Mehrere Politikerinnen und Politiker haben das Treffen in Glasgow als «beste letzte Chance» beschrieben, das Pariser Ziel einer maximalen Erderwärmung von 1,5 Grad noch im Rahmen des Möglichen zu halten.
Denn COP 26 dauert von 31. Oktober bis 12. November – und gilt als eine der wichtigsten Konferenzen seit dem Pariser Abkommen von 2015. Insgesamt sollen die teilnehmenden Länder deutlich ehrgeizigere Aktionspläne zur Reduzierung der Treibhausgase vorlegen. 90 haben das bereits getan. Die reichen Länder sollen ihr Versprechen von 2009 einlösen, jedes Jahr 100 Milliarden Dollar für den Klimaschutz in ärmeren Ländern bereitzustellen. Alle Länder sollen den Kohleausstieg beschleunigen, Wälder als CO2-Senker sollen besser geschützt werden. Konkrete Umsetzungspläne, wie die Emissionen reduziert werden, sind aber noch nicht zu erwarten. Diese sollen am Gipfel 2023 festgezurrt werden.
Der Chef des Gipfels in Glasgow, Alok Sharma, sieht den Gipfel trotz der weltweiten Aufmerksamkeit als grosse Hürde.
«Es ist brillant, was in Paris geschafft wurde, es war ein Rahmenabkommen, aber viele der Details wurden offen gelassen», sagte er in einem Interview mit dem «Guardian». In Paris einigten sich 2015 mehr als 190 Staaten auf das Ziel, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad, möglichst aber auf 1,5 Grad, zu begrenzen. Dazu sollten alle Länder Aktionspläne auflegen. Auf dem richtigen Pfad sind bislang nur wenige.
«Das ist auf vielen Ebenen definitiv schwieriger als Paris», sagte Sharma. «Es ist, als sei man in einer Prüfung am Ende bei den schwierigsten Fragen angekommen und gleichzeitig hat man kaum noch Zeit.» Eine der wichtigsten Aufgaben in Glasgow werde es sein, die bislang eingereichten Pläne der Staaten am 1,5 Grad-Ziel zu messen. Mit den aktuellen Plänen steuert die Welt einem UN-Bericht zufolge bis Ende des Jahrhunderts auf 2,7 Grad Erderwärmung mit katastrophalen Folgen zu. Die Pariser Ziele sind also in weiter Ferne.
Unzählige Regierungschefinnen und Chefs sind in Glasgow zugegegen. Mit Chinas Staatschef Xi Jinping fehlt jedoch die an sich wichtigste Person im Kampf gegen den Klimawandel.
Denn China stösst fast 30 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen aus. Das ist doppelt so viel wie die USA. Ohne China sind die Klimaziele nicht erreichbar.
Nun wird befürchtet, dass sich China mitten in der Energiekrise nicht zu schärferen Klimazielen verpflichtet. Bislang will das Reich der Mitte bis 2060 klimaneutral werden. Ob Xi allenfalls per Videokonferenz dazugeschaltet wird, ist noch unklar. Der chinesische Staatschef fehlt auch am G20-Gipfel im Rom.
Mit dabei in Glasgow ist natürlich auch die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg. Sie hat vor ihrer Reise nach Schottland über ihre Erwartungen an die Weltklimakonferenz gesprochen. «Wandel kommt, wenn Menschen Wandel verlangen», sagte Thunberg zur BBC. Man könne deshalb nicht erwarten, dass nur Konferenzen an sich Veränderungen brächten. Sie beschuldigte im Gespräch Politiker, die bloss nach Ausreden suchten, anstatt der Wahrheit ins Auge zu sehen. «Es gibt keine Planeten blablabla», sagte sie kürzlich in einer Rede.
«Ein Erfolg wäre es, wenn die Menschen endlich beginnen, die Dringlichkeit der Situation verstehen, und wirklich realisieren, dass wir einer existenziellen Krise gegenüberstehen», sagte Thunberg. Die 18-jährige Klimastreikerin wird gemeinsam mit anderen Aktivistinnen und Aktivisten aus aller Welt nach Glasgow reisen.
Das hat es noch nie gegeben: Gleich drei Bundesräte reisen nach Glasgow. Bundespräsident Guy Parmelin, Umweltministerin Simonetta Sommaruga und Finanzminister Ueli Maurer. Das Programm ist dicht. Parmelin wird am Montag, 1. November, gemeinsam mit rund 100 Staats- und Regierungschefs, die Konferenz in Schottland offiziell eröffnen. Zudem sind zahlreiche Firmen und NGOs aus der Schweiz vor Ort.
Bundesrätin Sommaruga wird zusammen mit den Umweltministerinnen und Umweltministern der anderen Länder an den Verhandlungen auf Ministerebene teilnehmen und schliesslich auch an der Beschlussfassung der Konferenz. Sie werde sich für einheitliche und griffige Regeln zur Umsetzung des Pariser Abkommens einsetzen, teilte ihr Departement mit.
Weiter engagiere sich die Schweiz für eine effiziente und gerechte Finanzierung von Klimaschutzprojekten in Entwicklungsländern. Die Schweiz erwarte, dass alle Staaten nach ihren Möglichkeiten jene Länder unterstützen, die vom Klimawandel besonders betroffen sind.
Einige Politiker sprechen ja schon davon wegen Corona die Ziele zu verschieben.