Chef Ralph Hamers zeigte sich in der Medienmitteilung der Grossbank zufrieden: Die guten Zahlen seien in einem Jahr gelungen, «das von einem schwierigen makroökonomischen Umfeld, anhaltender Inflation, einer raschen Straffung der Zentralbankpolitik, dem Krieg zwischen Russland und der Ukraine und anderen geopolitischen Spannungen geprägt war», sagt er.

Wo hat die UBS zugelegt?

Doch das von Hamers angesprochene schwierige Jahr 2022 brachte der UBS eben auch Gutes: Durch die globalen Zinssteigerungen konnte man mehr Geld mit Zinserträgen einnehmen. In der Vermögensverwaltung zum Beispiel stiegen diese um ganze 35 Prozent auf 1,5 Milliarden Franken.

So richtig eingeschenkt haben der Grossbank aber neue Kundengelder: 2022 zog die UBS Netto-Neugelder in der Höhe von 60 Milliarden Dollar an, davon allein im vierten Quartal gut 23 Milliarden. An diesen Kundengeldern verdient die Bank vor allem durch die Gebühren für die Vermögensverwaltung, aber auch durch Börsengeschäfte der Kundinnen und Kunden.

Was sind die Reaktionen?

Das gute Ergebnis der UBS wurde von Analystinnen und Marktbeobachtern so nicht erwartet. Wie die NZZ schreibt, sind im Markt nur etwa 1,3 Milliarden Gewinn für das vierte Quartal erwartet worden – statt der erreichten 1,65 Milliarden Dollar.

Umso mehr lässt die Reaktion auf den Aktienmärkten aufhorchen: Trotz des starken Gewinns gehörte die UBS-Aktie am Dienstagvormittag zu den grossen Verlierern.

Also alles schön und gut?

Jein. Denn dass auch bei der UBS nicht alles Gold ist, was glänzt, zeigt wie erwähnt eine erste Reaktion an den Aktienmärkten: Seit Eröffnung der Aktienmärkte verlor die UBS-Aktie zeitweise über 3 Prozent.

UBS-Aktie, 31. 1. 2023
Die UBS-Aktie am Mittag des 31. Januar 2023 im Fünftagesvergleich.Bild: screenshot: google finance

Der Grund dürfte im «Detail» des Zahlensalats zu finden sein. Die Jahreszahlen zeigen nämlich auch, dass die UBS im 4. Quartal in drei von vier Divisionen verlor.

Das heisst: In den Sparten «Wealth Management» (– 13 Prozent) und «Asset Management» (– 63 Prozent) – beides Teile des Kerngeschäfts Vermögensverwaltung – sowie «Investment Banking» (– 84 Prozent) hat die UBS jeweils reichlich an Gewinnen (vor Steuern) eingebüsst. Der Grund: geringere Erträge (auch aufgrund des schwierigen Börsenjahres) und höhere Kosten – zum Beispiel mehr Ausgaben bei variablen Vergütungen. Weil die UBS das Investment Banking seit der Finanzkrise aber stark verkleinerte, fallen diese Zahlen nicht so stark ins Gewicht.

Nur im Schweizer Geschäft konnte die UBS so richtig zulegen, und zwar um 23 Prozent. Man habe in der Schweiz «die unangefochtene Spitzenposition auf dem Markt verteidigt», so der Bericht.

Gut möglich, dass man angesichts der zuletzt schlechten Performance der grossen Konkurrentin CS von der UBS noch mehr erwartet hatte. So schreibt die NZZ, dass die Sparte «Wealth Management» im Schlussquartal noch grosse Zuflüsse in Asien verzeichnete, «wo reiche Kunden offenbar der Konkurrentin Credit Suisse den Rücken kehrten». Dass man von der Krise der CS profitierte, davon wollte Ralph Hamers allerdings nichts wissen: «Das ist keineswegs die primäre Quelle der Mittelzuflüsse», betonte er.

Es spricht für die UBS, dass sie in einem schwierigen Börsenjahr Rekordgewinne erzielen kann. Dass die UBS-Aktie zunächst gesunken ist, liegt daran, dass der Gewinn die Aktienmärkte nicht über das eher schlechte 4. Quartal hinwegtäuschen konnte. Zwar konnte man im 4. Quartal eine Steigerung um 23 Prozent gegenüber 2021 erreichen, allerdings muss man bei diesem Vergleich aufpassen: Ende 2021 war der Gewinn nämlich ausserordentlich gering.

Der Grund: Die UBS musste für einen Steuer-Rechtsstreit in Frankreich noch hohe Rückstellungen vornehmen. Vergleiche mit dem letzten Quartal 2021 fallen deshalb – nach Steuern – auf den ersten Blick gut aus. Operativ gesehen war das weniger der Fall. Trotzdem zeigt sich Konzernchef Hamels zuversichtlich: «Wir starten aus einer Position der Stärke ins Jahr 2023.»

Mit Material der SDA.

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