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Noch nie zuvor haben die SBB so viele Menschen chauffiert

Einblicke in den neuen IR-Dosto der SBB vor seiner ersten kommerziellen Fahrt im Hauptbahnhof in Zuerich, aufgenommen am Freitag, 7. Juli 2023. (KEYSTONE/Ennio Leanza).
Er verreist mit den SBB.Bild: keystone

Noch nie zuvor haben die SBB so viele Menschen chauffiert

04.09.2023, 10:3004.09.2023, 12:19
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Die SBB schreiben erstmals seit 2019 wieder schwarze Zahlen und transportieren Menschen en masse.

Das Halbjahresergebnis fiel mit 99,0 Millionen Franken deutlich besser aus als im ersten Halbjahr 2022 (minus 142,3 Millionen Franken). Doch der Spardruck bleibt.

Noch nie wurden so viele Reisende transportiert. Im März 2023 wurde bei der Anzahl Reisenden das Vor-Corona-Niveau erstmals übertroffen, wie die SBB am Montag mitteilten. Im ersten Halbjahr 2023 seien mit 1,33 Millionen Reisenden 21,4 Prozent mehr transportiert worden als im Vorjahreszeitraum – so viele Reisende wie noch nie. Gegenüber 2019 sei dies es ein Plus von 3,04 Prozent.

Am stärksten sei die Erholung beim Fernverkehr gewesen. Dieser habe mit 13,7 Millionen Franken erstmals seit 2019 wieder schwarze Zahlen geschrieben (2022: -122,9 Millionen Franken). Dieser Gewinn sei jedoch zu gering, um die künftigen Investitionen zu finanzieren.

Güterverkehr entwickelt sich negativ

Auch der Regionalverkehr habe sich besser entwickelt. Der Gewinn belief sich hier laut Mitteilung auf 18,3 Millionen Franken (2022: 5,9 Millionen Franken). Der Kostendeckungsgrad habe auf 60,1 Prozent gesteigert werden können (Vorjahr 56,2 Prozent).

Im Inland transportierten die SBB diesen Sommer laut Mitteilung rund drei Millionen Festivalfans an insgesamt 600 Veranstaltungen. Der Jahresrekord an Gruppenreisen sei mit 2400 Gruppen am 27. Juni verzeichnet worden. Der positive Trend im internationalen Personenverkehr habe sich fortgesetzt.

Negativ entwickelte habe sich hingegen der Güterverkehr. Trotz höherer Güterverkehrserträge bleibe ein Halbjahresergebnis von Minus von 18,0 Millionen Franken (2022: -23,0 Millionen Franken). Grund dafür seien der anhaltende Kostendruck und die konjunkturelle Abkühlung.

ARCHIVBILD ZUR MEDIENKONFERENZ VON SBB CARGO UEBER DIE ZUKUNFTSAUSSICHTEN DES UNTERNEHMENS, AM DONNERSTAG, 1. MAERZ 2018 - Das Logo von SBB Cargo International anlaesslich der offiziellen Eroeffnung d ...
SBB Cargo.Bild: KEYSTONE

Spardruck bleibt hoch

Um die finanzielle Lage zu stabilisieren, brauchen die SBB nach eigenen Angaben einen Jahresgewinn von 400 bis 500 Millionen Franken. Der Anstieg der Nettoverschuldung konnte zwar gebremst werden. Schulden von 11,4 Milliarden Franken «führen jedoch weiterhin zu einer deutlichen Überschreitung des vom Bund vorgegebenen Schuldendeckungsgrades», wie es weiter hiess. Dadurch bleibe der Spar- und Effizienzdruck hoch.

Die SBB wollen deshalb wie schon früher kommuniziert bis 2030 rund sechs Milliarden Franken weniger ausgeben. Unter anderem soll der Fernverkehr profitabel werden, das Defizit im Güterverkehr beseitigt werden und die erlittenen Verluste bei der Infrastruktur Energie mit einer neuen Energiestrategie vermieden werden. Unter anderem sollen die Photovoltaikflächen zulegen. Stabilisierend wirke das Ergebnis von SBB Immobilien mit 114,4 Millionen Franken im Jahr 2023.

Mehr Reisende bedeuten auch weniger freie Sitzplätze, schreiben die SBB. Das schlage sich in der gesunkenen Kundenzufriedenheit nieder. Diese lag bei 79,3 von 100 Punkten. Im ersten Halbjahr 2022 lag sie bei 80,7 Punkten.

Auch die Pünktlichkeit in der Westschweiz und dem Tessin sei noch nicht zufriedenstellend. Diese soll sich mit dem neuen Fahrplan ab 2025 verbessern. Die Pünktlichkeitswerte im internationalen Personenverkehr seien nach wie vor ebenfalls nicht zufriedenstellend.

Arbeitssicherheit verbessern

Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022 ereigneten sich mehr Berufsunfälle, aber weniger Rangier- und Zugsereignisse. Die SBB wollen sich deshalb bei der Arbeitssicherheit verbessern.

Zahlreiche weitere Herausforderungen stünden an: vom aktuellen Unterbruch im Gotthard-Basistunnel bis zur zunehmenden schwierigen Aufgabe des intensiven Bauens für Unterhalt und Ausbau des Bahnnetzes, während gleichzeitig die Züge fahren.

Seit der Pandemie hätten zudem Cyberattacken zugenommen. Die SBB investieren laut eigenen Angaben jährlich einen zweistelligen Millionenbetrag in den Bereich Cybersecurity.

Mehr Halbtax-Abo

Über 95 Prozent aller Reisenden kauften laut Mitteilung ihr Billett digital oder am Billettautomaten. Ende Juni 2023 seien 437'000 Generalabonnemente im Umlauf gewesen – 5,7 Prozent mehr als im Juni 2022, aber 11,5 Prozent weniger als 2019.

Zulegen konnte das Halbtaxabonnement: 3,07 Millionen Stück seien im Umlauf gewesen, 5,6 Prozent mehr als im Juni 2022 und 15,8 Prozent mehr als vor der Pandemie 2019.

(yam/sda)

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51 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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ELMatador
04.09.2023 10:54registriert Februar 2020
Und zur Feier des Tages werden die Preise erhöht, das Hunde GA komplett abgeschafft und 2/3 der Fahrradplätze gestrichen.

*Könnte Spuren von Ironie enthalten*
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Fondue
04.09.2023 11:09registriert Januar 2015
Hatte ein Besucher aus dem Ausland bei mir. Mir war gar nicht bewusst das die SBB so teuer ist. Ich selber habe ein GA. Das Touristen Abo ist eine absolute Frechheit und Tageskarten kaufen für ein paar Tage geht auch schnell mal ins Geld. Habe mir dann ein Auto ausgeliehen und noch zwei mal ein Mobility Auto gemietet. Kam mir schlussendlich günstiger. Schade eigentlich.
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