Bald ist es so weit: In den meisten Schweizer Kantonen beginnen Anfang oder Mitte Juli die Sommerferien. Aus Sicht der Tourismusindustrie ist klar, dass diese erstmals ohne irgendwelche Corona-Nebenwirkungen stattfinden sollen, nachdem vergangenen Sommer die Industrie vom plötzlichen Ansturm der Passagiere überrumpelt wurde. Lange Schlangen, verloren gegangenes Gepäck und Koffer-Chaosbilder waren die Folge.
Nicht so dieses Jahr. Die Reisebeschränkungen aufgrund der Pandemie gehören praktisch überall der Vergangenheit an. Und das aufgestaute Reisefieber ist gross. 76 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer haben konkrete Ferienpläne und wollen im Sommer mindestens einmal verreisen. 2019, im Jahr vor der Pandemie, waren es 62 Prozent. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Umfrage der Europ Assistance, einer Tochter der Versicherung Generali. Die Befragung von insgesamt 15'000 Personen in 15 Ländern, davon 11 europäischen, fand zwischen Mitte März und Anfang April statt. CH Media liegen die Resultate für die Schweiz exklusiv vor.
Nicht mal ein Viertel aller Teilnehmenden gibt an, die heissen Monate im Inland zu verbringen. Sprich: Das Ausland lockt. Nahe Ziele wie Italien (27 Prozent), Frankreich (16 Prozent) und Spanien (12 Prozent) liegen dabei hoch in der Gunst. Derweil sind gemäss einer aktuellen Auswertung der Buchungsplattform Booking im Juli und August bei hiesigen Ferienhungrigen folgende Städte besonders gefragt:
Die Fahrt oder den Flug in die Ferne lässt sich die hiesige Kundschaft auch etwas kosten: Vor den Deutschen und Österreichern haben Reisende aus der Schweiz mit 3443 Franken das höchste Ferienbudget pro Haushalt – ein Plus von 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der europäische Durchschnitt liegt laut der Studie von Europ Assistance bei 1885 Franken.
Zwar fahren Menschen aus Europa laut der Studie noch immer am liebsten mit dem eigenen Auto in die Ferien. Doch das Flugzeug hat als Alternative an Beliebtheit zugelegt. Insbesondere in der Schweiz werde das Flugzeug als Transportmittel bevorzugt, erst an zweiter Stelle steht das eigene Auto. Die Flugscham-Debatte scheint somit für viele Leute beim Buchen der eigenen Ferienpläne in den Hintergrund zu rücken.
Derweil scheint sich die sogenannte Workation zu etablieren: So geben 34 Prozent an, dass sie vorhaben, am Ferienort nicht nur am Pool zu sitzen oder Sightseeing zu betreiben, sondern auch zu arbeiten. Nebst Schnorchel und Taucherbrille landen also bei vielen Reisenden auch der Laptop und das Headset im Gepäck, um virtuell mit dem Büro verbunden zu bleiben - trotz allfälligen Cyber-Risiken. Laut der Studie sehen darin viele Leute eine Möglichkeit, ihre Ferien zu verlängern, indem sie einige Tage früher an der Feriendestination ankommen oder etwas später abreisen.
Allerdings droht vielen Ferienhungrigen, dass sie mehr als erwartet für ihre Auszeit in der Ferne bezahlen müssen - zusätzlich zum Inflationsschock. Denn im April hatten fast zwei von drei Personen ihre Sommerreise noch nicht gebucht. Und angesichts von Kapazitätsengpässen bei den Airlines, die ihre Preise teilweise bereits stark erhöht haben, dürften kurzfristige Buchungen tendenziell teurer ausfallen.
Der Mietauto-Anbieter Sunny Cars warnte zuletzt vor kurzfristigen Buchungen. Zwar seien die Mietwagenpreise gegenüber 2022, als ein grosser Mangel herrschte, noch um 22 Prozent günstiger. Dennoch seien sie auf einem hohen Niveau. Und auch wenn die Anbieter ihre Flotten inzwischen wieder aufgestockt hätten, so bestehe im Juli und August die Möglichkeit, nicht mehr das Wunschauto reservieren zu können.
Erst kürzlich wies Dieter Zümpel, der per Anfang Juni abgetretene Chef der Kuoni-Mutterfirma Der Touristik Schweiz, darauf hin, dass die Preissteigerungen je nach Destinationen bis zu 20 Prozent betragen würden (CH Media berichtete). Gleichzeitig betonte er, dass die höheren Ausgaben - sei es beim Flug, bei der Unterkunft oder beim Gefährt - zum Teil aber auch beabsichtigt sind. So manche Reisende würden dieses Jahr bessere Hotels oder höhere Buchungsklassen im Flugzeug wählen.
Teurer wurden laut Kuoni vor allem Langstreckenflüge, insbesondere in asiatische Länder, aber auch in die Karibik und in die USA. In den Vereinigten Staaten seien zudem die Hotelpreise deutlich gestiegen. Hingegen werden Reisen in den Mittelmeerraum laut Zümpel bei Kuoni kaum teurer, da der Konzern frühzeitig Hotelbetten zu fixen Preisen eingekauft habe. Dies habe den Effekt, dass Reisebüro-Preise nun oft sogar günstiger seien als Angebote auf Websites, wo die Kundschaft individuell bucht. Ebenfalls günstig bleiben gemäss Zümpel Destinationen wie Ägypten und die Türkei. Grund dafür ist das Ausbleiben vieler russischer Gäste. (aargauerzeitung.ch)
Wenn jeder sich nur etwas einschränkt, ist allen geholfen. Kompletter Verzicht bringt in der Regel nur schlechte Laune. Wenn wer das jedoch will, ist es auch ok.