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Wirtschaft

Nationalbank will Investments nicht nur nach Umweltkriterien

Nationalbank zu Umweltkriterien: «Nicht das Ziel, die Welt grüner zu machen»

28.10.2021, 04:02
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Die Schweizerische Nationalbank (SNB) lehnt Investitionen allein nach Umweltkriterien ab. Die SNB habe nicht das Ziel, die Welt grüner zu machen, sagte Direktoriumsmitglied Andrea Maechler am Mittwoch an einer Veranstaltung in Zürich.

Das sei nicht das Mandat der Notenbank, die im Sinne ihrer geldpolitischen Ziele bei ihren Anlagen flexibel bleiben müsse. Umweltschützer haben die SNB aufgefordert, mit ihren Investitionen Einfluss auf Konzerne zu nehmen, die mit dem Klimawandel in Verbindung gebracht werden.

Swiss National Bank's (SNB) Member of the Governing Board Andrea Maechler, speaks during a semi-annual conference of Swiss National Bank (SNB BNS), in Bern, Switzerland, Thursday, June 18, 2020.  ...
SNB Direktoriumsmitglied Andrea Maechler empfindet die Forderungen von Umweltschützern als zu einschränkend.Bild: keystone

Maechler erklärte, die SNB stelle ihr Aktienportfolio entsprechend der Gewichtung von Indizes zusammen. Dies beschränke die Möglichkeiten, Einzelwerte nach ökologischen Kriterien auszuwählen.

Die SNB kaufe aber keine Aktien von Unternehmen, die in erster Linie mit dem Kohlebergbau Geschäfte machten, sagte Maechler weiter. Zudem habe die Zentralbank ihren Anteil an Investitionen in Energiekonzerne insgesamt in den vergangenen zehn Jahren auf drei von elf Prozent reduziert – in Folge von Veränderungen im Marktwert der Unternehmen.

Die SNB setzt seit langem nicht nur auf Negativzinsen, sondern auf Fremdwährungskäufe, um eine für die exportabhängige Wirtschaft des Landes schädliche Aufwertung des Franken zu bekämpfen. Damit ist die Notenbank zu einem internationalen Grossinvestor mit einem Vermögen an ausländischen Währungen im Gegenwert von knapp einer Billion Schweizer Franken geworden.

WWF stellt Forderungen

Der WWF Schweiz liess seinerseits verlauten, die SNB und die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) seien weit davon entfernt, den Anforderungen der Klimakrise und des Verlustes an Biodiversität vollumfänglich gerecht zu werden.

Der WWF Schweiz fordert die Finma und die SNB auf, rasch einen gemeinsamen Fahrplan zu veröffentlichen. Der Plan solle aufzeigen, wie die finanziellen Klima- und Biodiversitäts-Risiken in all ihren Tätigkeiten integriert und rasch umgesetzt werden könnten.

Die Finma solle jährlich die in der Schweiz angebotenen Finanzprodukte prüfen, um irreführende Informationen und Greenwashing zu bekämpfen. Greenwashing ist eine PR-Methode mit dem Ziel, Firmen ein grünes Image zu verleihen. Die Prüfungsberichte seien zu veröffentlichen und die Bewilligungen anzupassen. (saw/sda/reuters)

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quelle: ap/ap / israel leal
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14 Kommentare
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Schneider Alex
28.10.2021 06:22registriert Februar 2014
Die Nationalbank ist eine öffentliche Institution, und ihre Reserven sind in einer konsolidierten Betrachtung Teil der öffentlichen Finanzen. Ihre Unabhängigkeit entspricht dem Willen der Schweizer Bevölkerung, wie er sich in Nationalbankgesetz und Verfassung ausdrückt. Dieser Wille und damit die Regelwerke können auch wieder ändern.
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